Problem von Tobi - 19 Jahre

Viele Probleme - Wenig Übersicht 2

Hallo,

hier wollte ich nochmal eine Fortsetzung von dem Problem schreiben, das schon diskutiert wurde, und zwar habe ich mir Folgendes überlegt:

der Ansatz mit dem Ordnen der Probleme jede Woche ist sehr gut, und ich möchte ihn gerne umsetzen. Allerdings habe ich mir überlegt, dies auf eigene Faust zu tun.

Als Zeitfenster habe ich meine Freistunden: Jeden Mittwoch habe ich in der 3. und 4. Stunde keinen Unterricht (erst danach). Mittwochs habe ich Zeit, nach Hause zu fahren und dann bleiben mir immer 60 Minuten an Zeit. Dann würde es meinen Alltag auch zeitlich nicht zu sehr beeinträchtigen, wenn ich mir Mittwochs einfach immer die 60 Minuten nehme und unter der Woche dann die Gewissheit habe, dass ich nächsten Mittwoch wieder Zeit habe, um meine Probleme zu ordnen.
In diesen 60 Minuten ist es bei mir zu Hause ruhig, da keiner im Haus ist.

Allerdings weiß ich nicht, ob dies wirklich die richtige Herangehensweise ist, da es eben nur 60 Minuten in einer Woche sind (auf der anderen Seite möchte ich nicht so viel Zeit damit verschwenden, über meine Probleme nachzudenken) und ich auch unter Zeitdruck stehe, da ich nach diesen 60 Minuten definitiv wieder zur Schule fahren muss.

Zu einem Therapeuten möchte ich allerdings nicht so gerne gehen, da dies wieder ein Stressfaktor für mich wäre, da ist wahrscheinlich der Vorschlag mit den 60 Minuten die für mich günstigere Alternative.

Momentan mache ich das also so, dass ich es nur Mittwochs in den Freistunden mache, sonst nicht. Wenn ich an meine Probleme denke, verlege ich dies immer auf die Zeit, die mir am Mittwoch zur Verfügung steht.

Jetzt bin ich mir allerdings nicht sicher, ob diese Strategie auch die Richtige ist. Deshalb wollte ich noch nach einer Rückmeldung fragen.

Ob in meiner Vergangenheit ein tiefersitzendes Problem liegt, ist meiner Meinung nach eine interessante Frage (falls der/diejenige, der/die das Problem beantwortet die/der Gleiche ist: war/ist es denn bei dir auch so ?).
Das weiß ich nicht und werde es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht herausfinden, da ich es ja wissen müsste, wenn ich es im Kopf hätte.
Auf der anderen Seite finde ich diese Überlegung ziemlich unheimlich, da es etwas Unbekanntes ist. Was ist, wenn da irgendwas ganz Schlimmes in meinem Kopf ist ?

Jetzt wirft sich in mir nur noch die Frage auf, ob bei mir irgendwas nicht stimmt. Deshalb bin ich auch unsicher, ob ich nicht vielleicht doch einen Psychiater aufsuchen sollte:

*die Freundin meiner Mutter hat, als ich noch ein kleines Kind war, gesagt, ich hätte einen autistischen Touch, da ich recht auf auf rotierende Räder geschaut habe.

*eine Stufenkameradin von mir (die ich allerdings nicht mag), deren Mutter angeblich Psychologie studiert hat, hat mir auch gesagt (vor 2 Jahren), ich hätte Asperger-Syndrom: sie hätte viele Anzeichen dafür bei mir entdeckt und ihre Mutter (ihre Mutter hat mich 1 mal kurz gesehen) hätte direkt auf den ersten Blick gemerkt, dass ich Asperger Autismus hätte.

Nun stehe ich allerdings vor einer Entscheidung: jetzt habe ich mir einen Plan gemacht, wie ich meine Probleme angehen möchte. Allerdings bin ich mir unsicher, ob dieser auch der Richtige ist. Vielleicht sollge ich doch lieber zu einem Therapeuten gehen...

Bei der Entscheidung, dich ich eigentlich für mich selbst treffen müsste, bin ich überfragt.

LG,
Tobi

Sarah L. Anwort von Sarah L.

Anmerkung: Fortsetzung zu http://mein-kummerkasten.de/220600/Viele-Probleme-Wenig-uebersicht.html

Lieber Tobi,

ich habe deine erste Anfrage schon bearbeitet, und freue mich das du dich noch einmal an uns wendest, und ich dich noch ein bisschen länger "begleiten" kann.

