Problem von Toni - 28 Jahre

Kontrolle verloren, Übergewicht

Hi , ich bin Toni 28 Jahre alt.
Ich hatte es eigentlich nicht vor zu schreiben aber ich will es versuchen vielleicht hilft das, mal schauen.
Ich war ein glücklicher Mensch, ich hab Fußball im verein gespielt , hatte viele Freunde, war echt alles wunderbar bis mein 18er Lebensjahr, danach ging es so schnell Berg ab, ich hab Ängste entwickelt, Angst vor den Menschen, ich komme nicht aus dem Haus raus seit 10 Jahren weil ich es einfach nicht schaffe, ich hab Übergewicht 1,75 m --> 130 Kg und bin echt kurz vorm durchdrehen.
Ich fühle mich viel zu beobachtet wenn ich rausgehe deswegen bin ich auch viel zu lange Arbeitslos , so um die 7 Jahren.
Beispiel : Letztens musste ich zum Arbeitsamt, plötzlich kam ich so beobachtet vor das ich mich an die Wand lehnen und die Augen schließen musste, ich hatte lust so stark zu schreien bis jemand kommt und mich zuhause bringt.
Eure frage wird bestimmt folgende sein "Wieso besuchst du nicht ein Psychiater ?" Weil sowas extrem teuer ist und ich es mir nicht leisten kann.

Ich hab es mit eine Diät versucht weil ich dachte das das der Schlüssel zu meine Freiheit ist , einmal hab ich 7 Kg abgenommen , danach hab ich es nicht mehr geschafft, anscheinend brauche ich jemand der mich unterstützt, allein ist es hoffnungslos.

Letztens spiel ich mit der Gedanke auf alles eine Ende zu setzen, das ist viel zu viel leid um mich herum , ich kann es echt nicht mehr.

Aber ich denke ständig vielleicht gibt es einen ausweg und meine Gedanken stillen sich eine weile. Aber das bedarf mich auszuschalten ist immer größer.

Noch was über mich.
Mein reales ich hat nie schlechte Laune, liebt Tiere und Natur allgemein über alles, ist sehr witzig und ausserordentlich großzügig, bin echt ganz toll lieb, rauche nicht, trinke ab und zu Alkohol (1-4 mal in Monat) und nehme kein Drogen.

Wenn ich nur diesen qual bekämpfen könnte der mich so fertig macht...

Vanessa Anwort von Vanessa

Hallo Toni,

Vielen Dank für dein Vertauen uns zu schreiben. Du bist nicht mehr im Reinen mit dir selbst - und es ist ein großer Schritt, sich jemandem anzuvertrauen! Ich finde das super. Ein erster Schritt für deinen Weg aus der Situation, in der du im Moment steckst, ist nun getan.

Du hast schon ein paar Dinge probiert, aber es war nicht DAS Richtige für dich dabei. Menschen sind ungeduldig und häufig, wenn die Dinge mal nicht so schnell funktionieren, wie wir es uns wünschen, ziehen wir uns lieber zurück.
Du bist arbeitslos und traust dich nicht oft aus dem Haus heraus. Ich nehme an, dass du deshalb auch nicht viele soziale Kontakte hast? Hast du Freunde, Menschen, zu denen du immer gehen kannst? Irgendwas in deiner Vergangenheit ist schief gelaufen, vielleicht hat dich etwas schwer enttäuscht, so klingt deine Email. Und jetzt trägst du das alles mit dir rum.
Hey, du bist 28, du hast dein Leben wahrhaft noch vor dir. Lebe und genieße es. Finde ihn wieder, den schönen glücklichen Menschen, den du verloren hast.
Ich weiß, dass das nicht leicht ist und das es ein steiniger Weg sein kann, auch nur ein paar Kilos abzunehmen. Dennoch hast du irgendwo in dir die Hoffnung, die Kraft und auch den Willen - sonst hättest du nicht hierher geschrieben. Du trägst viel mehr in dir, als du im Moment sehen kannst, glaub mir :)

