Problem von Anonym - 36 Jahre

Warum kann ich meine Kinder nicht gleich lieben?

Hallo, lieber Kummerkasten!
Ich bin 36 Jahre alt und habe ein echtes Problem. Ich habe einen neunjährigen Sohn und eine 15jährige Tochter. Eigentlich würde ich ja gern behaupten, dass ich sie beide gleich lieb und gleich behandle. Aber das ist leider nicht so! Ich finde es schrecklich, aber ich merke immer öfter, dass ich meinen Sohn vielmehr liebe, als meine Tochter!
Ich bemühe mich natürlich, das nicht so zu zeigen, aber es ist schwierig. Es ist selbstverständlich total fies für meine Tochter, aber ich kann nicht immer meine Gefühle verstecken.
Mein Sohn ist ein wirklich lieber Junge, geht jetzt in die dritte Klasse und ist fast Klassenbester. Zuhause hilft er gerne freiwillig im Haushalt und macht immer seine Hausaufgaben. Außerdem spielt er seit drei Jahren sehr gut Klavier.
Meine Tochter ist auf einem Gymnasium, hat aber fast nur dreier und vierer, manchmal auch zweier und einsen. Aber meistens ist sie wirklich schlechter. Seit sie so ungefähr dreizehn ist, hilft sie nur noch mit, wenn ich es ihr ausdrücklich auftrage, macht ihre Hausaufgaben meistens falsch oder versteht sie nicht und spielt zwar seit letztem Jahr auch Klavier, kann aber fast noch gar nichts.
Eigentich könnte man sagen, dass mein Sohn sozusagen schon der "bessere" ist, aber das stimmt gar nicht. Wen ich ehrlich zu mir selbst bin, musste meine Tochter früher jeden Tag den Tisch decken, den Müll rausbringen, einmal pro Monat die Fenster putzen und auch immer den Abwasch machen. mein Sohn muss eigentlich gar nichts, deckt aber freiwillig den Tisch oder trocknet ab, was eigentlich total gemein ist, aber ich will ihm jetzt nicht plötzlich so viele Pflichten aufhalsen. Dann das mit der Schule. Meine Tochter war früher auch etwas besser und hatte nur ganz selten dreier. Außerdem habe ich mich um meinen Sohn gekümmert. Ich habe mit ihm gelernt und bin in die Sprechstunde gegangen, wo mir früher halt einfach schon mal die Hand ausgerutscht ist, wenn meine Tochter irgendetwas nicht verstanden hat. Wo wir grad bei "Strafe" sind: Meine Tochter hatte früher oft Hausarrest, wenn sie etwas kaputt gemacht hat oder irgendetwas liegen gelassen hat, was sie aufräumen sollte. ich weiß noch, als ich einmal wirklich sauer war und ihr zwei Wochen lang absoluten arrest gegeben habe und kein Wort mit ihr geredet habe, sie sich sogar ihr Essen selbst machen musste, bis sie nach zwei Wochen bei mir angekrochen kam. Das war nur eine Ausnahme und ich finde Hausarrest auch wirklich angebracht bei Kindern, aber mein Sohn hatte erst einmal in seinem Leben Zimmerarrest, als er nämlich mit dreckigen Schuhen über unseren Teppichboden gelaufen ist. Und damals auch nur für drei Tage. Das ist auch nicht fair, aber mittlerweile schreie ich meine Tochter nur an (was ja auch nicht gut ist) oder verbiete ihr, zu telefonieren, deshalb kann ich meinem Sohn ja nicht plötzlich Arrest geben!
Ich merke immer öfter, dass ich ihn einfach mehr liebe. ich gehe abends oft zu ihm ins Zimmer und lese ihm vor und wenn ich dann zu meiner Tochter gehe und sie will noch einen Kuss, gibt es meistens bloß wieder Streit, weil ich sage, sie soll schlafen und am Schluss rutscht mir meistens wieder nur die Hand aus und sie liegt weinend im bett und ich krache mit der Türe und soweiter... Das finde ich ja auch nicht schön! aber wenn ich versuche, mich zusammenzureißen, kommt sie nur wieder mit einer vier in deutsch nach Hause und verdreht dann die Augen, wenn sie abspülen soll und wenn ich selbst dann noch ruhig bleibe, beschwert sie sich, dass sie Gartendienst hat (meine Kinder arbeiten zweimal die Woche in einem gemeinschaftlichen Garten unserer Anlage, sowie viel andere Leute auch) und will etwas mit einer Freundin ausmachen und meckert und dann streiten wir uns wieder und dann schreit auch noch mein Sohn und irgendwie hab ich dann so eine Wut, dass ich ihr manchmal wieder eine schmiere, obwohl ich mir vorgenommen habe, das nicht zu tun.

