Problem von Sonja - 24 Jahre

Ich bin nur Kinderpflegerin

Hallo ihr lieben,
irgendwie fühle ich mich total wertlos, was zumindest mein Beruf angeht. Ich wollte es schon immer einmal in meinem Leben zu etwas bringen. Und jetzt habe ich total versagt, ich bin nur eine kleine Kinderpflegerin (Zweitkraft) und arbeite in einem Kindergarten. Jeden Abend komme ich nach Hause und habe das Gefühl, das ich nichts sinnvolles getan habe. Kein Mensch hat Respekt vor meiner Arbeit. Ich kann das nicht verstehen. Ist man Arzt oder Rechtsanwalt sehen die Menschen zu einem hoch, ist man Kinderpflegerin sagen alle ich würde nur Kaffe trinken in der Arbeit. was soll ich tun?
Liebe Grüße Sonja

Anwort von Sabine

Hallo Sonja!

Du hast einen der wundervollsten Berufe im Leben, den man überhaupt haben kann. Wieso denkst Du so negativ über die Zusammenarbeit und Erziehung mit Kindern? Ich verstehe nicht, wie Du darauf kommst. Die Arbeit bei einem Arzt oder einem Rechtsanwalt ist mit genauso viel Verantwortung verbunden, wie die einer Kinderpflegerin. Grob gesagt könnte man dann ja auch sagen, dass ich nur eine Tippse bin und schreibe, was man mir diktiert. Das stimmt aber nicht. Man hat einen Beruf erlernt und viel daraus gelernt. Richtig lernt man den Beruf erst kennen, wenn man mitten drin ist und die Prüfung hinter sich hat. Wie mit dem Führerschein. Das richtige Fahren und Verhalten lernt man erst, wenn man den Führerschein hat. Niemand erwartet von jemanden, dass er alles kann, wenn er in einen Beruf einsteigt. Das geht gar nicht. Steigt man ein, dann fängt man wieder neu an zu lernen. Lernen aus der Praxis und dem realen Leben. Dein Job ist abwechslungsreicher denn viele andere Jobs. Jeden Tag etwas Anderes und vielleicht Neues, was man erleben kann. Kinder berichten von Zuhause und sind mal kuschelbedürftig und mal nicht. Kinder zeigen oftmals vielen Erwachsenen, wie das Leben wirklich ist und schaffen es sogar einen aus dem Alltag zu holen. Welcher Erwachsene bekommt das heute schon noch hin?
Den Job, den Du machst, der ist super schön und Du hast durch diesen Job die Möglichkeit Dein Wissen und Deine Liebe an die Kinder weiterzugeben. Morgens, wenn sie mit einem Lächeln in den Kindergarten kommen, dann gehört das Lächeln Dir, denn sie freuen sich bei Dir oder in Deiner Gruppe zu sein, weil Du ihnen ein gutes Gefühl gibst. Kinder die traurig am Morgen kommen, vergessen die Traurigkeit, wenn sie wissen oder spüren, dass Du für sie da sein magst.
Du wirst jeden Tag bei der Arbeit gelobt. Vielleicht erkennst Du es nicht mehr. Wenn Deine Chefin oder Vorgesetzten nicht sagen "toll gemacht", dann schau nur einmal in die strahlenden Augen der Kinder, die auf Dich setzen und Dir vertrauen. Jedes Lächeln und jedes Funkeln in ihren Augen ist die Bestätigung für Dich, dass Du einen super Job hast und auch machst. Klar gibt es mal stressige Tage, aber ein Lächeln eines Kindes oder das Greifen nach Deiner Hand sind mehr Lob und Anerkennung, als man überhaupt bekommen kann. Halte daran fest und beobachte es mal. Ich arbeite in einer Anwaltskanzlei und glaube mir, ich bekomme weiß Gott nicht soviel Lob, wie Du bei Deiner Arbeit. Nach 16 Jahren in ein und derselben Kanzlei wird vieles zur Selbstverständlichkeit und oftmals kommen nur noch Fehlermeldungen, wo man früher gelobt wurde. Ich weiß aber, dass ich meinen Job mag und habe gelernt damit zu leben. Es tut mir nicht weh, denn ich weiß, was ich die Jahre gelernt habe für mich und für die Kanzlei. Nobody is perfect.

Lieben Gruß
Sabine