Alles in allem sind also´, wenn ich das richtig verstanden habe, folgende Dinge ganz besonders wichtig für dich:
- Abzunehmen, mit deiner Figur zufriedener werden
- mit dir selbst zufriedener werden, dich annehmen und lieben lernen
- Kontakt und Freunschaften zu anderen Menschen schließen, die Angst vor Fremden verlieren
- einen Job finden, arbeiten

Sicher habe ich nicht alles getroffen, was dich bewegt, vielleicht auch nicht ganz richtig, dennoch begen dich doch diese Dinge, oder?
Setze dir Ziele, Toni. Und verschiebe sie nicht in eine Zukunft die du nicht erreichen kannst, sondern in deinen Lebensplan, in dein Leben, in das, was du schaffen und auch erreichen kannst.

Ich werden im Folgenden auf das Abnehmen eingehen.

Wenn du abnehmen möchstest, ist es klar, dass es dazu genau zwei Dinge braucht: Bewegung und eine Umstellung der Essgewohnheiten. Sowas geht nicht von heute auf morgen - aber es funktioniert. Und weil du nicht viel Geld hast, sollte das möglichst günstig vonstatten gehen.
Ich weiß nicht wie und was du isst - doch über gesunde Ernährung klärt eine Vielzahl von Internetseiten auf. Da gibt es auch viele Rezepte und Kniffe. Unten werde ich ein paar Seiten aufzählen. Verbiete dir nichts, aber verringer zum Beispiel die Menge, die du an Süßigkeiten isst und tausche sie durch Obst ein. Das ist ja auch süß und lecker :)
Zur Bewegung: Wie wäre es denn, wenn du bei einem Tierheim in der Nähe fragst, ob du täglich mit einem Hund gassi gehen kannst?
Das hätte gleich folgende Vorteile: Du gehst aus dem Haus. Auch wenn du dich unwohl dabei fühlst, irgendwann musst du damit anfangen, sonst wirst du immer länger in deiner Wohnung sitzen und immer größere Ängste nach außen hin aufbauen.
Du mgast Tiere, hast du geschrieben. So kannst du den Tieren etwas gutes tun, indem du ihnen Auslauf schenkst, der ihnen im Tierheim sonst nicht ermöglicht wird.
Du bewegst dich. Du kannst am Anfang kleinere Runden gehen, die du dann vielleicht Woche um Woche ein kleines Stückchen vergößerst.
Du hast Gesellschaft, kannst dich von den Hunden verstanden fühlen, bekommst Nähe und kannst ihnen Zuneigung schenken.
Und schließlich hättest du auch eine Beschäftigung, die etwas Gutes macht, du musst dir deine Zeit nicht merh vertreiben, du hast feste Zeiten und Termine, an die du dich halten kannst. Sowas bringt Struktur ins Leben...

Was meinst du? Wäre die Tierheimgeschichte etwas, was du machen könntest? Wenn du dich nicht traust, persönlich zu fragen, kannst du erst mal anrufen und nachfragen? Gib dir einen Ruck, du tust es für dich.

Ich glaube, dass du, sobald du ein bisschen mehr rausgehst auch Erfolgserlebnisse haben wirst, die dazu beitragen können, dass du dich mit dir selbst wohler fühlen kannst.

Da ich mir unschlüssig bin, ob du diese Art der Beantwortung deiner Mail magst - oder ob ich dir zu nahe getreten bin, möchte ich es ersteinmal dabei belassen und dir sagen: Ich hab mich angestrengt und eingesetzt für das, was ich hier geschrieben habe. Und ich hoffe, dass du diese Mail lesen wirst :) Du darfst dich gern wieder melden, wenn du jemanden an deiner Seite brauchst, wie du schreibst! Wir sind da.

Mache dich auf den Weg, wenn Steine draufliegen, dann schau sie dir an und geh weiter. Du schaffst das!
Und: Ich bin mir nicht sicher, aber eine Psychotherapie kann bei Krankenkassen abgerechnet werden, also auch bei dir. Wenn du also wirklich einen realen Verbündeten aufsuchen möchtest und den Mut dazu hast, dann wage zumindest bei einer Praxis nachtzufragen und deine Situation zu schildern.

Liebe Grüße und alles, alles Gute! Vanessa