Was du geschrieben hast klingt schon viel geordneter und ruhiger als beim letzten Mal finde ich. Das ist gut! Lass dich aber bitte auch nicht gleich unterkriegen, wenn es nicht so bleibt, es ist gut möglich dass du noch eine ganze Weile Rückschläge erlebst.
Wie immer, wenn man an einer belastenden Situation etwas zu ändern versucht, kann eine Umstellung schwierig sein weil da oft ganz Vieles ineinander greift, sowohl äußere Umstände wie auch inneres Erleben.
Was ich damit eigentlich nur sagen will ist dass es am allerwichtigsten ist, dass du Mut und Kraft hast um das Problem anzupacken - die Lösung wird unter Umständen Zeit brauchen, aber der Weg ist genauso wichtig!

Damit auch gleich zu deinem ersten Punkt: Es kann sein dass du eine Weile ausprobieren musst, welcher Zeitpunkt für dich am besten ist, um dir einen Rahmen für das Überdenken deiner Probleme zu bieten.
Ich finde es sehr gut, dass du damit eine Möglichkeit gefunden hast deinen Kopf in anderen Situationen nicht überschwemmen zu lassen, weil du jetzt weißt, dass dafür an einem festen Tag in der Woche Zeit und Platz ist.

Ich verstehe auch gut, dass du dir da noch ein bisschen unsicher bist.
Gib dir selbst Zeit und Raum herauszufinden, was du brauchst.
Es kann sein, dass du wirklich eine Stunde in der Woche nutzt, um gedanklich alles durchzuspielen - oder dass es schon reicht dir eine Viertelstunde Zeit zu nehmen um schriftlich etwas festzuhalten.
Ich bin mir sicher, dass du mit der Zeit ein sehr gutes Gespür dafür entwickeln wirst, was dir hilft.

Klar, ein Therapeut wäre zusätzlicher "Stress", weil ein Besuch bei einem Therapeuten mit einem gewissen Aufwand verbunden ist - du würdest erstmal Energie aufbringen müssen, um dort anzukommen.
Das kann ich gut nachvollziehen. Wenn ich einmal in der Woche meine Therapeutin aufsuche ist der ganze restliche Tag "weg", weil es mich total erschöpft. Trotzdem ist das für mich die beste Lösung. Ich finde zu Hause nicht den richtigen Rahmen, um mich mit mir gut auseinandersetzen zu können.
Das muss bei dir nicht so sein, aber verwirf die Möglichkeit nicht gleich gänzlich. Vielleicht merkst du auch, dass du es alleine nicht schaffst - oder du fühlst dich (wer weiß) in ein paar Wochen plötzlich doch leistungsfähig genug, um auch den zusätzlichen Aufwand zu stemmen.
Behalt es einfach im Hinterkopf. :)

Wie oben schon geschrieben klingt deine Planung für mich gut. Ob du dich dabei wohlfühlst musst du für dich selbst herausfinden.
Du schreibst du weißt nicht ob deine Strategie die richtige ist..ich nehme an du beziehst dich damit darauf, dass du dich nur an dem einen Tag (Mittwoch) mit allem auseinandersetzt, was so anliegt.
Natürlich wäre es besser, sich immer mit Allem beschäftigen zu können. Aber es wäre auch toll eine eierlegende Wollmilchsau zu haben. ;)
Wenn du das Gefühl hast es hilft dir, dann ist es zumindest im Augenblick auch gut so. Was dabei nicht auf der Strecke bleiben sollte ist die Fähigkeit dich mit Problemen sofort zu beschäftigen, die sofort wichtig sind. Aber das Gefühl habe ich bei dir auch nicht.

Ich wollte dir mit meiner Überlegung, ob deine Probleme mit Schwierigkeiten in deiner Vergangenheit zu tun haben könnten, keine Angst machen!
Bei mir war das so, ja. Aber das können wirklich eine Vielzahl von Dingen sein, Tobi. Manche Menschen sind einfach sensibler als andere.
Nimm zwei Kinder, die beide nicht in einer Idealfamilie aufwachsen. Das kann etwas Kleines sein, wie dass beide Eltern fast nie da sind.
Kind 1 steckt das locker weg, und die Wochenenden mit den Eltern sind genug. Kind 2 bekommt zu wenig (Liebe, Aufmerksamkeit, etc) für seine Bedürfnisse. Und wie wenn es zu wenig Nährstoffe zu sich genommen hätte, kann es dann als Erwachsener auch noch ein bisschen "unterernährt" sein. Und das kann den Menschen in seiner Gesamtheit schwächen, und dadurch anfälliger machen für den ganzen Stress der später kommt, der dann auch wieder weniger gut verkraftet wird, und so weiter..
Ich hoffe das war verständlich erklärt. "Etwas aus deiner Vergangenheit" könnte auch einfach nur sein, dass du früher schon sehr schnell reizüberflutet warst, und durch die ständige Überflutung noch empfindlicher geworden bist.
Ich habe mich da letztes Mal falsch ausgedrückt glaube ich. :) Ein tiefersitzende Ursache muss objektiv betrachtet gar nicht so etwas ganz Schlimmes sein, wie du befürchtest.
Du schreibst: "Auf der anderen Seite finde ich diese Überlegung ziemlich unheimlich, da es etwas Unbekanntes ist. Was ist, wenn da irgendwas ganz Schlimmes in meinem Kopf ist ?"
Dazu will ich dir Folgendes sagen: Unser Gedächtnis schützt uns manchmal vor Erinnerungen, die wir nicht gut verkraften könnten. Die Erinnerung ist dann nicht weg, sondern nur hinter einer versteckten Tür - wir wissen nicht, dass diese Tür da ist, also machen wir sie nicht auf. Normalerweise kannst du davon ausgehen, dass dein Körper und deine Seele ganz gut wissen, was zu tun ist. Du atmest ja auch ohne darüber nachdenken zu müssen. Also selbst wenn da etwas wäre, das du im Augenblick nicht erinnerst, dann würdest du dich erinnern, wenn es wichtig werden würde, oder wenn du bereit dafür wärst.

