Problem von Tatjana - 25 Jahre

Probleme mir mit selbst

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

ich weiss nicht, ob ihr mir helfen könnt. Aber irgendwie habe ich das Bedürfnis, mich bei jemandem auszusprechen, der mich nicht kennt...

Mein Problem: Ich hatte ziemlich lange einen Freund. Wir haben zusammen gewohnt und auf den ersten Blick war alles ganz toll. Wir haben uns wirklich geliebt (zumindest denke ich das). Aber mit der Zeit haben wir immer mehr nur noch nebeneinander her gelebt. Haben zwar noch Sachen miteinander unternommen, aber ich hatte irgendwann das Gefühl, er ist nicht mehr glücklich mit mir. Ich war auch nicht mehr wirklich glücklich mit ihm. Aber irgendwie waren wir trotz allem noch füreinander da... Nach vielen vielen Gesprächen und Versprechungen, wir würden beide versuchen uns wieder näher zu kommen, haben wir uns aber getrennt. Wenn ich vernünftig nachdenke, ist es wirklich besser so. Weder er noch ich sollte an jemandem festhalten, der einem nicht mehr glücklich macht und den man nicht mehr glücklich machen kann. Seitdem durchlaufe ich aber ständig verschiedene Phasen, was denke ich normal ist nach ner Trennung. Mal fühle ich mich befreit und genieße mein Leben, mal könnt ich nur noch heulen und fühle mich so endlos allein. Ich habe zwar ein paar gute Freunde (noch aus der Grundschulzeit!!!) und meine Familie, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass die auch nur noch Zeit mit mir verbringen, weil sie sich dazu verpflichtet fühlen. Sie sind zwar nie genervt, wenn ich mal echt extrem übel drauf bin. Sie sind schon in guten und schlechten Zeiten für mich da. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, eine Verpflichtung zu sein... Das Gefühl hatte ich bei meinem Freund nämlich gegen Ende auch. Dass er eigentlich garnicht mehr mit mir zusammen sein möchte, es nur tut, weil man ja schliesslich Zeit mit seiner Freundin verbringen sollte. Ich denke, das liegt an mir. Denn seit längerem gibt es einfach nichts mehr, was mich richtig glücklich macht. Ich bin oft am grübeln und häufig unzufrieden mit mir selbst und der Welt. Ich glaube auch ich habe einen Fehler gemacht, weil ich meinen Freunden nämlich meine aller tiefsten Gefühle bezüglich der Trennung ausgeschüttet habe. Sie denken jetzt sicher: Oh Gott, sie ist ja total depressiv... Ich versuche, möglichst viele Dinge (auch allein) zu unternehmen, die mich vom Grübeln ablenken aber irgendwie hilft das alles nicht. Klar hab ich auch Spaß, wenn ich mit Freunden weggeh und es ist meistens lustig. Manchmal denke ich auch, dass ich mehr neue Leute kennen lernen sollte. Aber auch das fällt mir ziemlich schwer. Ich war noch nie sonderlich kontaktfreudig und bin auch nicht auf oberflächliche Bekanntschaften aus. Und ich denke nicht, dass ich es schaffen würde, mit Leuten, die ich noch nicht so lange und gut kenne eine richtige Freundschaft aufzubauen. Ich glaube das hauptsächliche Problem ist, dass ich mich selbst nicht besonders mag und daher nicht glauben kann, dass jemand anderes mich mögen könnte, einfach so wie ich bin. Lange Zeit hatte ich eben meinen Freund, bei dem ich wirklich das Gefühl hatte er liebt mich so wie ich bin. Er war irgendwie meine Sicherheit, obwohl wir schon ein paar Probleme hatten. Jetzt ist er weg und somit auch mein Glaube an mich selbst irgendwie... Seit wir uns getrennt haben glaube ich eben, alle bemitleiden mich nur. Einerseits versuche ich, allein zurecht zu kommen. Damit ich niemals mehr jemanden wirklich brauche. Andererseits weiss ich dass das Quatsch ist... Sicher werde ich auch irgendwann wieder einen Freund finden. Momentan will ich das ja noch garnicht. Die Trennung ist noch viel zu frisch.

Abgesehen von allem müsste ich es einfach schaffen,

- mich selbst als tolle, liebenswerte Person zu sehen
- offen auf neue Leute zu zugehen
- die Angst vorm Alleinsein verlieren

Wenn ich nur wüsste wie?


...

Anwort von Sabine

Hallo Tatjana!

Wie Du selber schon erkannt hast, ist vieles eine reine Einstellungssache. Du weißt was Du willst und ich bin mir sicher, dass Du es auch schaffen kannst, wenn Du daran festhälst. Sich immer das Gegenstück in dem Moment vorzuhalten, wenn man sich was vorgenommen hat, bringt natürlich Zweifel an dem, was man tut. Du willst alleine was unternehmen, aber bedauerst im selben Moment, dass Du alleine bist. Niemand verlangt, dass Du lernst alleine zu leben. Du hast Freunde um Dich und wenn Du Dich alleine fühlst, dann kontaktiere sie. Sie würden Dir sagen, dass Du nervst, wenn es so ist. Sie wissen, dass Du alleine bist und weil sie Deine Freunde sind, berücksichtigen sie es, weil sie Dich mögen. Freude sagen Freunden, wenn sie nerven. Da sie es Dir aber nicht sagen, sondern nur Du es denkst, bist Du diejenige, die hier eigene Steine auf den Weg legt. Nicht die. Handel und reagiere, wie Du es für richtig hälst und wie Du Dich dabei wohl fühlst. Liebeskummer zu verarbeiten ist nicht leicht und Freunde müssen sich das Gejaule mal anhören. Umgekehrt wären sie doch auch froh, wenn mal einer für sie da ist, wenn sowas ist. Nervt es, dann sagen sie es schon. Mach es Dir nicht selber schwer.

Lieben Gruß
Sabine