Problem von Julia - 22 Jahre

Angst und weitere Probleme

Hallo.

Ich habe seit ca. einer anderthalben Woche immer wieder Angstzustände mit körperlichen Begleitsymptomen (z.T. auch Panikattacken).

Meine Mutter, bei der ich wohne, hatte vor 2,5 Wochen einen Ohnmachtsanfall, den ich miterlebt habe. Das hat mich heftig mitgenommen und eine Woche später (als sie nicht mehr im Krankenhaus, sondern wieder zuhause war), am Wochenende, fing es an, dass ich auf einmal wahnsinnige Angst hatte, ich könne auch einfach ohnmächtig werden.
Den darauffolgenden Montag bin ich sofort zum Arzt. Mein Herz ist in Ordnung und das Blutbild auch. Am Freitag bin ich aber nochmal zum Arzt, weil sich die Angst dahingehend verschlimmert hat, dass mir schwindlig wurde, mein Herz raste, usw. Da hab ich dann erstmal ein Medikament bekommen (Alprazolam), wovon ich eine halbe früh und abends nehmen sollte.
Das hat geholfen, aber die Angst ist nicht weg.

Da ich jetzt auch noch eine Erkältung mit Halsschmerzen habe, nehme ich noch mehrmals am Tag Gelomyrtol, Alprazolam aber nur noch einmal.

Ich weiß zwar nicht, ob das von Bedeutung ist, denn meine Hausärztin ist darauf nicht eingegangen, aber ich habe auch einen Ernährungsmangel. Von für mich üblichen 2000 kcal / Tag nehme ich durchschnittlich 650 kcal / Tag zu mir (ich bin auch Vegetarierin). Allerdings bin ich schon seit einer Woche dabei, das zu ändern und mehr zu essen.

Seit ich das Medikament Alprazolam nehme, hab ich zwar allgemein weniger Angst, aber die Angstzustände kommen oft ganz plötzlich und v.a. dann, wenn ich in der Schule (der Ausbildung, die ich mache, in der ich sehr gut bin und mit der ich keine Probleme habe, genauso wenig mit meinen Mitschülern oder Lehrern) bin.
Ich bin immer angespannt und habe sogar Angst davor, dass ich wieder Angst bekomme. Ich kämpfe mich mehr oder weniger durch den Tag, schlafe aber auch auf jeden Fall genug (mindestens 8 oder 9 h).

Ich habe in den letzten 1,5 Wochen oft schon gefehlt oder bin zeitiger gegangen, wodurch ich viel verpasse, was noch zusätzlich zur Belastung wird.

Ich brauche unbedingt Hilfe, da ich selbst nicht weiß, wie ich die Angst loswerden kann, da sie sehr oft auch mit körperlichen Beschwerden einhergeht.

Ich bitte um möglichst schnelle Antwort!

Danke,

Julia

Marie Anwort von Marie

Liebe Julia,

danke für dein Vertrauen!

Es ist schon einige Zeit vergangen, seit du uns geschrieben hast - ist es mit der Angst inzwischen besser geworden?

Wenn nicht, könnte es sein, dass du an einer sog. Panikstörung leidest. Das ist eine Form von Angststörung, die sich in plötzlichen, unvorhersehbaren Panikanfällen mit entsprechenden körperlichen Symptomen (Herzrasen, Zittern, Schwitzen, Übelkeit...) äußert, oft verbunden mit einer ständigen "Angst vor der Angst", also Angst vor der nächsten Panikattacke.
Das Medikament, das du dagegen bekommst, ist nur zur kurzfristigen (!) Behandlung gedacht, da es ein ziemlich hohes Abhängigkeitspotential besitzt. Es ist wichtig, dass du dieses Medikament langsam - am besten in Absprache mit deinem Arzt - absetzt (also nicht von einem Tag auf den anderen, sondern über einen längeren Zeitraum). Und: es dämpft zwar die Symptome, beseitigt aber nicht die Ursachen, die dahinter stehen.
Eine sehr gute und wirksame Möglichkeit, um die Ursachen zu behandeln, wäre eine sog. Verhaltenstherapie bei einem dafür ausgebildeten Psychotherapeuten. Er kann dir Strategien an die Hand geben, wie du mit den Panikanfällen und der Angst davor besser umgehen kannst. Schau mal hier: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html

Um die Wartezeit zu überbrücken, kannst du auch erst einmal ein Entspannungsverfahren erlernen, das dir dabei hilft, im Alltag weniger angespannt zu sein - denn dann werden auch die Panikattacken seltener. Gute Entspannungsverfahren sind z.B. die Progressive Muskelentspannung, oder auch das autogene Training (ist nicht jedermanns Sache, probier am besten einfach mal aus, ob du damit gut zurecht kommst). Entsprechende Kurse gibt es an vielen Volkshochschulen, oder du bringst es dir mithilfe eines Buchs oder einer CD selbst bei.

Dass du versuchst, wieder mehr zu essen, finde ich super! 650 Kalorien am Tag sind wirklich zu wenig.

Ich wünsche dir viel Erfolg, um deine Probleme in den Griff zu bekommen, und alles Gute für das neue Jahr!

Liebe Grüße,
Marie