Problem von Anonym - 15 Jahre

Ich fühle mich nicht wohl... finde mich zu dünn!

Hallo!
Also erstmal: Ich bin 15 Jahre alt, 53 Kilogramm schwer und 174 cm groß. Ich weiß ich habe Untergewicht. Ich bin mein Leben lang schon sehr zierlich und schmal gewesen, auch, obwohl ich immer so viel esse wie alle anderen (teilweise sogar mehr). Meine Hausärztin sagt immer, dass ich doch mit meiner Figur zufrieden sein soll, da ich für die Zeit der Pubertät, in der man viel Fett ansetzt dann noch genug Polster habe. Ich glaube auch nicht, dass ich eine Stoffwechselstörung oder ähnliches habe, da nie ein Arzt auf eine derartige Idee gekommen ist und ich ja auch schon Jugenduntersuchung und so weiter hinter mir habe. Ich esse den ganzen Tag über eigentlich viel und worauf ich gerade Lust habe, esse auch häufig mal Schokolade oder andere Kalorienbomben wie Hamburger oder Pizza, denen ja eigentlich nachgesagt wird, sie würde dick machen. Trotzdem ernähre ich mich aber auch gesund, mit viel Obst und Vollkornprodukten, aber nur weil ich will, dass es meinem Körper gut geht und auf keinen Fall um abzunehmen. Wenn ich z.B. Sport machen will, wie Joggen oder so und das auch wirklich nur um meine Kondition zu steigern und mich etwas zu bewegen, sagen mir alle ich wär doch verrückt, weil man dabei abnimmt und ich das ja nicht nötig hätte, obwohl abnehmen ja auch hierbei überhaupt nicht meine Absicht ist. Ich habe auch schon seit Jahren mehr oder weniger starke Probleme mit Beschimpfungen und Hänseleien wie "Du Magersüchtige" oder "Bah, ist die dünn" . Dazu muss man aber auch sagen dass ich sehr lange Beine habe, die dadurch natürlich noch dünner wirken. Mit meinen Eltern kann ich eigentlich gut darüber reden, aber sie sagen mir dass ich mir keine Sorgen machen und mir nichts von anderen einreden lassen soll, da sie ja sehen, dass ich mich ganz normal ernähre und auch mein Körper für mein Alter völlig normal entwickelt ist (für meinen Körper verhältnismäßig viel Brustmasse, meine Periode mit 13 1/2 bekommen, normale Entwicklung von Körperbehaarung usw.) . Trotzdem fühle ich mich mittlerweile einfach selber nicht mehr wohl in meiner Haut. Ich kenne nur das Gefühl, zunehmen zu müssen/wollen. Abnehmen war für mich auch noch nie ein Thema. Aber wie gesagt, alles futtern hilft einfach nichts, ich nehme zwar schon langsam zu, aber wirklich sehr, sehr langsam. Besonders störend und verletztend finde ich die Reaktion von Jungs auf meine Figur, da diese heutzutage alle so tun, als ob sie füllige Frauen toll finden, sich aber in Wirklichkeit tausend Poster von schlanken Frauen übers Batt hängen und die Kandidatinnen von "Germany's next Topmodel" anhimmeln. Trotz alledem nutzen sie sehr gerne die Chance, sich über dünne Mädchen aufzuregen. Auch die Artikel in Jugendzeitschriften über Magersucht finde ich manchmal recht erschreckend. Ich verstehe den Sinn dieser Initiative sehr wohl. Schließlich ist ja die Hälfte der Deutschen eher zu dick als zu dünn. Aber bei übergewichtigen Menschen wird doch auch so darauf geachtet, keine verletztenden Dinge zu sagen und wenn ich dann in einem Artikel lese, ein Mädchen mit meiner Größe, dass angeblich jahrelang magersüchtig war, muss mindestens wieder 57 kg wiegen um Fahrrad fahren zu dürfen! Da hat man ja schon fast Angst überhaupt Sport zu machen und fühlt sich eher wie das reinste Skelett! Genauso in der Schule: Werden Dicke aus der Klasse verspottet greifen die Lehrer sofort ein und die jeweiligen Schüler werden zur Rede gestellt, wird jemand Dünnes mit seiner Statur geärgert, tut niemand etwas und man hat das Gefühl, im Grunde denken sie ja genauso darüber. Ich bin sehr verärgert über dieses Verhalten, was mir schon allzu oft in meinem Leben begegnet ist! Und wenn jemand diesen Beitrag liest, der soetwas schon einmal getan hat: Denkt mal darüber nach, ob alle dünnen Menschen wirklich freiwillig und aus reinem Schlankheitswahn so sind wie sie sind!!!
Ich hoffe ihr könnt mir einen Ratschlag geben, was ich am besten für mein Gewicht tun kann.
Liebe Grüße

