Problem von Holger - 27 Jahre

Ist meine Persönlichkeit ein Labyrinth?

Hallo liebe Leute. Ich bin zufällig auf Euren Kummerkasten gestossen und habe, nachdem ich mich mal ein bisschen umgeschaut habe, mal entschlossen, selbst ein bisschen was loszuwerden.

Ich suche schon mein ganzes Leben lang nach Antworten auf mich selbst, da irgendwie vieles in mir widersprüchlich ist. Ich fühle mich oft wie eine mit Gewalt zusammengefügte Ansammlung von Gegensätzen und Mißständen. Ich habe wenig Selbstbewußstsein (weiss eigentlich immer noch nicht so recht, was das ist) und fühle mich in Gesellschaft nie wirklich wohl. Ich habe jetzt schon so oft neue Freundschaften geschlossen, aber sie sind alle irgendwie gleich unglücklich verlaufen. Auch meine jüngste scheint bald wieder zu zerbrechen.

Ich hatte noch nie eine sexuelle Beziehung und sehne mich doch so sehr nach weiblicher Zärtlichkeit. Ich habe gemerkt, daß ich erst vor zwei Jahren angefangen habe, mich nicht mehr vor weiblichen Genitalien zu ekeln und setze das irgendwie mit einem um 10 Jahre verzögerten Reifeprozess gleich. (Ich hatte zwar mit 15 schon mal Gefühle für einen Jungen bin aber nicht schwul.)
Warum ich mir da so sicher bin? Nun, einen Mädchenpo fand ich schon als kleiner Junge sehr nett, mit 7 kamen die ersten Wünsche, einen Busen zu berühren. Dieser Wunsch erfüllte sich, als ich 19 war - es war irgendwie enttäuschend. Ich hielt in meinen Händen, wonach ich mich so lange sehnte, und empfand nur einen zarten Schreck der Enttäuschung und Empfindungslosigkeit. Ich glaube es lag daran, daß ich keine Gefühle für die Kleine (12) hatte. In meinem tiefsten inneren verabscheute ich sie, weil sie schon so verludert und unrein war. Mein gleichaltriger Cousin war schon ihr dritter Freund, nur mich wollte sie nicht. Ich wurde übrigens schon mindestens 20 mal von Mädchen und Frauen abgelehnt, obwohl ich immer nett, lieb, hilfsbereit und höflich war. Ich habe jeder etwas von meinem Innersten erzählt, habe aber nie den Mut besessen mich einem Mädchen oder einer Frau zu nähern - und bekam nur Körbe. Offenbar hatte jede festgestellt, daß mit mir "etwas nicht stimmt" und mir dann den Laufpass gegeben. Vielleicht war ich auch verbal zu fordernd, oder hatte zu viel von meinem Gram gegen die Frauen erzählt, die mich alle abgelehnt haben. Eine (16) habe ich damit sogar mal zum Weinen gebracht. Doch ihr Herz hat sich dennoch nicht für mich geöffnet.
Letzten Herbst habe ich beschlossen, mein Äusseres zu verbessern. Ich pflege mich nun mehr, trage zeitgemäße Kleidung und habe eine private Fitnesstrainerin, die ich aber auch nicht "rumkriege".

