Problem von Quendoline - 18 Jahre

Ich will sterben! (3)

Vielen Dank für die erneute Antwort !

Es ist so schlimm für mich zu sehen, dass jeder Mensch so tun würde, als hätte es meine Familie nie gegeben ... Sie fehlt niemandem ... Das tut so, so schrecklich weh.
Ich verstehe, dass meine Eltern, meine Geschwister nur Patienten, wie jeder andere auch waren, doch es ist so schlimm, wenn man ... ich kann nicht.

Ich kann diese schreckliche Bilder von diesem Unfall nicht vergessen, sie sind so präsent ... sie hören nicht auf, immer, immer, und immer wieder kommen sie, ohne Pause.
Warum musste ich überleben, obwohl kaum Überlebenschancen bestanden ? Warum hatten mich die Ärzte gerettet ? Wieso haben sie nicht einfach diese Maschinen abgestellt ? Wieso ?
Ich könnte jetzt bei ihnen sein ...

Wenn ich meine Verletzungen an meinen Armen, Beinen, Gesicht und Kopf ansehe, dann läuft dieser "Film" immer wieder ab ...
Wenn diese Schmerzen und die offene Wunden erstmal weg sind, dann werden mir für immer häßliche Narben bleiben, und die werden mich widerum immer an dieses schreckliche Ereignis erinnern. Daran, dass ich meine Familie nicht mehr sehen kann, sie sind einfach weg, weg ...
Es ist so unendlich still geworden ...
Immer wenn das Telefon läutet, oder es an der Tür klingelt, dann hoffe ich, dass es meine Eltern und meine Geschwister sind, und jedesmal die Enttäuschung.
Sie werden nie, nie wieder kommen, sie nicht tot, nicht mehr da ... Ich kann das einfach nicht glauben, ich will es nicht glauben ...

Ich lebe jetzt bei meiner Tante und deren Mann, denn sonst gibt es keine Verwandten mehr.
Meine Großeltern sind vor einigen Jahren gestorben, mein Onkel ist an Krebs gestorben und meine älteste Schwester hatte sich das Leben genommen.
Es war eine sehr schwere Zeit, und ich fand allmählich wieder ins Leben zurück, hatte einige Klinikaufenthalte hinter mir, und jetzt ...

Wenigstens hab ich noch die Schwester meiner Mama und deren Mann ...
Ich verstehe mich mit den beiden sehr gut.
Der Mann meiner Tante ist Psychiater und sie ist Psychologin ... Ich muss jetzt Tabletten nehmen, denn ohne diese Unterstützung meinen beide, würde ich es nicht schaffen.
Sie reden viel mit mir, und sind für mich da, doch meine Familie können sie einfach nicht ersetzten.
Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, was soll ich machen ?
Ich kann einfach nicht mehr normal weitermachen, es ist etwas passiert, und da kann ich nicht so tun, als würde ich nichts passiert sein.

Am liebsten würde ich mich irgendwo eingraben, es ist so schwer, ich finde einfach nichts mehr lebenswert an diesem Leben, was soll ich hier noch ?

Ich kann nicht mehr ... es ist so schrecklich ...
Es gibt nichts,das von meiner Familie übrig geblieben ist, keinen Bruder, keine Schwester ...

Ich fühle mich auch so schlecht, denn ich hatte in letzter Zeit sehr viel mit meiner Mama diskutiert und verbal gestritten. Jetzt wünschte ich ihr mehr gesagt zu haben, dass ich sie so unendlich lieb hatte, dass sie eine so tolle Mama war. Und auch meinem Papa hätte ich öfter sagen sollen, dass ich stolz auf ihn bin, dass ich froh bin, ihn zu haben usw. Ich habe allen viel zu wenig gesagt, wie lieb ich alle habe ...
Ich war eine schlechte Tochter ! Ich hätte sovieles noch sagen wollen, sovieles fragen, ich hätte alle so gerne noch in den Arm genommen ... Ich kann das nicht mehr, es ist vorbei, aus, Ende !

Ich vermisse sie so sehr ... Ich will ihre Stimme hören, einfach nur kurz ihre Stimmen hören können ...

Danke für alles, das ist wirklich unglaublich nett von Euch allen !
liebe Grüße,
Quendoline

Jeanett Anwort von Jeanett

Liebe Quendoline,

es ist gut, dass du deinen Kummer hier rein schreibst. Das was du durchmachen musst ist sonst wohl kaum zu verkraften. Da helfen auch keine tröstenden Worte, die will ich mir deshalb auch verkneifen. Alles klingt meiner Ansicht nach hohl, auch wenn es ja doch von den meisten Menschen, die einem Beileid usw. wünschen, gut gemeint ist. Aber helfen kann dir das nicht, ich weiß. Die meisten Menschen sind sicher auch dir gegenüber etwas hilflos, bestimmt wollen dir viele helfen oder Hilfe anbieten, aber es fällt eben schwer, Worte zu finden, die nicht hohl klingen.

Du schreibst, dass deine Tante und dein Onkel Psychologen sind, und ich glaube, bei ihnen bist du jedenfalls in guten Händen. Zum einen gehören sie zu deiner Familie, sie betrifft dieser Unglücksfall auch persönlich. Und zum anderen sind sie Fachleute im Umgang mit solchen Problemen, du hast also professionelle Hilfe aus erster Hand. Und darüber kannst du froh sein.

Deine Familie hat jetzt ihre Ruhe gefunden, aber für dich war die Zeit noch nicht gekommen. Irgendwann wirst du es schaffen müssen, deine Familie loszulassen. Du wirst sie nicht wieder zurückholen können, und es wird dir auch nicht helfen, wenn du denselben Weg gehst, denn dann ist alles vorbei. Auch wenn du es jetzt noich nicht sehen kannst, aber da liegt ein Leben vor dir, das noch vieles für dich bereit hält. Wirf es nicht weg, auch wenn dir im Moment danach zumute ist. Vergrabe dich nicht, sondern geh hinaus ins Leben, sprich mit deinen Freunden, heul dich aus!

Hör nicht auf, darüber zu reden und zu schreiben, soviel es nur geht. Denn das hilft dir am besten, diesen schweren Schicksalsschlag zu verkraften. Es dauert seine Zeit, der Schmerz wird nicht ganz verschwinden, aber er wird mit der Zeit erträglicher, glaub mir!

Wir denken alle an dich und wünschen dir alles alles Gute,
liebe Grüße von Jeanett

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