Ich bin am Ende meiner Kräfte...
Hallo Liebes Team,
Ich fange einfach einmal an zu schreiben!
Mein Opa ist vor einem Jahr gestorben, er war alles für mich mein 2 Vater, ich war immer bei meinem Opa, er hat mir bei jeder Situation geholfen egal ob gut oder nicht so gut! Als die Diagnose Krebs kam war ich zuversichtlich! wird schon nicht so schlimm sein wie es ist! aber es ging dann ziemlich schnell... ich wollte ihn im Krankenhaus besuchen! Doch leider wusste ich nicht wie ich dort hinkommen soll meine Eltern sagten auch immer wir fahren nächste Woche da kommt er dann wieder heim... naja ein Anruf von Krankenhaus am nächsten Tag langte,.. " Frau *** es ist so weit" Ich fuhr mit meinen Eltern ins Krankenhaus... vor dem Krankenhaus stand meine Oma weinend... es ist vorbei.... kam als einzigstes aus ihrem Mund....
Vor der Tür in sein Zimmer, hat mich aber der Mut verlassen! Ich konnt nicht reingehen ich hatte wahnsinnige angst!! Ich wartete Draußen....
An den nächsten Wochen war mein Gefühl nicht anderes.... Ich hatte dann Schuldgefühle... und es wurde nicht besser... warum habe ich mich nicht von ihm verabschiedet... usw...
Ich habe dieses Gefühl immernoch!! Was kann ich tun?
Jetzt habe ich eine Ausbildung angefangen... ich möchte diese nicht machen... muss mich täglich in die Schule quälen (eine schulische ausbildung) ein mal in der Woche muss ich in den Kindergarten.. von der Schule bekomme ich aufgaben gestellt die ich im Kindergarten machen muss... diese Aufgaben kann ich aber nicht... seit dem mein Opa gestorben ist, bin ich eher schüchtern zurückhaltend, in mich gekehrt... da fällt es mir schwer auf die Kinder und die Kindergartenleitung zuzugehen....
Manchmal sitze ich auf dem Sofa und denke mir... hat leben für mich noch einen sinn?? wenn ja welchen? jeden tag quäle ich mich... kann nicht mehr gescheid schlafen, wache alle paar stunden auf... ich habe täglich diese innere Unruhe in mir!!! Ich kann einfach nicht mehr... weine täglich, jede nacht... in der früh.. vorallem ist es schlimm wenn ich gerade meine periode wieder bekomme dann könnte ich immer weinen..
Hoffe auf schnelle antwort :)
Lg
Anwort von Johannes
Liebe Selina,
Zuerst einmal möchte ich dir mein herzliches Beileid zu dem Tod deines Opas aussprechen. Mit solch einer Situation ist es niemals leicht umzugehen. Ich finde, dass in Todesfällen für Angehörige die richtigen Worte zu finden oft nicht leicht ist. Schließlich möchte man ja auch nichts falsches sagen. Vielleicht hilft es dir, wenn du mit jemandem darüber sprichst, dem du vetraust und dir mal alles von der Seele redest. Häufig sagen enge Anghörige von Toten, dass sie alles verloren haben. Ich persönlich kann da allerdings nicht zustimmen. Natürlich ist es so, dass dein Opa nicht mehr auf dieser Welt ist und das tut mir auch unendlich leid. Auf der anderen Seite kannst du dir sagen, dass er in deiner Welt bzw. in deinem Leben immer eine große Rolle spielt und für den Rest deines Lebens einen großen Platz in deinem Herzen einnimmt. Im ersten Moment klingt es für dich vielleicht ein wenig komisch, aber du kannst auch jederzeit mit deinem Opa reden. Sag ihm, wie sehr er dir fehlt und wie traurig du über seinen Tod bist. Wenn du Fragen hast, stell ihm deine Fragen. Dabei ist es nicht unbedingt das Wichtigste, Antworten zu erhalten, sondern dass du dich mit dem Thema auseinandersetzt und nicht versuchst, es zu verdrängen. Ich würde es an deiner Stelle einfach mal ausprobieren. Schließlich hast du nichts zu verlieren. So ein Erlebnis, was man irgendwo auch als Trauma bezeichnen kann, hinterlässt natürlich tiefe seelische Wunden, die sehr schwer zu verheilen sind. Du wirst allerdings feststellen, dass dieser Schmerz von Zeit zu Zeit immer schwächer und schwächer wird. Versuche dich mal auf diesen Gedanken einzulassen.
Gerade weil du so ein gutes Verhältnis zu deinem Opa hattest, muss die ganze Situation echt schlimm für dich sein. Ich versuche mich gerade in deine Lage hineinzuversetzen, denn ich habe zu meinem Opa auch einen sehr guten Draht und wenn er jetzt auf einmal die Diagnose Krebs käme und er kurze Zeit später daran auch noch sterben würde, wäre ich sicherlich auch fertig mit den Nerven. Was ich dir damit sagen will: Du hast ein Recht auf Trauer und getröstet zu werden.
Ich denke, dass es dir helfen wird, wenn du mit deiner Oma über den plötzlichen Tod deines Opas sprichst. Wie ich aus deiner Mail entnehmen konnte, hat den Todesfall deine Oma auch sehr mitgenommen (ist ja verständlich). So könnt ihr euch beide zusammmen austrauern, aber euch auch gegenseitig Halt geben.
Ich kann wirklich sehr gut nachvollziehen, dass du nun Schuldgefühle hast, weil du dich nicht von deinem Opa verabschiedet hast. Ich stelle dir jetzt mal eine Frage, über deren Antworten du ja mal nachdenken kannst: Hätte es dein Opa gewollt, wenn du wegen seinem plötzlichen Tod Schuldgefühle hast, weil du dich nicht von ihm verabschiedet hast? Schließlich konnte vorher niemand wissen, dass es so schnell geht. Mach dir also keine Vorwürfe. Das bringt dich in deiner Situation kein Stück weiter.
Bitte versuche wie gesagt den Tod deines Opas nicht zu verdrängen, sondern rede mit Leuten darüber, denen du vertraust. Wenn wirklich gar nichts mehr geht, kannst du dir mal überlegen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hierzu würde ich dir gerne unsere Soforthilfe ans Herz legen: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html
Sich Unterstützung zu holen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Und ein Mensch, der verzweifelt ist und diese Verzweiflung auch zeigt, kriegt Hilfe.
Wenn du einen Weg gefunden hast, mit dem Tod deines Opas besser umzugehen, bin ich mir sicher, dass dir die Arbeit im Kindergarten und in der Schule auch wieder leichter fallen wird. Todesfälle werfen einen nämlich manchmal ganz schön aus der Bahn. Und dann ist es wichtig, dass da Menschen sind, die einen auffangen.
Meiner Meinung nach hat das Leben immer einen Sinn. Jeder hat gewisse Höhen und Tiefen im Leben. Tiefen gehören leider auch zum Leben dazu. Hätte es dein Opa gewollt, wenn du dir wegen ihm das Leben nimmst?
Liebe Selina: Ich wünsche dir, dass du bald wieder mehr Freude am Leben findest. Ich bin mir sicher, dass es auch viele sehr schöne Momente in deinem Leben gab und auch noch geben wird. Du bist noch so jung und hast dein ganzes Leben noch vor dir.
Ein seelischer Schmerz ist zwar manchmal schrecklich, aber er zeigt auch dass man lebendig ist. Man weiß auch: Schmerzen werden schwächer. Das ist vielleicht die Hoffnung.
Alles Liebe
Johannes