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Lästern / blöde Sprüche / jemanden ausgrenzen ist nie in Ordnung; egal worum es geht. Einen Menschen macht nicht der Körper aus. Ob nun etwas pummelig oder sehr dünn; ob nun blond oder rothaarig, ob Brillen- oder Zahnspangenträger. Diese Reihe ist wohl unendlich fortsetzbar. Verletzend ist es in jedem Fall. Und wenn jeder einzelne ein wenig mehr überlegen würde, daran denken, wie es einem selbst in der Rolle des anderen gehen würde, dann wäre diese Welt auf einen Schlag auch schöner. Ich sage es ja immer: Wenn ich einen Wunsch für diese Welt frei hätte, dann hieße er: Toleranz. Wie gesagt, wir können es wohl nicht ändern, sondern uns nur selbst daran halten, damit sie sich ändert...

Ich habe immer ein wenig Probleme, mir anhand von Zahlen Menschen vorzustellen. Aber ein wenig erkenne ich mich selbst in Deiner Mail (jedenfalls mich, wie ich in Deinem Alter war). Zwar bin ich um einiges kleiner - aber ich war auch immer die dünnste in der Klasse, und dass, obwohl kein Tag ohne Schoki verging usw. Es ist oft eine Sache der Veranlagung und ich fürchte, Du kannst daran nichts drehen. Nehme Dich an, wie Du nun einmal bist.

Aber vielleicht hilft es Dir ein wenig, wenn Du hörst, dass sich das z.B. bei mir inzwischen ziemlich gewandelt hat? Mit 15 konnte ich noch essen, wie und soviel ich wollte und konnte - nichts davon blieb an den Hüften haften und ich sah aus, als würde ich mich so gut wie gar nicht ernähren. So mit 18 / 20 hatte ich den Traum von einer weiblichen Figur (jedenfalls wurde mir das oft gesagt *g*). Inzwischen sieht es so aus, dass ich tatsächlich auf meine Ernährung achten muss, damit ich nicht zu rund werde; Sport treibe, damit ich mir meine heißgeliebte Schokolade noch 'leisten' kann. Die Dinge verändern sich; und so auch Dein Körper mitsamt Stoffwechsel usw.

Und weißt Du, was ich heute bereue? Dass ich während meiner Pubertät so wenig Sport getrieben habe. Das schlägt sich nämlich laut Studien ein Leben lang nieder. Ich baue weniger schnell Muskeln auf, Cellulite macht sich eher bemerkbar und ich musste mich wahnsinnig anstrengen, um Sport wirklich toll zu finden. Für andere gehörte er wie selbstverständlich ins Leben - für mich war es harte Arbeit... Also lasse Dich nicht beirren, wenn Dir heute z.B. das Joggen Spaß macht. Du wirst Dein ganzes Leben lang was davon haben.

Und Sport ist schließlich nicht nur dafür da abzunehmen. Es geht um ein Lebensgefühl, Körperbewusstsein, eine bessere Haltung, gesunde Muskeln, eine gute Kondition und Konzentration und noch vieles mehr. Heute kann ich es predigen, damals habe ich es anders gesehen. Aber ich erlebe eben auch, um wieviel besser ich mich fühle, meinen Körper besser kenne, seit ich meinen inneren Schweinehund regelmäßig zum Teufel jage.

Die Pubertät ist eine wichtige Zeit. Kann eine sehr schöne Zeit sein - aber sie ist auch schrecklich. Ich fürchte, das wird sich nie ändern. Die Jungs reagieren nicht so toll auf Dich und Deine Figur? Dann straffe mal die Schulter und sage Dir: "Egal - wer mich nur mag, weil ich äußerlich seinem Traumbild entspreche, der kann auch gehen." Mir ist schon klar, dass es auch schön ist, ob des Aussehens begehrt zu werden - aber ist es wirklich so wichtig, wie Du gerade denkst? Verliebst Du Dich in einen Jungen, weil er eine tolle Figur hat, einen Knackpo und Bauchmuskeln auf denen man Möhren raspeln kann *g*? Oder in das süße Lächeln, die tollen Augen und diese wunderbare Art, mit Menschen umzugehen? Was ist Dir an einem Jungen wichtig? Und sollte dem Jungen nicht auch ähnliche Dinge wichtig sein?

Alles Gute!
Dana