Problem von Jule - 16 Jahre

Beste Freundin - Ja oder Nein?

Hallo liebes Kummerkastenteam,

mein Problem zählt keinesfalls zu den Beiträgen, die schnell beantworten werden "müssen", weil es sich um Notfälle handelt. Daher macht es nichts, wenn ihr euch für mein Problem erst später Zeit nehmt. Kümmert euch ruhig erst um die Dinge, die von größerer Bedeutung sind. :-)

Es geht, wie der Titel schon vermuten lässt, um meine beste Freundin und mich. Ich kenne sie seit ungefähr 9 Jahren, kennen gelernt haben wir uns also in der 1. Klasse. In der Grundschule hatten wir noch nicht sehr viel Kontakt miteinander, aber ab der 5. Klasse wurden wir gute Schulfreundinnen. Wir verstanden uns immer besser und durch einen Zufall landete ich nachmittags auch mal bei ihr Zuhause. Dieser Tag bei ihr hatte mir so gut gefallen, dass ich immer öfter zu ihr kam. Sie besuchte auch mich und so verabredeten wir uns schließlich jeden Tag, bis wir einige Zeit später 'offiziell' die besten Freundinnen wurden. (In Wirklichkeit waren wir es nämlich eigentlich schon vorher, wir hatten halt nur nicht so drüber gesprochen.)

Als ich dann erfuhr, dass ich in ein anderes Bundesland umziehen muss, traf mich das natürlich sehr. Aber zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, was das alles einmal heißen würde. Meine beste Freundin und ich haben weiter gemacht wie bisher und überhaupt nicht realisiert, dass das tägliche Treffen bald vorbei sein würde. Bis zum letzten Tag haben wir den Umzug verdrängt. Wir sprachen zwar gelegentlich davon, aber wirklich klar war es uns dennoch nicht. Und dann war ich plötzlich weg.

Seit ca. 4 Jahren leben wir nun in unterschiedlichen Orten und haben weiterhin Kontakt. Das meiste läuft über Chatprogramme wie z.B. ICQ, über SMS' und über Briefe, die wir uns ungefähr wöchtenlich schreiben. Sehen tun wir uns nur selten, meistens 1x im Jahr. Ich bin natürlich traurig über die jetzige Lage, wobei ich mich auf der anderen Seite auch darüber freue, dass wir überhaupt noch Kontakt haben, was, wie ich finde, nicht selbstverständlich ist. Aber ich habe das Gefühl, dass wir uns immer mehr auseinander leben. Wir leben nun einmal in unterschiedlichen Städten, gehen auf unterschiedliche Schulen, haben unterschiedliche Freunde etc. Das wirklich aktuelle bekommen wir gegenseitig nicht mit. Leider.

Manchmal bekomme ich schon so meine Zweifel, ob man das, was wir haben, wirklich eine beste Freundschaft nennen kann. Aber dann denke ich auch wieder an die Zeit zurück. Wir hatten wirklich tolle Zeiten miteinander. Allein die ganzen Erinnerungen. Geschenke, Briefe, Fotos. Wenn ich mir solche Sachen von uns beiden ansehe, muss ich lachen. Dann denke ich daran, wie viel Spaß wir doch hatten und wie verrückt wir doch waren. Aber das WAREN eben die Zeiten, heute sind es andere. Wenn ich zu ihr fahre und wir ein paar Tage zusammen verbringen, ist es immer noch schön und wir haben viel zum Lachen, aber wenn man sich bei 365 Tagen vielleicht 6-7 Tage im Jahr sieht, ist das nicht sonderlich viel.

Dazu muss ich noch sagen, dass ich immer diejenige bin, die zu ihr fährt. Sie war erst 1x bei mir und hat es schließlich nicht mehr ausgehalten, sodass ihre Eltern sie früher als geplant abholen mussten. Das war natürlich ein harter Schlag für mich und ich fühlte mich ehrlich gekränkt und verletzt, aber sie erklärte mir, dass sie weg von Hause sehr schnell Heimweh bekommen würde und es irgendwie nicht mehr schaffen würde, woanders zu sein. Okay, ich habe das akzeptiert, so blöd es auch für mich ist. Aber gerade weil sie nicht zu mir kommen kann und ich diejenige bin, die zu ihr kommt, sind unsere Treffen dementsprechend selten.

