Problem von Anonym - 17 Jahre

Differenzen

Mein Freund und ich sind nun seit 5 Monaten zusammen und es war von Anfang an weiß Gott nicht leicht.
Ich habe mich zu Beginn fies verhalten, d.h. ihn auf die Probe gestellt, wenig Gefühl gezeigt und bin ihm sogar einmal fremdgegangen, was ich heute bitter bereue.
Zu "auf die Probe gestellt", das kann man nicht wirklich sagen, ich habe nur mein inneres Ich stärker gezeigt, als es in Wahrheit ist und später kam hinzu, dass ich versucht habe ihn eifersüchtig zu machen, um zu sehen, was er wirklich für mich empfindet.
Dass ich wenige Gefühle freigelassen habe, liegt daran, dass ich Angst hatte/habe ihn zu verlieren oder von ihm verletzt zu werden (beides habe ich schon in anderen Situationen erlebt) und zu Beginn war ich mir überhaupt unsicher, ob ich für ihn tatsächlich genug fühle. Bei unserem erste Kuss überfiel mich gleich ein Gefühl von Geborgenheit, die ich bis heute beim Küssen verspüre, aber reicht das?
Fremdgegangen bin ich ihm, weil ich seine Art der Auffassung zum Thema Beziehung nicht verstanden habe und mir mehr und mehr wertlos vorkam und wo findet man Wertschätzung mehr, als bei einem Anderen, habe ich mir gedacht. Danach habe ich es bereut, denn ich habe dadurch gemerkt, wieviel er mir bedeutet und dass ich nur seine Nähe brauche.
Meine Probleme habe ich gelöst. Ich zeige meine Gefühle, lasse mir Dinge einfallen, um die Beziehung schön zu gestalten, nehme mir für ihn Zeit (wann immer es geht), vermisse ihn, wenn er nicht bei mir ist. Doch eine wichtige Sache fehlt mir, das Vertrauen und die Innigkeit, die meiner Meinung nach ein Muss für eine Beziehung sind.
Von ihm kommt wenig, was mir das Gefühl geben könnte, wertgeschätzt zu werden. Für mich ist "Ich liebe dich" ein wichtiger Satz, doch manchmal kommt es mir vor, für ihn wäre dieser nur eine Hülle, der Norm einer Beziehung. Ich möchte auch Taten erleben, die mir zeigen, dass er mich liebt. Zum Beispiel eine SMS, ein kleines Geschenk, ein verliebter Blick (wenn er denkt, ich würde es nicht sehen), dass er mich einfach mal in den Arm nimmt oder ähnliches.
Oft kommt es vor, dass ich Wochen später von einem Problem seinerseits erfahre und so etwas belastet die Beziehung.
Auch unternehmen wir nichts gemeinsam und ich würde gerne seine Freunde kennenlernen (ein paar kenne ich schon) und ihm meine vorstellen, denn ich bin stolz auf ihn. Ich gebe zu ihn anfangs nicht mit meinen Freunden bekannt machen zu wollen, denn er ist jetzt nicht einer dieser Schönlinge, die ich davor immer hatte und die bei mir irgendwie immer erwartet wurden. Aber je größer die Gefühle für ihn wurden, desto schöner wurde er für mich.
Ich bin vollkommen andere Beziehungen gewohnt, damit meine ich, ich hatte immer Modelverschnitte, aus gutem und glücklichem Haus, die in der Schule die besten Leistungen brachten und mit mir die Interessen teilten. Das war mir egal, als sich für ihn Gefühle entwickelt haben, nur die die Aufmerksamkeit und die Hilfsbereitschaft vermisse ich. Ich bin kein durch und durch romantischer Mensch, jedoch freue ich mich über eine kleine Darbietung der Gefühle. Mit Hilfsbereichtschaft meine ich, dass er mir einfach mal ohne Bedienungen zur Hand geht und nicht alles an mir hängen bleibt, was leider momentan oft vorkommt. Auch dass wir nur wenige gemeinsame Interessen haben, stört uns beide, wobei ich darüber hinwegsehen könnte, wenn der Rest stimmen würde.
Ich möchte keinen Mustertraumtyp als Freund, aber ich möchte dass er mir mehr Zeit und Aufmerksamkeit entgegenbringt und seine Gefühle offen zeigt, egal ob Wut oder Liebe.
Wenn ich bei ihm bin/er bei mir, stehen für mich diese Probleme nur selten im Raum. Doch sobald dies nicht der Fall ist, bin ich oft unzufrieden und habe schon einige Male überlegt, die Beziehung zu beenden. Doch möchte ich dies eigentlich nicht, zuviel empfinde ich für ihn, aber ich möchte auch nicht weiterhin immerwieder unglücklich sein.
Ich habe schon mit ihm anfänglich darüber geredet, aber ich konnte das nie vertiefen, da er abblockt, sobald ihm das Thema zu tief geht. Wir haben auch schonmal am Anfang all unsere Probleme besprochen und danach lief es einige Wochen wunderbar, aber wie gesagt, lief...
Meine Frage ist, soll ich versuchen mit ihm gemeinsam das Problem zu klären, soll ich die Sache beenden, denn schließlich war es von Anfang an keine Traumbeziehung wie in einem Buch oder was soll ich tun?
Mein Freundeskreis und meine Familie meint, ich soll die Beziehung beenden, aber ich möchte drum kämpfen, auch wenn ich mit dieser Einstellung schon oft von meinen Hoffnungen enttäuscht wurde.
Soll ich weiterhin die schönen Momente genießen, auch wenn die enttäuschenden überwiegen?

Anwort von Sabine

Hallo!

Es klingt in Deiner Mail, als erwartest Du eine Entscheidung von uns, damit es Dir leichter fällt. Diese Entscheidung können wir Dir aber nicht abnehmen. Du hast in Deiner Mail sehr schön beschrieben, wie Du fühlst und denkst, aber im Grunde muß er es erfahren, damit er Dich versteht und ggf. darauf eingehen kann. In Deiner Mail hast Du es sehr schön beschrieben. Wenn es Dir schwer fällt darüber zu sprechen, dann versuche es ihm doch vielleicht in einem Brief zu erklären. Miteinander zu reden kann man lernen und Du hast doch selber auch schon erlebt, dass es schon mal funktioniert hat. Nach dem Gespräch lief doch auch alles super. Diese Offenheit muß bleiben, damit es zwischen euch funktionieren kann.

Lieben Gruss