Problem von Anonym - 16 Jahre

Vater/Lebensgefährte - einer schlimmer als der andere

Hallo,
zunächst einmal ein großes Lob für eure Arbeit. Ich finde es wirklich klasse, dass Ihr so vielen Menschen von Jung bis alt hier eure Hilfe anbietet. Aber jetzt zu meinem Problem.

Also es fing alles damit an, dass meine Eltern sich scheiden ließen und schon vorher keine Zeit mehr zusammen großartig verbrachten. Die Beziehung meiner Eltern ging meines Erachtens eigendlich schon am Beruf meines Vater kaputt, da er nur noch am Wochenende nach Hause kam. Hinzu machte er Nackaufnahmen von Frauen wo er über die Woche wohnte. Zu diesem Zeitpunkt war ich etwa 11 Jahre alt. Im Urlaub hat er dann vor unseren Augen mit einer anderen Frau geflirtet und ist abends mit Ihr wegegangen. Dann kam wie zu erwarten die Trennung meiner Eltern. Ich hatte gemischte Gefühle bei der Trennung. Zum einen freute ich mich, da mein Vater sowieso nichts mit mir großartig gemacht hatte über Jahre hinweg (er gehört zu der tollen Gruppe von Vater der verspricht aber dann nichts einhällt) und zum anderen war ich natürlich traurig.

Nun begann leider direkt schon ein neuer Abschnitt. Meine Mutter hatte fast direkt einen neuen Freund, ein Kollege von Ihrer Arbeit, der auch noch fast 10 Jahre jünger ist als sie, und ich musste den Typen natürlich kennen lernen. Meine Definition für Ihn wäre: "gemütlich - faul, egoistisch". Also eigendlich ging es am Anfang noch ganz gut, doch dann zog er nach kurzer Zeit schon bei uns ein. Leider meint der Oberschlauberger er känne sich mit Erziehungsmethoden aus und macht einen auf Kinderpsychologe. Alles was mir versprochen wurde (Fernseher sollte ich eigendlich mit 14 kriegen, hab heute noch keinen; neue Möbel für mein Zimmer, usw.), war damit schonmal so ungefähr tabu. Auch wenn ich es nicht gerne mache, tue ich immer regelmäßig und zeitig meine Aufgaben erledigen, die ich im Haushalt aufgetragen bekommen habe. (ist bei mir schon sehr viel im Vergleich zu anderen) Wenn ich alles gemacht habe und dann am Abend meine Stunde ins Internet möchte, die auch netter Weise dank ihm festgelegt wurde, obwohl ich immer alles im guten Rahmen gehalten habe, dann kommt wie fast jedes Mal ein Kommentar das ich ja das nicht gemacht hätte. "Das" ist dann in der Regel sowas wie: "Da lagen noch Krümmel auf dem Boden - Das heißt dann das ein klitzekleiner Krümmel irgendwo lag, dass er ausversehen nicht mit weggesaugt wurde", oder zum Beispuel: "Du hast den Tisch um Wohnzimmer nicht abgeräumt - Hab ich dann schlimmer Weise ein Glas vergessen abzuräumen oder so etwas, obwohl es dann nichtmal zu den Aufgaben gehörte". Auf jeden Fall geht das immer so wenn ich ihn sehe. Neben dieser Sache schikaniert er mich noch mit dem Nachmachen von Tönen die ich von mir gebe, wie Husten oder Naseputzen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht was der Mist soll, aber es nervt und das will er ja wohl damit auch erreichen. Dann gibt es natürlich auch noch die tolle Sache, dass wenn er irgend einen Mist baut ich natürlich der Schuldige bin. Das war schon genauso bei meinem Vater. Meine Mutter glaubt das natürlich wie immer und ich bekomme Ärger. Mit einem Vater waren wir früher aber immerhin noch oft im Urlaub und hatten Spaß, aber jetzt ist ehrlich gesagt eigentlich "alles im Arsch". Wie es zu seinem gemütlichen Image passt, ist er den ganzen Tag vorm Computer und abends vorm Fernseher. Wir unternehmen eigentlich gar nichts mehr. Mit unternehmen meine ich so kleine Sachen von Eis essen gehen, über ins Kino gehen und einen Freizeitpark besuchen und ähnliches. Das einzige was er gemacht hatte, war zwei mal in 5 Jahren mit IHR (nicht mit mir zusammen) zum Theater und zweimal mit uns ins Kino zu fahren. Im Urlaub war ich jetzt schon seit... glaube das muss so mit 11/12 Jahren gewesen sein und jetzt bin ich 16 Jahre alt. Mit ihm waren wir noch nie im Urlaub. Ich weiß wirklich nicht was ich noch machen soll. Meine Mutter merkt absolut nicht, was für einen Typen sie sich da ausgesucht hat. Mir kommt das sowieso so vor, als wäre das ein Blindgriff gewesen. Ich möchte nicht, dass er weiterhin hier wohnt, bzw. ich wollte noch nie das er bei uns wohnt, aber reden hat leider absolut keinen Zweck, da sie ihn ja liebt. Hinzu kommt das mir so vor, von dem was ich gehört hab im Hintergrund, dass sie keinen Sex haben. Ich weiß einfach nicht warum sie bei dem Spinner bleibt. Sie hat sich seit sie ihn kennt total verändert und hängt nun auch wie er den ganzen Tag vorm PC rum und ich sehe die eigentlich fast gar nicht mehr außer kurz morgens, kurz nach der Schule und vielleicht mal kurz zwischen durch. Auch ich wurde wegen ihm "Computersüchtig", was ich aber von mir aus eingedämmt habe auf 0 bis 3 Stunden pro Tag, mit einem Programm das ich für mich aufgestellt habe um von dem Computer los zu kommen. Noch was kurz zu meinem Vater. Ich sehe ihn jetzt alle 2 Wochen am Wochenende. Zu dieser Zeit bin ich dann immer bei ihm. Wir verstehen uns nicht wirklich gut, aber ich verstehe mich mit ihm besser als mit dem neuen Lebensgefährten meiner Mutter. Er hat ebenfalls eine neue Freundin, mit welcher ich mich sehr gut verstehe. Ich habe mit ihr auch schon über die Situation gesprochen, aber sie kann da ja leider auch nichts machen, da sie auch keinen Kontakt mir dem Neuen meiner Mutter haben will, da sie beim ersten mal bereits schlechter Erfahrungen mit ihm hatte. Wisst ihr was ich noch machen kann? Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Reden bringt leider nichts. :(