Ein weiteres grosses Handycap ist der grosse Wunsch von mir, daß ich als "Jungfrau" mein erstes Mal unbedingt ebenfalls mit einer Jungfrau schlafen will. Aber wie soll ich das schaffen? Ich schaffe es ja nicht mal, meinen Hass und meine Vorurteile gegen fremde Frauen in den Griff zu bekommen. (Die hatte bestimmt schon viele...; Die Dreckschleuder raucht ja ohne Ende...)
Und dann gehe ich nicht gerne unter Menschen. Grossveranstaltungen und Menschenaufläufe sind mir ein Gräuel. Ich habe fast meine ganze Jugend am Computer verbracht und glaube, daß es mir an Beziehungsfähigkeit fehlt.
Alle meine Freundschaften verschlechtern sich, je länger die Bekanntschaft besteht. Irgendwann langweilt mich die oder derjenige, und es entstehen Antipathien, dabei bin ich letzten Endes der, der den Kürzeren zieht. Denn ich habe noch nie von einer gleichaltrigen oder jüngeren Person das Gefühl bekommen, geliebt oder gebraucht zu werden. Nur benutzt wurde ich schon zu genüge. Zwischen 16 und 23 Jahren war ich extrem depressiv und alle hier aufgezählten Umgebungsgefühle haben mich nicht selten zu sonderbarem Verhalten bewegt.
Ich wohne immer noch in meinem alten Jugendzimmer, baue seit 6 Jahren mein Elternhaus im Obergeschoss zu einer eigenen Wohnung um. Oft ohne Antrieb und ohne Plan, was sich vernichtend in der Zeitbilanz niederschlägt. Andere Männer in meinem Alter haben längst eine Familie, und ich komme mir vor, als währe ich irgendwie "stehengeblieben", und alles um mich herum zieht an mir vorbei, als währe ich in einer Art "Zeitblase" gefangen. Ich habe das Gefühl, als würde sich mein Umfeld schneller entwickeln, als ich das tue.
Im Moment hat sich mein Antrieb zwar verbessert, aber meine Eltern, inzwischen betagte Leute, wollen mich irgendwie immer noch in die "Sohn-Rolle" pressen und fördern mein "Mann-werden" nicht besonders. Sie kritisieren eher die Leute, die dies unterstützen wollen, indem sie mich zum Ausziehen überreden wollen - meine Eltern selbst wollen aber nur noch ihren Lebensabend geniessen. Mein Vater ist mir am Bau keine grosse Hilfe mehr, und als er es vor noch konnte 1 bis 4 Jahren noch konnte, hatte ich immer noch kein vernünftiges Verhältnis zum Thema "Arbeiten" gefunden. Inzwischen sehe ich mich mir selbst überlassen und entwickle aus dieser Not eine gewisse Eigenständigkeit. Dennoch fühle ich mich so ähnlich, als hätte ich mal einen schweren Unfall gehabt (nichts bekannt) und hätte dabei einen Teil meiner geistigen Fähigkeiten eingebüsst. Ich weiss sehr genau, daß ich intelligent bin, aber aus irgendeinem Grund habe ich nur sehr sporadischen und eingeschränkten Zugang zu dieser Intelligenz. Ich habe gute handwerkliche Fähigkeiten entwickelt und interessiere mich immer noch sehr für technische Errungenschaften und mag elektronische Spielereien.
Dennoch bin ich mit mir nicht glücklich. Lachen und Freude fallen mir sehr schwer. Ich lenke mich mit Arbeit oder am Computer von meiner Trauer ab und kämpfe gegen die immer wiederkehrenden Trübsinnsanfälle an. Diese treten "bioperiodisch" auf, wie die Regel der Frau! Kein Scherz! Ich habe mich inzwischen gut beobachtet und es ist echt so, als gäbe es eine Art psychischen Zyklus des Trübsinns und der Depression bei mir. Ich weiss aber nicht, was ich dagegen tun kann oder woher das genau kommt. Mein Leben ist ein Teufelskreis. Ich bin einsam und ohne Liebe - das lähmt mich und nimmt mir die Lebenslust. Das wiederum nimmt mir die Lust, an mir zu arbeiten und mich für mich und andere attraktiv zu machen. Das wiederum nimmt mir die Beziehungsfähigkeit, die ich bräuchte, um Liebe zu bekommen. Wie kann ich nur aus dieser Hölle entkommen?

Ich kann hier leider nicht alles aufschreiben, das würde die Seite sprengen.
Ich hoffe, Ihr könnt mir helfen?
mfg, Holger

Anwort von Sabine

Hallo Holger!

Wenn ich ehrlich bin, dachte ich daran Deine Mail zu löschen, da mir keine wirklich Antwort zu Deiner Mail einfällt und da die anderen bis jetzt auch noch nicht auf Deine Mail eingegangen sind (sie steht nun über 24 Stunden hier) haben sie wahrscheinlich auch keine Antwort gewußt. Dennoch wollte ich Dich etwas fragen. Wenn Du doch weißt, was Dir nicht gut tut und was Dir nicht gefällt, warum änderst Du es dann nicht? Wenn Du weißt, dass Du so, wie es im Moment läuft, nicht vorangeht, warum drehst Du nicht etwas daran. Wenn Du ahnst, dass Du in der Wohhung Deiner Eltern nicht das finden wirst, wie z.B. in einer eigenen Wohung ohne die Eltern, warum baust Du dann dort um? Schaffst Du Dir nicht so Dein eigenes Gefängnis Deiner Gefühle? Wenn ich Du wäre, dann würde ich all das ändern, was mich stört und versuchen einen Dreh zu finden, dass es anders und besser wird und so läuft, dass es mir gefällt und mir gut tut. Mir Spaß und Freude bringt. Für mich klingt es so, als setzt Du Dir selber Regeln, die Dich nur weiter einengen anstatt Dir selber den gewünschten Freiraum mit 27 Jahren zu geben.

Lieben Gruß
Sabine