Ich habe schon mit jemandem geredet und der meinte, ich sollte mich einfach mal mit ihr hinsetzen und ruhig mit ihr reden. Hab ich auch versucht. Ich hab ihr gesagt, was mich stört und was sie machen soll und dann konnte sie sich jeweils rechtfertigen. Aber sie war so dermaßen frech, dass ich fast ausgerastet wär, hab mich dann aber zusammengerissen. Zu dem, dass sie wieder mehr im Haushalt helfen soll, meinte sie, ihr Bruder müsste auch fast nichts machen. Der ist aber noch jünger!
Dass sie so schlecht in der Schule ist, hat sie dann angefangen zu sagen, dass sie ja sich bemüht und so schlecht gar nicht wär und sie würde lernen und da ist mir der Geduldsfaden gerissen und ich hab sie angeschrien, dass sie einfach total faul wär. Sie hatte dann glaub ich Angst und hat dazu gar nichts mehr gesagt. ich hab ihr dann noch vorgeworfen, dass sie nicht Klavie rübt. Da meinte sie, sie dürfe ja nie! und das fand ich wirklich eine Frechheit, mir sagt keiner, dass ixch sie vom Üben abhalte,w enn ich ihr schon die sauteuren Klavierstunden zahle! Außer halt mittags wegen den Nachbarn und abends wegen mir, weil ich ab fünf immer so müde bin, dass ich mich hinlegen msuss! Und sie sagte, dazwischen würde sie Hausaufgaben machen. da bin ich wieder suaer geworden, weil ich gesagt habe, sie würde eh immer alles falsch machen. Und sie sagte dann, ich würde ihr sowieso nur immer eine schallern, wenn sie´s nicht versteht. Aber das ist jetzt wirklich gelogen, weil ich ihr schon lange fast nie mehr eine knalle. Und ich hab ihr schon oft gesagt, dass ich bei Dummheit einfach nichts machen kann, aber sie ist ja nur faul und da werd ich wütend und es kann passieren, dass mir die HANd ausrutscht! Aber auch nicht fest und nicht oft. Deshalb hat mich das wirklich wütend gemacht und ich hab sie vom Tisch verwiesen und sie in ihr Zimmer ohne Abendessen geschickt, weil ich gesagt hab, bevor ich mich hier jetzt wirklcih vergesse, soll sie lieber verschwinden!
Ist ja eigentlich kein Wunder, dass ich sie nicht so sehr liebe, aber schlimm finde ich es trotzdem. Außerdem bin ich nicht immer gerecht zu ihr.
Was soll ich denn mit ihr tun? Sie in ein Heim schicken? aber das würde ja nur bewiesen, dass mein Sohn mir mehr bedeutet, bei dem ich nie daran denken würde. Ode soll ich einfach andere Seiten aufziehen, wie es meine Freundin mir geraten hat? Sie hat gesagt, ich soll ihr einfach das Telefonieren verbiten, dass sie mehr lernt und ihr erst dann Essen geben, wenn sie ihre Hausaufgaben ganz richtig gelöst hat und wenn sie die Augen verdreht und rumjammert, gibt´s des nicht, weil da wird dann einfach abgespült und Punkt! Und ich dürfte mir von ihr nichts sagen lassen und müsste sie zur Not auf eine andere etwas strengere Schule geben und auch mal bestrafen, wenn sie schlecht ist, z.B. Fehrnsehverbot und aowas ... Aber ob ich das tun soll?
was meint ihr?

Anwort von Sabine

Hallo!

Beim Lesen Deiner Mail war ich anfangs doch sehr erschrocken, wie streng Du bist. Einerseits kann ich es verstehen, aber andererseits darf die Hand nicht ausrutschen.
Kinder brauchen Regeln. Ich denke mal, dass Dir das auch klar ist. Sie brauchen gewisse Rituale an die sie sich halten und nach denen sie sich orierentieren können.
Ich denke nicht, dass Du ein Kind mehr liebst als das andere. Ich bin fest davon überzeugt, dass Du beide gleich lieb hast. Nur, es ist bei der pupertierenden Teenagerin nicht so leicht durchzukommen, wie es früher einmal war, wie Du es jetzt noch bei Deinem jungen Jungen erlebst. Er ist (noch) pflegeleicht, aber in der Pupertät kann sich das auch bei ihm ändern.
Ich könnte mir vorstellen, dass wenn ihr feste Regeln reinbringt und ihr sie gemeinsam ausarbeitet, in die Küche hängt, für jeden sichtbar, dass dann niemand mehr zicken muß und keinem mehr die Hand ausrutschen muß.
Wenn ich Du wäre, dann würde ich mich mit mit allen an einen Tisch setzen und gemeinsam diesen Plan ausarbeiten. Jeder bekommt Aufgaben und somit Verpflichtungen, die dann auch mit Rechten wieder aufgerechnet werden. Wie im späteren Leben. Jeder Mensch hat Rechte, aber auch Pflichten. Es sollten in diesem Gespräch keine Vorwürfe fallen. Diese können ein solches Treffen sprengen und wieder wäre Streit da. Hängt diese Vereinbarung bzw. diese Regeln dann in der Küche oder im Flur auf, wo sie für jeden sichtbar sind und so kann sich jeder daran halten. Sollte jemand seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, dann folgt dafür natürlich eine Strafe, die aussehen kann, wie z.B. Fernseh-Verbot oder früher daheim sein oder halt etwas, wo Du weißt, dass es eine Strafe für denjenigen wäre. Dein Sohn sollte in dieses Konzept genauso mit einbezogen werden, wie Deine Tochter auch. Der Plan sollte für alle gelten. Ich könnte mir denken, dass es für Deine Tochter auch wichtig ist, dass Dein Sohn/ihr Bruder somit keine Extrawurst bekommt, sondern genauso behandelt wird, wie sie auch. So könnte es vielleicht klappen. Es wäre zumindest ein Versuch.
Was das "Hand ausrutschen" angeht, solltest Du Dir vielleicht auch angewöhnen in Zukunft lieber einen Moment den Raum zu verlassen und bis 20 zu zählen und dann wieder zurück zu kehren. Schläge können nämlich vieles zerbrechen und das Vertrauen geht daran auch kaputt.

Lieben Gruß
Sabine