Problem von Hannah - 24 Jahre

Auszug von zuhause in eine fremde Stadt

Liebes Kummerkasten Team,

es klingt vielleicht etwas albern, aber es stellt für mich derzeit ein sehr großes Problem dar. Ich bin nun seit fast 2 Jahren mit meinem Freund zusammen. Bisher führten wir eine Fernbeziehung, sehen uns jedes Wochenende, abwechselnd in seiner Wohnung oder bei mir zuhause. Ich bin 24 Jahre und wohne bei meinen Eltern, wo ich mich auch sehr wohl fühle. Nun ist es so dass mein Freund nach seinem Studium angefangen hat zu arbeiten und ist aus seiner Studentenwohnung ausgezogen in eine andere Stadt. Er hat dort eine kleine Wohnung nur vorübergehend angemietet weil er erst die Probezeit abwarten wollte. Die hat er nun erfolgreich überstanden und möchte nun dass ich auch in diese Stadt ziehe und wir eine gemeinsame Wohnung nehmen. Und da liegt mein Problem. Ich habe keine Angst vor dem Zusammenleben mit ihm, im Gegenteil ich freue mich drauf, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen meine Eltern nur noch gelegentlich zu sehen und mein komplettes soziales Netz zu verlieren. (Die Entfernung wäre ca. 200 km) Ich habe auch keine Angst, dass ich keine neuen Freunde finden würde, ich hab eigentlich überall wo ich arbeits- oder schulbedingt neu hingekommen bin mindestens eine neue Freundschaft geschlossen. Ich freue mich auch auf neue berufliche Aufgaben, möchte mich gerne beruflich verändern. Aber meine Angst ist Verlustangst. Ich habe Angst zu bereuen alles hinter mir zu lassen. Dazu kommt noch dass mein Freund beruflich viel auf Reisen sein wird, was die Sache für mich nicht unbedingt attraktiver macht. Er sagt es würde Zeit dass ich mal zuhause ausziehe und er könnte sich nicht vorstellen mal in meine Gegend (dörflich) zu ziehen. Er ist eher der Stadtmensch. Es ist für mich ein grundlegendes Problem, da ich vorhabe das Haus meiner Oma zu renovieren wenn diese mal nicht mehr sein sollte und dort einzuziehen. Es ist ein riesiges Haus mit Hof und Garten. Er sagt er könnte sich nicht vorstellen dort zu leben, im Dorf wo so viel getratscht wird und meine Eltern würden bestimmt andauernd bei uns auf der Matte stehen. Was natürlich Quatsch ist, die haben weiß Gott genug anderes zu tun. Also habe ich ihn gefragt wie er etwas von mir verlangen könnte was er selbst niemals tun würde. Er hat gesagt er könnte jetzt nicht schon wieder kündigen oder sich versetzen lassen, was ich ja verstehe. Ich würde ja auch mitgehen aber eben nur für eine gewisse Zeit, nicht für immer. Spätestens so mit 30 wenn die allgemeinen ?Nestbauaktivitäten? einsetzen möchte ich gerne wieder in meine Gegend, weil ich ganz einfach eine wunderschöne Kindheit dort hatte und das meinen Kindern auch bieten möchte. Ich finde es armselig wenn Kinder ihre Oma und Opa nur als fremde Leute kennen, die zweimal im Jahr zu Besuch da sind. Somit weiß ich nicht ob die ganze Sache überhaupt Sinn macht. Ich liebe ihn zwar aber es gibt irgendwie keine Perspektive für uns.
Meine Eltern sagen sie finden es zwar schade aber sie akzeptieren es. Mein Freund sagt er wird mich nicht drängen aber er wäre sehr traurig wenn ich mich gegen dem Umzug entscheide.
Bitte sagt mir wie ich besser mit der Situation umgehen kann, denn es belastet mich sehr und nimmt derzeit meine komplette Gedankenwelt in Anspruch. Mir geht es ziemlich schlecht. Vielen Dank fürs Zuhören und hoffentlich auch für eine hilfreiche Antwort.
Bis bald,
Hannah

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Hannah!

Mein Umzug ist nun schon über ein Jahr her und ich kann Deine Hin- und Hergerissenheit sehr gut verstehen. Und ich kann es nicht schön reden. Ich vermisse meine Familie sehr (150km) - aber dennoch bereue ich die Entscheidung nicht. Wäre ich geblieben wo ich war, hätte mir heute wohl ein sehr wertvoller Mensch in meinem Leben gefehlt. Ich will nicht behaupten, meine Beziehung hätte das nicht überstanden, aber irgendwann möchte man doch mehr als das Wochenende gemeinsam verbringen.

Die Entscheidung liegt allein bei Dir - die kann und wird Dir niemand abnehmen. So ein Umzug in eine neue Stadt ist ein großer Schritt, aber man wächst auch daran, keine Frage.

Du planst recht weit in die Zukunft hinein. Möchtest eines Tages das Haus Deiner Oma übernehmen, Deine Kinder aufziehen, wo Du aufgewachsen bist. Ich persönlich habe mir das abgewöhnt. Am Ende kommt doch immer alles anders (meine eigene Erfahrung). Ich habe damals mit dem Gedanken gespielt, das Dachgeschoss meines Elternhauses auszubauen. Und dann verliebe ich mich Hals über Kopf in jemanden, der beruflich hier fest gebunden ist. Ich habe mich entschlossen, das zu tun, was mir in diesem Moment gut getan hat. Ohne wenn und aber. Und heute tun sich plötzlich Möglichkeiten auf, in die alte Heimat zurückzuziehen. Damit hätte ich vor einem Jahr nie gerechnet. Man kann nie sagen, was im Leben noch passiert.

Wehrt er sich denn absolut eines Tages in Deine Gegend zu ziehen? Oder ist es etwas, was er sich heute noch nicht vorstellen kann? Wenn Dein Glück und somit auch euer gemeinsames da dran hängt, kann er sich vielleicht noch einmal überdenken. Ihr habt das Thema sicher oft genug gehabt, jeder hat seinen Standpunkt, doch ohne Kompromisse auf beiden Seiten funtioniert es selten.

Alles Gute!