Wenn ich von anderen besten Freundinnen höre, denke ich einfach, dass mir was fehlt. Mir fehlt dieses typische "über alles reden können", dieses "grenzenlose Vertrauen". Meine beste Freundin und ich reden nicht wirklich über solche Dinge. Ich würde ihr schon vieles anvertrauen, aber ich habe nicht immer das Gefühl, dass sie mir auch alles sagen würde. Aber sie ist denke ich ansich nicht so der Typ, der über Gefühle spricht.

Mein eigentliches Problem ist eben, dass ich einerseits weiß, warum SIE meine beste Freundin ist, und dass ich mir andererseits manchmal die Frage stelle, ob es Sinn macht, sie weiterhin als beste Freundin zu haben. Ich hab manchmal Angst, etwas zu verpassen. Denn ich frage mich schon, wie es wohl sei, wenn ich nochmal von neuem anfangen würde. Mit einer besten Freundin, die auch in meiner Nähe wohnt. Es ist einfach eine blöde Situation. Ich will die Freundschaft nicht aufgeben und versuche darum zu kämpfen, aber manchmal weiß ich einfach nicht wie. Wir haben schon so viel miteinander erlebt, das kann/will ich doch nicht so aufgeben!

Ich hoffe, ihr (damit meine ich sowohl das Kummerkastenteam als auch die Leser/innen) versteht mich mehr oder weniger und wisst vielleicht einen Rat für mich. Wäre euch wirklich sehr dankbar. Ich weiß eure Arbeit zu schätzen und kann nur sagen Hut ab. Eure tagtägliche Leistung ist enorm und sollte von jedem geschätzt und anerkannt werden. Die Kritiker, denen man es nie recht machen kann von wegen "Wo bleibt denn die Antwort? Warte schon so lange", kann ich nicht verstehen. Aber lasst euch nicht unterkriegen von solchen Beiträgen, ihr seid spitze! :-)

Viele liebe Grüße, Jule

Anwort von Elaine

Hallo Jule,

ich glaube ich kann dich ganz gut verstehen, denn ich war einmal in der Situation, das meine beste Freundin weggezogen ist.
Du und deine Freundin, ihr werdet ewig befreundet sein, wenn ihr das möchtet. Klar ist es jetzt nicht mehr so einfach und da man nicht mehr so eng zusammen ist bekommt man auch nicht mehr alles mit was der andere tut, aber das bedeutet nicht das man den anderen nicht noch immer genauso gern hat wie vorher und auch ebenso an der Freundschaft festhalten will und kann.
Du solltest wirklich dich in deiner Umgebung nach neuen guten Freunden umsehen, denn das bedeutet noch lange nicht das du damit deine alte Freundin ablegst, natürlich könnt ihr dennoch beste Feundinnen sein, trotzdem ist es auch für dich wichtig, das du Freunde in deiner Umgebung hast, die du treffen kannst und mit denen du was unternimmst. Ihr müßt nur daran denken, immer miteinander in Kontakt zu bleiben und regelmäßig den anderen am eigenen Leben teilhaben zu lassen.
Ich kann verstehen das du es ein wenig "ungerecht" findest, das nur du deine Freundin besuchen fährst, aber ich denke das es wahr ist mit dem Heimweh und das es ihr deswegen schwer fällt und ich glaube das wenn sie älter wird sich auch dieses Problem löst und sie auch dich besuchen kann und wird, sprecht doch einfach nochmal darüber.
Ich habe meine Freundin kennengelernt da war ich 3 Jahre alt und wir wurden unzertrennlich. Als ich 13 war ist sie weggezogen, heute bin ich 23 und wir sehen uns regelmäßig, telefonieren häufig und haben noch immer am leben des anderen Teil. Wir sind sicher nicht das was man als typische beste Freunde bezeichnet, aber für mich gehört sie dazu und das wird sicher noch weitere 20 Jahre so sein.
Du siehst also, das auch euch nichts im wege steht.

Ich wünsch euch alles Gute und liebe Grüße