Problem von Claudi - 26 Jahre

Angst vor meinem Bruder

Ich Hab nicht gedacht das ich das mal mache aber im moment weiss ich nicht wirklich weiter.
Um es möglichst kurz zu machen Mein Vater starb als ich 12 jahre alt war. Ich habe einen 4Jahre älteren Bruder und es war damals sehr schwer für uns.Ich habe mich zurückgezogen und Drogen genommen um den Schmerz zu betäuben. Hab mich auch geritzt und letztendlich einen Selbstmordversuch unternommen eigentlich 3 aber die sind auch schiefgegangen. Von meiner Mutter und meinem Bruder war damals keine Hilfe zu erwarten, sie wahren mehr mit sich selbst beschäftigt jeder musste seine eigenen Wunden lecken. Mein Bruder versucht nun ständig meinen Vater zu ersetzen aber erstens ist das zu spät und zweitens kann ers nicht. Er hat mir schon mehrmals eine Ohrfeige in seiner Verzweiflung gegeben und hätte mich einmal zum Jahreswechsel vor 3 Jahren fast durch eine Glastür geschmissen und mich so hasserfüllt angesehen das ich mir fast in die Hose machte. Ich war damals richtig fertig , ich habe ihn in dem moment nicht mehr wiedererkannt. Das war nicht der Mensch den ich über alles liebte den ich als Vorbild hatte. Nun ich bekomme diese Situation nicht mehr aus meinem Kopf ich will ihn nicht hassen müssen. Aber er will auch nicht mit mir darüber reden, er blockt ab oder wird agessiv.Ich verstehe ihn nicht mehr!!!!
Damals sagte ich ihm wenn er mich nochmal anfasst zeige ich ihn an. Hab ich noch eine Möglichkeit oder bin ich einfach nur nachtragend?

Ich hab ihn doch lieb und es macht uns als Familie sehr zu schaffen das wir probleme haben.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Claudi!

Als erstes möchte ich Dir zu einem Selbstverteidigungskurs raten. Nicht, um es Deinem Bruder heimzuzahlen, sondern damit Du -sollte so eine Situation je wieder auftreten- nicht hilflos bist. Du bekommst ein sicherer auftreten und Statistiken belegen, dass Frauen, die sich wehren könnten, weniger Opfer werden. Es muss etwas in der Ausstrahlung, im Auftreten liegen, denke ich.

Für nachtragend halte ich Dich nicht. Dass man solche Szenen nicht vergisst, ist wohl vollkommen normal. Einen Mann / Freund würde ich aus meinem Leben bannen. Mit einem Bruder wird das schwieriger. Denn trotz allem sind Bande da. Und Du klingt nicht so, als sei das ein Weg für Dich.

Es ist schwer, wenn Redebedarf da ist, Dinge geklärt, besprochen, verstanden werden müssen, aber eine Seite vollkommen abblockt. Wie ist es mit der Möglichkeit über einen Brief? Kannst Du ihm schreiben, wie Du Dich fühlst, was in Dir seit dem vorgeht, was Du Dich wünschst usw.? Und auch wenn mir viele, viele Vorwürfe auf der Zunge liegen würden, halte sie ein wenig zurück. Ich fürchte, die würden nur zu neuen Blockaden und Aggressionen führen. Statt dessen schreibe ihm, was in Dir los ist. Spreche von Dir selbst. Und wer weiß? Vielleicht bekommst Du Antwort? Auf jeden Fall hättest Du alles von der Seele - und das ist eine Menge wert.

Du hast ihm gesagt, wenn es je wieder passiert, wirst Du ihn anzeigen. Halte Dich daran. Auch wenn es Dein Bruder ist, ist es ein Fehler und eine Straftat. Du greifst damit zu einem Mittel, mit dem er das unmissverständlich merkt. Und an Konsequenzen, die man androht, sollte man sich auch immer halten. Ansonsten verlierst Du Glaubwürdigkeit und er wird weitermachen. Ihm passiert ja nichts. Und letztendlich kann dabei auch etwas Gutes für sein Leben herauskommen. Begreifen, ändern wollen und vielleicht die Auflage eines Antiaggressionstrainings?

Wie ist es mit Dir? Konntest Du die Drogen inzwischen hinter Dir lassen? Denkst Du, Du hast den Tod Deines Vater verarbeitet? Oder schlummert noch so viel in Dir, mit dem Du allein kaum klar kommst? Wenn Du sagst, Du selbst brauchst Hilfe, dann hole sie Dir und nimm sie an. Du kannst eine Therapie beginnen, um mit all dem innerlich aufzuräumen.

Alles Gute!
Dana