Problem von Anonym - 15 Jahre

Ich möchte nicht mehr leben...

Hallo,
Ich bin in letzter Zeit irgendwie in eine Depression geraten und ich weiß irgendwie gar nicht mehr, was ich will. Mein größter Wunsch wäre, zu sterben, einfach nie existiert zu haben, aber dann gibt es ja noch meine Familie und ich weiß, dass ich denen das Leben zerstören würde, wenn ich Selbstmord machen würde. So egoistisch möchte ich nicht sein, dass ich nur für mein eigenes Wohl, drei Personen ein Albtraum von Leben bescheren würde. Im Moment ist nur alles so schwarz. Ich weiß nicht, was ich will, fühle mich schrecklich und fehl am Platz. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen bei allem, was ich mache, auch jetzt irgendwie, weil ich meine anderen Aufgaben dafür vernachlässige.
Es fing so ungefähr vor den Sommerferien so richtig an. Da ist herausgekommen, dass meine große Schwester (17 Jahre) eine Bulimie hatte. Es hört sich vielleicht komisch an, aber sie war irgendwie das Ein und Alles für mich. Meine Eltern haben immer von morgens bis spät abends gearbeitet und da hatte ich eben sonst nur meine Schwester (naja seit der 5. Klasse, davor hatten wir ein Kindermädchen). Irgenwie ist sie mir so wichtig gewesen und plötzlich kam heraus, dass es ihr so schlecht geht... Sie ist daraufhin in eine Klinik gekommen und nun lebt sie allein in einer Stadt, die in der Nähe liegt. Ich sehe sie nur noch am Wochenende und das auch nur, wenn ich Glück habe. Wahrscheinlich ist es sogar meine Schuld, dass es ihr so schlecht ging. Ich habe so einen schlechten Einfluss auf mein Umfeld.
Zumindest hat mich das irgendwie fertig gemacht und ich habe in den Sommerferien aus Tauer erstmal 7 Kilo abgenommen. Danach hab ich aber unbremsbar zugenommen, weil ich irgendwie alles in mich reingestopft hab und als ich dann gemerkt hab, dass ich das nicht mehr unter Kontrolle hab, hab ich auch zu Kotzen angefangen.
Naja und jetzt kotz ich auch schon recht häufig und kann mich nicht mehr so gut konzentrieren in der Schule und mir wird morgens schwarz vor Augen...
Ich hab auch schon einen Abschiedsbrief geschrieben, aber mich zu töten, traue ich mich einfach nicht. Ich kann das denen, die mich mögen und meinen Eltern irgendwie nicht antun. Aber es wäre für mich das Beste. Ich bin seit eimiger Zeit auch bei einer Psychologin, die das auch sehr gut macht, aber ich glaube, dass selbst sie da keinen Ausweg sieht.
Naja, ich laber euch jetzt zu, ich musste es nur gerade mal jemandem erzählen, der das etwas distanzierter sehen kann als ich...

Alexandra Anwort von Alexandra

Hallo,

Ich glaube nicht, dass du dich umbringen möchtest. Das soll nicht heißen, ich traue es dir nicht zu, sondern vielmehr: Ich leses aus den Zeilen so viele Lebenswillen heraus. Du liebst deine Familie, deine Schwester - du hast also allen Grund, zu leben, zu lieben.

Aber warum nur hast du das Gefühl, du machst alles falsch? Woher kommt das? Ja, du klingst, als wünschtest du dir nichts sehnlicher, als alles richtig zu machen: deiner Schwester helfen, deinen Eltern alles recht zu machen, deine Krankheit zu überwinden. Aber niemand macht alles richtig, schon gar nicht von heute auf morgen. Sei nicht so hart zu dir selbst, gib dir Zeit. Zeit zu verarbeiten, was in der letzten Zeit aqlles auf dich eingeströmt ist.

Ich finde es super, dass du den großen Schritt getan und dich einer Psychologin anvertraut hast. Du hast zwar Zweifel, aber ich bin überzeugt: Sie sieht einen Ausweg - es dauert nur sehr lange, diesen zusammen mit dir zu finden. Aber lass dir gesagt sein: Du tust das Richtige! Klopf dir einmal selbst auf die Schulter, sag dir: Hey, ich habe getan, was viele, viele andere Menschen sich nicht trauen: Ich bin bereit über meine Probleme zu sprechen, sie zu bearbeiten. Das ist ein Riesenschritt! Und ich bin sicher, die nächsten Schritte werden bald folgen. Sie werden mal größer und mal kleiner - oder kaum sichtbar - sein, es wird immer mal wieder Zeiten geben, in denen du dich gut oder auch mal weniger gut fühlst.

All das ist aber kein Grund, sich aufzugeben. Du hast allen Grund zu leben, und du gehst in die richtige Richtung. Mach weiter so! Sprich auch ruhig mit deiner Psychologin über all das. Von der Ferne möchte ich dir aber schonmal zurufen: Du schaffst das! Ich glaub daran!

Deine Alexandra