Problem von René - 19 Jahre

Verbotene Liebe 2

Hallo,

vorab würde ich gerne anmerken, dass sofern Paul Zeit hat, dass er dieses Problem beantwortet. Seine Worte haben mir in meinem ersten Problem sehr geholfen.

Es ist nun gekommen wie es von Anfang an hat kommen müssen. Nachdem ich ihr meine Gefühle gestanden habe, habe ich erneut gefragt, ob es eine Möglichkeit gibt, ihre Eltern von unserer Liebe zu überzeugen. Es kam ein ganz klares "Nein" von ihr. Wir haben noch eine Weile geredet und ich habe letztendlich den Schlussstrich gezogen.

Mein Problem ist, dass alle Ereignisse der letzten Jahre, wie zum Beispiel der Tod meines Opas plötzlich hochkommt. Ich weine ununterbrochen, bin am Boden zerstört und ich weiß nichts mit mir anzufangen. Ich möchte am liebsten einfach weg laufen.
Zudem kommt, dass am 01.08 meine Ausbildung zum Hotelfachmann beginnt. Ich habe Angst, dass ich wegen der jetzigen Situation den Druck und allem anderen was mich erwartet nicht standhalte. Ich fühle mich ja momentan nicht einmal in der Lage mein Bett zu verlassen.

Sie war und ist meine erste große Liebe und die Tatsache, dass diese Liebe enden muss bevor wie wirklich angefangen hat macht mich einfach nur fertig. Ich habe niemanden mit dem ich reden kann, ich war schon immer sehr verschlossen und habe meine Sorgen in mein reingefressen. Vielleicht ist das auch mein Problem.

Ich brauche einfach einen Rat, Ich weiß nicht mehr weiter.
Ich sitze hier und wünsche mir, dass der Schmerz und die Tränen aufhören, aber es funktioniert nicht.
Ich würde gerne in die Zukunft blicken, aber ich kann es nicht.
Ich würde sie gerne vergessen, aber ich möchte es nicht.

Ich hoffe wirklich, dass jemand ein paar aufmunternde Worte findet, ich brauche dringend welche. Alleine fallen mir nämlich keine ein.

Ich danke im Vorraus,

René

PaulG Anwort von PaulG

Grüße dich René!

Es tut mir so unglaublich leid, dass es keinen Weg für euch gibt. Würdest du nicht demnächst eine Ausbildung beginnen, hätte es vielleicht Sinn, wenn ich schriebe: "Eine Zeit der totalen Verzweiflung ist okay, nimm sie dir - es wird besser werden..." Aber dieser Rat würde dir nicht gerecht. Die Erinnerung, dass dein Opa verstorben ist, bringt verständlichweise das Fass zum Überlaufen. Mein herzliches Beileid - du machst wirklich eine furchtbare Zeit durch.

Zuerst einmal, was deine Ausbildung betrifft: Ich weiß, es wird dir schwer fallen. Etwas Anderes erwartet auch niemand von dir. Aber ich habe einen Vorschlag: Wie wäre es, wenn du die Ausbildung aus einem anderen Blickwinkel betrachtest - oder das zumindest versuchst? Ich verstehe, dass es dir vorkommt, als hätte sich alle Welt gegen dich verschworen; und dass du dir nicht mal Ruhe gönnen darfst, kommt noch dazu. Wie aber fühlst du dich, wenn du an deine Liebste denkst - so ihren Eltern gegenüber? Du hast einen anderen Glauben, das ist das eine. Aber eben warst du noch Schüler, man konnte dich abtun als einen Verehrer, den man nicht ernst nehmen muss. Was furchtbar gemein ist. Ich möchte nicht ihre Eltern kritisieren, das steht mir nicht zu. Sie haben nun einmal eine andere Sichtweise als wir, an der nicht zu rütteln ist. Auch sie könnten gewiss ihre Argumente vorbringen, wenn man dazu käme, es zu besprechen. Allein so ist es nicht. Jedoch, du, den sie als einen Jungen wie viele ansehen - obwohl das Herz ihrer Tochter dir gehört -, du wirst demnächst werdender Hotelfachmann sein. Das ist doch ein Wort!