Das ist mein größtes Problem im Moment, doch eigentlich habe ich noch ein größeres und zwar...

...wollte ich schon mein ganzes Leben lang einen Bruder haben und ich fühle eine Leere in mir drin die immer stärker wird. Das klinkt vielleicht bescheuert aber es ist leider so. Es fühlt sich irgendwie an wie Liebeskummer, wie wenn mein Magen leer wäre und sich zusammenziehen würde oder wie dieses Gefühlt bei einer Achterbahn im Bauch. Es ist für mich einfach schrecklich wenn ich zum Beispiel Filme anschaue, in denen irgendwelche Brüder mitspielen. Ich bekomme dann sofort wieder dieses Gefühl der Leere, wenn ich derartige Filme sehe. Auch Filme wo so tolle Väter dargestellt werden nehmen mich innerlich ziemlich mit. Ich zeige das zwar nicht nach außen, aber es frisst mich auf gewisse Weise von innen auf. Ich habe mir schon so oft vorgestellt, wie es gewesen wäre, wenn ich einen tollen Vater gehabt hätte und dann einen Bruder hätte, wie es sich meine Mutter auch gewünscht hatte, doch leider ist dem ja nicht so. Auch habe ich schon darüber nachgedacht, ob ich nicht vielleicht einen Bruder haben könnte, da es sich so anfühlt, als wenn ein Teil von mir fehlt, aber dieser hätte ja sofort irgendwann nach der Geburt abgegeben werden müssen und da könnte ich mir eigentlich wenn nur eine Begründung vorstellen, dass mein Vater nur ein Kind wollte, aber deswegen hätte sie ihn ja wohl kaum abgegeben und Geldprobleme gibt es auch keine richtigen. Also ist dies wohl ziemlich unwahrscheinlich, aber ich suche aus meiner Verzweiflung natürlich nach Antworten. Auch wenn ich kleine Kinder in der Stadt usw. sehe, wünsche ich mir oft innerlich einen kleinen Bruder, den ich beschützen kann und dem ich helfen kann, wenn er Hilfe braucht. Gibt es eine Möglichkeit nachzuforschen, ob es da nicht doch einen Bruder geben kann, sodass ich mir da wenigstens klar werden kann?

Nun ja. Der Text ist schon ellenlang, aber leider habe ich viel Platz für die zwei Probleme gebraucht und hoffe, dass ihr mir helfen könnt. Vielen vielen Dank im voraus und macht weiter so, denn ihr habt schon so vielen Leuten geholfen! Ihr seit die besten!

Anwort von Sabine

Hallo!

Was der Traum eines Bruders angeht, würde ich ich an Deiner Stelle nicht so sehr an die Filme im Fernsehen hängen. Im Fersehen wird einem immer soviel vorgelebt, was man im realen Leben gar nicht umsetzen kann. Geht mir aber oftmals auch so. Träumen ist erlaubt. Es hat übrigens Vor- und Nachteile, was einen Bruder oder eine Schwester angeht, aber im großen und ganzen habe ich verstanden, was Du damit sagen wolltest.

Was das Problem mit dem neuen Partner Deiner Mutter angeht, kann man eigenltich nur Stellung dazu nehmen, wenn man beide Seiten gehört hat. Einerseits kann ich ihn gut verstehen und andererseits kann ich Dich auch verstehen.
Du hattest eine lange Zeit niemanden, der Dir wahrscheinlich Aufgaben gegeben hat bzw. Deine Pflichten im Haushalt waren mehr runtegeschreibt. Je älter Du jetzt wirst, um so mehr wird auch abverlangt, was die Hilfe angeht. Nunja und wenn man dann Aufgaben bekommt, dann sollten sie auch ganz erledigt werden. Einen Tisch abzuräumen bedeutet abzuräumen und nicht etwas darauf stehen zu lassen. Für Dich mag es vielleicht nicht wichtig sein, aber für die anderen ist eine nichterfüllte Aufgabe. Was die Krümel angeht, dazu kann ich nicht viel sagen. Liegt im Auge des Betrachters. Wie gesagt, ich kann Dich verstehen, dass es Dich nervt, da Du es irgendwie nie gewohnt warst und ich kann Deine Mutter und ihren Freund auch sehr gut verstehen.

Lieben Gruß
Sabine