Problem von Anonym - 52 Jahre

Fühle mich wie Dreck behandelt

Bin seit 1992 im Rollstuh und komme sehr selten rauss. Bevor es so kam lief hier alles noch gut. Doch mein Mann hat sich seit paar Jahren geändert und ich glaube das es mit mir und den Rollstuhl was zu sagen hat. Er geht mit mir selten rauss und beachtet mich manchmal gar nicht mehr. Bin auch oft alleine. Auch meine Freunde und Bekannte haben sich von mir abgesant. Ich sitze nur noch vor einen PC, um den Tag schnell laufen zu lassen. Im Hause behandelt er mich , als wenn ich nichts mehr helfen kan. Er will alles nur noch alleine entscheiden. Ich fühle mich hilflos und weiss nicht mehr, was ich machen soll. Feiertage und Sonntage, sitzt er nur noch im Sessel und schläft manchmal ein. Wenn ich mich mal unterhalten will, reagiert ermanchmal gar nicht. Ich fühle mich von allen allein gelassen. Ich bin manchmal soweit mit meine gedanken, für immer einzuschlafen und weiss nicht mehr weiter.

Anwort von Sabine

Hallo!

Hast Du schon einmal mit ihm darüber gesprochen? Hast Du ihm schon einmal so ehrlich, wie mir hier gesagt, wie Du Dich fühst. Ich finde es wichtig, dass er es erfährt. Wenn Du schweigst, dann muß er ja denken, dass Du Dich wohl fühlst und für Dich alles in Ordnung ist.
Irgendwie klingt es, als sei eure Beziehung ein wenig eingeschlafen. Ich denke nicht, dass der Rollstuhl alleine daran Schuld ist. Man kann auch eine aktive interessante Beziehung führen, wenn jemand im Rollstuhl sitzt. Klar, gibt es hier und da Hindernisse, die man überwinden muß, aber gemeinsam und in voller Liebe sollten das doch keine Probleme sein.
Ich selber habe keine Erfahrung, was den Rollstuhl angeht, aber ich weiß, dass man aktiv leben kann, wenn man wirklich will. Mir scheint, dass Du Dich ein wenig hängen lässt und vielleicht von ihm erwartest, dass er Dir alle Gedanken abnimmt und Dinge erkennt, die Du denkst. Das funktioniert nicht. Er kann keine Gedanken lesen. Er ist vielleicht genauso wie Du und so schlief dann mehr und mehr eure Beziehung von Tag zu Tag. Suche nicht die Schuld bei anderen oder besondere Gründe.
Du sagst, dass Du Dich nicht wohl fühlst, dann ändere was. Nimm es in die Hand und ändere was. Unternimmt was, mach Vorschläge, biete Dich an und melde Dich. Niemand kann Dich erkennen, wenn Du nicht anfängst zu winken. "Here I am " und wie ich bin, bin ich toll, ob mit oder ohne Rollstuhl. Niemand wird Dich wie Dreck behandeln, wenn Du es nicht zulässt. Sag, dass Du es nicht magst und sprich mit ihm. Sag ihm, was Du magst und unternimm es mit ihm. Sag ihm, was Du vermisst und was Du Dir wünscht. Frage auch ihn nach seinen Wünschen. Küss ihn, wenn Dir danach ist. Sage ihm, dass er herkommen soll zum kuscheln, wenn Dir danach ist. Die Zeit ist kostbar und niemand sollte sie damit verbringen trauernd rumzuhängen und zu jammern. Weder Du noch wir, noch sonst irgendwer. Dafür ist das Leben zu schön und dafür ist das Leben viel zu interessant. Dreh Dich nicht weg. Du hast einen Rollstuhl und bist ein wenig eingeschränkt. Na und? Ich bin ziemlich klein und bin Linkshänder. Auch eine Einschränkung. Aber ... na und? Warum nicht aus dem das Beste machen, was man hat. Warum immer nur über das Schlechte nachdenken und unterhalten? Nee.... es geht auch anders und Du weißt das ganz genau.
Ich möchte Dich mit dieser Antwort eigentlich wachrütteln und Dir zeigen, dass das Leben um Dich weitergeht und niemand Dir was Böses möchte. Du wirst gebraucht und man hat Dich lieb. Nur, wie können wir Dich erkennen, wenn Du Dich nicht meldet. Danke, dass Du Dich uns/mir anvertraut hast.

Lieben Gruß