Was ich meine, ist: Verwende alle Kraft, die du nur aufbringen kannst, auf die Ausbildung. Zunächst einmal, vielleicht kann es dich ablenken. Und dein Chef und Kollegen werden es gut aufnehmen. Vor allem aber geht es um eines: Widme dein Engagement dem Mädchen, die du liebst. Tu es für sie. Verstehst du, wie ich es meine? Auch wenn ihr nicht zusammen sein könnt, du tust etwas, nach dem man dich ernster nehmen muss als bisher. Du erlernst einen Beruf. Du wirst etwas in der Hand haben, auf das du stolz sein kannst. Es wird deinem Gefühl der Hilflosigkeit entgegen wirken. Wann immer dich in der kommenden Zeit der Schmerz überkommt, denk nicht: "Ich bin in der Ausbildung, ich darf mir keine Blöße geben!" Denke lieber: "Ich tu es für DICH, mein Schatz, ich gebe mich nicht dem Elend hin, ich mache etwas aus mir!" So wird eure Liebe, obwohl ihr sie nicht leben könnt, doch zu einer Stärkung für dich. Sie wird dich immer begleiten, und gerade jetzt wird sie dich kräftigen. Sie wird dich dazu motivieren, dein Leben in die Hand zu nehmen, dir nichts bieten zu lassen - denn du wirst mit beiden Beinen fest darin stehen, im Leben. Glaubst du, das könnte funktionieren? Tu es für sie. Kämpfe. Liebe verzweifelt, aber liebe! Und nimm alles mit, das dir die Liebe, auch über die Trennung hinaus, noch geben kann.

Im Moment ist es noch die Trauer, die es zu bekämpfen gilt. Es kann gut sein, dass irgendwann aus der Trauer eine Wut wird - zum Beispiel auf ihre Familie. Dann ist es wichtig, dass du nicht über dich selber erschrickst, und dir Vorwürfe machst. Denn das man wütend wird, ist auch eine normale Reaktion. Wir beide wissen, dass wir es nicht ändern können. Sie haben ihre Denkweise, wir die unsere; wir möchten gern zwei Liebende vereinen, sie haben andere, vielleicht sogar nachvollziehbare Gründe, sich dagegen zu verwahren. (Auch wenn ich nicht wüsste, welche das sein sollten). Man sollte aus all dem, insbesondere keinen Vorwurf gegen den Islam ableiten. Das schreibe ich nicht, weil ich das von dir denke. Sondern weil ich hervorheben möchte: Ob es nun die Religion ist, die der Verwirklichung eines Wunsches im Wege steht, oder andere Faktoren - es macht diejenigen, die darauf beharren, nicht zu schlechten Menschen. Wir können es nicht verstehen, aber hinnehmen müssen wir es und anerkennen, dass es nun einmal hohen Stellenwert für Andere hat. Ganz gleich, um welchen Glauben es sich handelt - auch wenn er uns so gegenüber tritt, ist er deswegen nicht abzulehnen. Deine Tränen und, vielleicht, später deine Wut, sind absolut verständlich. Wenn es dich aber überkommt, und du anfängst, auf ihre Eltern wütend zu sein: Dann lass es zu, ärgere dich über ihre Starrhalsigkeit - aber wirf ihnen nicht vor, was sie glauben. Wir sind beide keine Experten - und können nicht sagen, ob das wirklich so gefordert ist, was dich quält.. Ich glaube wirklich, nein. Dennoch ändern wir es nicht, und Hass ist das Unfruchtbarste überhaupt. Denn am größten ist die Liebe. Versuch immer, mit Dankbarkeit zurück zu schauen. Und nebenbei: Man sieht sich immer zweimal im Leben. Dann möchtest du doch selbstsicher sein, und etwas vorzuweisen haben. Deine Ausbildung ist der erste Schritt dazu.