Zu deiner Frage, ob du möglicherweise unter Autismus leidest kann ich wenig sagen. Generell aber soviel:
Erstens - Ein kurzer Blick reicht da sicher nicht (und das sollte die Dame als Psychologin auch wissen..), und wenn deine Mutter wirklich den Eindruck gehabt hätte, dass mit deiner Entwicklung etwas anders ist, als es sein sollte, dann wäre sie bestimmt mit dir zum Arzt gegangen!
Zweitens - Ich weiß nicht ob man es nur vermutet, oder ob das auch so im Handbuch steht, aber selbst wenn du autistische Verhaltens- oder Wesenszüge hättest könnte das auch einfach nur DAS bedeuten, ohne gleich bedeuten zu müssen, dass die Krankheit voll ausgeprägt ist.
Bei vielen anderen Störungen ist es so, dass du dir keine Grenze vorstellen darfst: diese Seite bedeutet gesund, die andere bedeutet krank. Stell es dir mehr wie eine Skala vor. Nicht jedes Symptom muss immer und bei jedem gleich stark ausgeprägt sein.
Informier dich doch einfach mal im Internet über Autismus, und wenn du auch findest, dass da Vieles auf dich zutrifft, dann kannst du ruhig mal einen Arzt aufsuchen. Aber mach dich wegen den Äußerungen anderer Leute nicht verrückt. (Im wahrsten Sinne. ;) )

Du suchst nach einer Erklärung, was mit dir los ist, und das ist ganz normal. Aber ich hab ein bisschen das Gefühl, dass da die Überschwemmung schon wieder los geht. Vielleicht auch weil ich zu viele Möglichkeiten oder Ansätze in meiner letzten Antwort in den Raum gestellt habe. Du denkst in ganz viele Richtungen.

Konzentrier dich erstmal darauf, dich ein bisschen zu stabilisieren, das wäre mein Vorschlag. Du bist bis heute recht gut zurecht gekommen, ob "mit dir etwas nicht stimmt" oder nicht. Du musst die Suche nach einer Antwort nicht über's Knie brechen und die Antwort wird sich ohnehin leichter finden, wenn du dein Chaos besser geordnet hast.
Für deine Unsicherheit bezüglich eines Therapeuten gibt es eine ganz einfache Zwischenlösung: Erstgespräche.
Das bedeutet du darfst eine Reihe verschiedener Therapeten aufsuchen und einmal mit ihnen reden, damit du sie kennelernst und dann darfst du dich entscheiden wer der Richtige für dich ist. Wird von der Krankenkasse bezahlt und ein Antrag oder so etwas ist dazu auch gar nicht nötig. Wie viele Erstgespräche übernommen werden kann dir ein Therapeut sagen, oder die Kasse.
Ja, du hast Aufwand, aber es ist nicht gleich eine Langzeitbelastung/-verpflichtung und du kannst herausfinden, wie du dich dabei fühlst zu einem Therapeuten zu gehen.
Wie die Problembewältigung für dich alleine ist hast du ja auch schon ausprobiert.
Ich glaube dann wird es dir leichter fallen eine Entscheidung zu treffen.

Hier noch ein paar Links für dich:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html (ein wunderbarer Beitrag einer Teamkollegin, der eigentlich heißen sollte "Wie finde ich den richtigen Psychologen für mich und was erwartet mich da" :) )
http://www.therapie.de/psychotherapie/
http://www.psychotherapiepraxis.at/artikel/asperger/asperger.phtml (Eine Infoseite über das Asperger-Syndrom)

Lieber Tobi, ich hoffe ich konnte dir wieder ein bisschen weiterhelfen.
Wenn wir dich weiter unterstützen können, dann tun wir das jederzeit gerne.

Alles Liebe,
Sarah L.