Problem von Anonym (w) - 39 Jahre

Probleme nach der Trennung

Hi,

ich habe mich vor 5 Monaten von meinem Mann getrennt. Meine Tochter (11 Jahre) ist zu mir gekommen.
Da ich einige sehr schlimme Jahre hinter mir hatte, habe ich mich auf meinem neuen Lebensabschnitt gefreut. Leider macht mein Mann weiter Terror und ich weiß mir leider nicht helfen.
Da ihm sein Job erlaubt seine Arbeitszeit flexibel zu gestalten holt er jeden Tag die Tochter von der Schule ab und macht alles Mögliche mit ihr bis ich von der Arbeit zurückkomme. Leider ist das Kind gegen 17 Uhr schon ziemlich übermüdet, um erst dann mit Hausaufgaben anzufangen. Ihre Leistung hat in den letzten Monaten sehr nachgelassen.
Ich habe versucht mit meinem Mann darüber zu reden, aber da er der Meinung ist, dass ich ein böser Mensch bin und sein Leben zerstört habe, will er auf mich nicht hören und versucht alles möglich, um die Tochter umzustimmen und damit sie zu ihm zieht. Er erlaubt ihr alles, kümmert sich um ihre Schule nicht mehr, was früher, als wir zusammen waren, das graseste Gegenteil war, er kauft ihr alles und veranstaltet tolle Ausflüge, wenn sie bei ihm ist. Gleichzeitig bezahlt er ganz wenig Unterhalt (104? bei einem Netto-Gehalt von 2300?).
Da ich jetzt auch Miete bezahlen muss (wir haben eine Eigentumswohnung, in der mein Mann weiter wohnt) reicht mir das Geld, besonders durch den Umzug, gar nicht, um meinem Kind auch einiges zu ermöglichen. Ich habe mich gezwungen gesehen, eine Klage für den Unterhalt einzureichen, aber die wird unsere Kommunikation noch mehr erschweren.
Was die Schule betrifft, rede ich oft mit meiner Tochter (fast jeden Tag). Dabei gibt es oft Streit, weil sie resigniert und sich nicht richtig kümmert. Nach der Schule, ihrer Aussage nach, muss sie zu ihrem Vater, sonst ist er beleidigt und sie fühlt sich schuldig.
Er ruft sie mehrmals am Tag an und erledigt jede Aufgabe, die sie ihm gibt (wie: besorg mir die Hausaufgaben von letzter Woche(obwohl sie in der Schule war), oder schreib mir die Hausaufgabe in Deutsch ...).
Ich fühle mich ziemlich überfordert und vor allem als Outsider. Mit meinem Mann kann ich gar nicht reden. Wir waren sogar zusammen beim Jugendamt, aber da die Beamtin nicht seiner Meinung war, hat er sich auf keine Vereinbarung, was den Unterhalt und vor allem die Besuchszeit betrifft, eingelassen. Nun regelt er alles über die Tochter. Was für mich unbegreiflich ist, dass sie ihn deswegen noch verteidigt und zu mir sagt, die Kommunikation über sie, ist sehr einfach für ihn und er muss sich mit Gesprächen mit mir nicht ärgern.

Ich habe versucht meine Tochter zu überreden, dass wir in eine andere Stadt umziehen, aber jedes Mal, wenn ich das Thema anspreche, ändert sie ihre Meinung. Ich vermute, dass sie gar nicht mitkommt, wenn es soweit ist. Vor allem sie lässt sich sehr beeinflussen. Manchmal schimpft sie vor mir mit ihrem Vater, manchmal verteidigt sie ihn, manchmal sagt sie, dass sie vielleicht mal 1 Woche bei ihm und 1 Woche bei mir in Abwechseln wohnen möchte, manchmal dass sie mit mir weit weg von ihrem Vater will, weil er sie ständig unter Druck setzt?

Vielleicht habt ihr einen tollen Rat für mich. Vielleicht wird die Zeit alles heilen, aber ich bin im Moment ziemlich am Ende mit meinen Nerven und habe überhaupt keinen Puffer um einiges wegzustecken.

Anwort von Sabine

Hallo!

Scheint wirklich so zu sein, als benutze er eure gemeinsame Tochter als Jojo oder um einen Punktestand zu füllen. Ich würde mich an Deiner Stelle nicht negativ zum Vater äußern. Ich denke mal, dass eure Tochter bald selber erkennen wird, dass alles nur eine Art Plan von ihm ist. Kinder durchschauen so was schnell. Da muss man nicht mal nachhaken.

Vielleicht sprichst Du mal alleine mit dem Sachbearbeiter vom Jugendamt, wie man sich am besten in solch einer Situation verhält. Er hat schließlich vorher auch mit euch beiden gesprochen und kann sich schon ein Bild machen und hat gewisse Probleme auch schon erkannt.

Fakt ist, dass eure Tochter nach der Schule die Hausaufgaben erledigen muss, da sie ermüdet ist am Abend und somit die Leistungen schnell nachlassen in der Schule. Es ist wichtig, dass sie erkennt, dass sie nicht für euch lernt oder anderen, sondern ganz alleine für sich. Es sind ihre Noten, die ihr später die Türen öffnen in die Berufswelt. Türen, die sie sich wünscht öffnen zu können.

Was den Unterhalt angeht, möchte ich Dir zum Blick auf die Düsseldorfer Tabelle raten. Du findest die aktuelle Tabelle, die gültig ab dem 01.07.2007 nunmehr neu verfasst wurde unter www.mein-recht.de. Und wenn er freiwillig nicht den angemessenen Satz zahlen will, dann würde ich mir an Deiner Stelle doch schon anwaltliche Hilfe holen und ihn außergerichtlich auffordern lassen, den richtigen Unterhaltsbetrag zu zahlen. Er kann sich (ohne gerichtliches Verfahren) eine Urkunde (Titel) vom (ich meine) Jugendamt erstellen lassen, wo er sich verpflichtet den angemessenen Betrag monatlich an Dich (für die Tochter) zu entrichten. Hierzu kann ihn auch der Anwalt auffordern. Außerdem, wie sieht es denn mit Ehegattenunterhalt aus? Bestehen da Ansprüche?

Ich weiß, dass Du geschrieben hast, dass Du keinen Streit willst, da er sonst gar nicht mehr korrespondiert, aber so, wie er sich jetzt verhält, wie Du es beschreibst, schadet es mehr, als das es euch hilft. Wenn er sich an Absprachen nicht halten kann, sollte das Umgangsrecht geregelt werden, so dass auch die Tochter einen geregelten Umgang mit ihm hat und nicht verwirrt wird und vor allem keine Vernachlässigungen bzgl. der Schule aufkommen.

Nimm nicht hin, was euch schadet und lass Dich ruhig mal anwaltlich beraten. Sicherlich gibt es in Deiner Nähe einen guten Fachanwalt für Familienrecht. Was die Kosten angeht, kannst Du Dich auch vorab bei einem Anwalt informieren. So teuer ist das gar nicht. Bist Du geringfügig einkommend, steht Dir sogar Beratungshilfe zu und so zahlst Du lediglich für ein Beratungsgespräch 10,00 ? an den Anwalt.

Lieben Gruss
Sabine