So schwer es dir fällt, versuche, auch über deine Arbeit hinaus, dem Schmerz nicht das Ruder zu überlassen. Wenn du dich zum Beispiel ins Bett legst, ist das erstmal gut; schließlich wirst du erschöpft sein, das ist klar. Aufpassen musst du, wenn du nur schläfst, weil du lieber nichts hörst und siehst, als den Schmerz auszuhalten. Wirklich, ich weiß, es ist unendlich viel verlangt. Aber geh nach draußen - es ist Sommer. Geh schwimmen, bis dir kalt ist wie noch was. Geh laufen, bis du dein Herz von der Sohle bis zum Hals pochen spürst. Bring den Garten auf Vordermann, falls es nötig ist. Wenn du glaubst, dass es helfen könnte, sprich mit deinen Eltern. Du musst aber nicht. Und bitte - ich will auf keinen Fall sagen, dass du ein anderes Mädchen kennen lernen sollst! Wirklich nicht. Es geht um Ablenkung, um Bewegung, um Beschäftigung. Und all das ist nun mal am ehesten da zu finden, wo Menschen sind. Wenn es dich trösten kann, Gutes zu tun - einem Obdachlosen Geld zu geben; jeden älteren Menschen, den du triffst, zu grüßen; und was dir noch einfällt - dann tu es. Halte dich rege, und am Ende des Tages geh durch, was du geschafft und getan hast. Es muss etwas geben, von dem du sagen kannst: Das bin ich, daran arbeite ich! Das du dem Schmerz entgegen setzt.

So ist es auch mit den anderen Erlebnissen, die jetzt hochkommen. Ist deine Oma noch am Leben, und lebt in der Nähe? Kannst du sie besuchen, und mit ihr über deinen Opa sprechen? Es kann auch sein, dass das gerade gar nicht gut tut. Dann lass es bleiben. Ich würde mir für dich wünschen, dass nicht noch Schuldgefühle zu dem Liebesleid dazu kommen. Da hilft es möglicherweise, sich bemerkbar zu machen und dabei zu spüren, dass man gebraucht wird. Denn das ist der Fall. Du bist sehr, sehr wertvoll. Ich habe großen Respekt vor deiner Geschichte und der Konsequenz und Stärke, die du zeigst. Ich weiß wirklich nicht, ob ich das könnte. Wohl eher nein.

Und nochmals zu dem Mädchen, die du liebst: Ich sage dir, du kannst sehr stolz auf diese Liebe sein. Wenige in unserem Alter müssen - zum Glück -, so etwas durchleiden. Es macht dich besonders, dass du es erlebt hast, so schlimm es ist; dass du bereit warst, sie zu lieben wie sie ist - für das, was sie ist. Und es noch immer tust. Es ist ein Zeichen gegen das Voruteil, wie es kein wirkungsvolleres und schöneres geben kann: Die Liebe. Du bist etwas Besonderes, denn du setzt dieses Zeichen. Wie ich schon schrieb: Wir wollen es ihren Eltern nicht zum Vorwurf machen. Das steht uns weder zu, noch würde es, besonders dir, irgendwas nützen. Das Vorurteil zu überwinden, braucht Zeit - für die Familie deiner Freundin war sie noch nicht gekommen. Aber du hast deinem Gefühl Luft gemacht. Jeder, der es liest, wird bestätigen können, dass sie mit dir glücklich geworden wäre. Wo es nicht geht, kann es ein Auftrag für dich sein: Sei immer stolz, dass sie dich liebt! Und wenn einige Zeit verstrichen ist, dass sie dich geliebt hat. Da du es vermutlich nicht erfahren wirst. Auch das ist wichtig: Trotz allem kann es euch beide nicht nähren, wenn ihr ewig umeinander trauert. Auch für dich wird eine neue Liebe kommen, eine große - und ich hoffe, dass du es auch ihr wünschen kannst. Zumal, falls sie ihren Partner gar nicht selbst wählen darf. Diese Dinge liegen noch in der Zukunft, du kannst und darfst sie momentan von dir weisen. Jedoch, es wird weiter gehen. Halte immer den Kopf hoch, sei stolz auf das, was passiert ist - und nimm es zum Anlass, immer für deine Ziele und die Liebe zu arbeiten. So kommen wir dem Tag näher, an dem niemand mehr so etwas erleben muss.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul

Ich füge noch einen Link zu deiner ersten Zuschrift an:

http://mein-kummerkasten.de/309068/Verbotene-Liebe.html