Problem von Subeida - 20 Jahre 03.07.07

Feedback an Marcel

Hallo Marcel,

als ich dein Problem gelesen habe, sah ich bei dir die Hoffnung und den Willen zur Veränderung. Ich weiss, dass es dämlich klingt, aber obwohl du so viele Probleme hast und verletzt bist, hast du immer noch den Willen zum Kämpfen und das mag vielleicht dein einziger Pluspunkt sein im Moment, aber es ist der, auf den es ankommt! :)
Du wurdest von vielen Menschen verletzt und ausgenutzt, doch nicht alles sind so und ich würde dir erstmal raten, nicht zwanghaft nach Freunden zu suchen, sondern dich erstmal NUR AUF DICH SELBST zu konzentrieren.
Die \"wahren\" Freunde findest du durch Zufall. Glaube mir, ich weiss wovon ich spreche. Ich hatte bis zu meinem 18. Lebensjahr keine richtigen Freunde, war meist alleine, aber es war auch besser so. Und als ich am Boden war, so richtig am Boden! Ich habe keine Hoffnung mehr gehabt, keine Familie, da ich mit ihr sehr zerstritten war und gerade frisch nach einem Klinikaufenthalt wegen einer Essstörung und Depressionen. Mein Vater ist schon seit 20 Jahren leider Alkoholiker, meine Mutter ist verzweifelt und ihr Launen sind manchmal nicht zu ertragen (auch depressiv, aber eine starke Frau!), obwohl ich beide sehr liebe, ist es besser, dass sie sich getrennt haben. Ich muss zusehen, wie mein Vater zu Grunde geht, da er nicht den Willen hat, wie du, etwas zu verändern. Ich würde alles für ihn tun. Aber wie Sabine so schön sagt, man kann nur dem helfen, der sich helfen lässt. Er will zu meiner Mutter zurück und sie hasst ihn, was ich auch verstehen kann, denn wenn er betrunken war, ist er manchmal sehr aggressiv geworden, sodass es mal soweit kam, dass meine Mutter mit einem Messer vor ihm stand und gesagt hat: wenn du jetzt gehst, stech ich dich ab, du Schwein! Ich habe geweint, mein Bruder zog sich zurück.
Aber was erzähle ich hier meine Geschichte, ich wollte dir doch was sagen.
Jedenfals, wollte ich nicht mehr sein und zog aus, brach mein Gymnasium ab und bekam Alg2. Mein Ende war geplant, ich hatte es geplant. Doch es kam ganz anders, zum Glück! Ich traf meinen jetzigen Freund, der auch verzweifelt war und wir schafften uns beide aufzurappeln.
Er hatte, wie du, Schulden und ging zur Schuldnerberatung. So muss er nur einen Teil bezahlen und monatlich einen kleinen Betrag, der unter allen Gläubigern aufgeteilt wird und ihm somit viele seiner Schulden erlassen werden, da er den Willen gezeigt hat zu zahlen. Das würde ich dir, wie Dana, unbedingt raten zur Schuldnerberatung zu gehen, es ist der erste wichtige Schritt in eine neue Zukunft. Du musst unbedingt deine Rechnungen öffnen und sorgfältig in einer Mappe aufheben, um den Überblick nicht zu verlieren und dann Schritt für Schritt mit deinem Schuldenerberater abgehen. Übrigens einen seriösen Schuldnerberater erkennst du daran, dass er kein Geld für seine Leistungen verlangt. Viele Menschen, die Schulden habe neigen dazu, Ihre Rechnungen nicht zu öffnen und innerhalb von wenigen Jahren werden aus 5000 gleich 100.000. Deswegen, auch wenn du das Gefühl hast, alles wächst dir über den Kopf und du erst einen Schrecken bekommst, es ist der richtige Weg und es kann nur besser werden.
Soviel zum Thema Geld und Schulden.
Auch mit wenig Geld kann man ein gutes und durchaus normales Leben führen, wenn man Prioritäten setzt. Keine Markenklamotten, aber dafür einen neuen Zimmeranstrich oder keine Pizza bestellen, lieber gesunde Sachen aus Lidl, (wenn du Samstag abend kurz vor Ladenschluss einkaufen gehst sind viele Gemüse- und Obst Sachen stark reduziert).
Ich bekomme Alg2, bin nicht stolz drauf, ich schäme mich dafür mit meinen 20Jahren, mache aber einen 1? Job, von dem ich zuerst dachte: Oh nein, bitte nicht! ABer ich ging hin und dieser verhalf mir, dass ich dieses jahr wieder zur Schule gehen kann nach drei Jahren Ausbildungsplatzsuche, einen Hoffnungsschimmer habe.
Du hast gesagt, dass du kein Geld fürs Essen hast. Bei mir schleicht sich der Verdacht ein, dass du dir deine finanzielle Lage noch nicht vor die Augen geführt und so keinen Überblick hast. Als aller erstes würde ich mir aufschreiben (du machst doch eine Ausbildung) wieviel du verdienst, wieviel für Miete und Strom flöten gehen etc. und wenn du mit deinem Schuldnerberater ausgemacht hast, wieviel monatlich an die Gläubiger gehen, ich schätze es wird bei einem Azubi nicht mehr als 50? pro Moant sein, kannst du das auch Minus nehmen und den Rest, der dir übrig bleibt, würde ich hauptsächlich für gesundes Essen (die gibt dir Kraft und Nährstoffe zum Kämpfen) und Pflege ausgeben (du fühlst dich wohl in deiner Haut und das hilft um Kontakte zu finden).
Du sagst es fällt dir schwer mit deinem geringen Azubi Gehalt eine Wohnung zu finden. ich weiss jetzt nicht woher du kommst, aber in Nrw gibt es eine Wohngesellschaft \"Deutsche Annington\" nennt sie sich, die Wohnungen für Azubis anbieten, dieses Projekt heisst \"Wohnsinn\", sodass du für 180 ? !Warmmiete! eine 48m? grosse Wohnung beziehen kannst, auch mit einem Schufa Eintrag. Ansonsten würde ich mich mal in deiner Umgebung beim Arbeitsamt umfragen. Ich weiss, viele schimpfen mit dem Arbeitsamt, ich auch, aber die können einem weiterhelfen, wenn man nicht aufgibt und Willen zeigt.
Es gibt durchaus kompetente Mitarbeiter, die einem helfen wollen und können.
Du könntest auch im Internet recherchieren nach günstigen Wohngesellschaften oder beim Jugendamt anfragen, nur nicht AUFGEBEN!. Auf keinen Fall würde ich dir raten wieder in eine WG zu ziehen. Ich bin zwar keine Psychologin :) , aber ich finde du solltest erstmal deine innerliche Ruhe finden und dich nur auf dich selbst konzentrieren, sodass du deine Ausbildung beenden kannst und deine Schulden Stück für Stück abbaust.
Soziale Kontakte kannst du durchaus in der Warteschlange beim Arbeitsamt finden. \"Ich höre großes Gelächter\", aber aus einem kurzen: \"Ich habe gehört, dass du auch eine Wohnung suchst\".. kann sich durch Sympathie durchaus eine offenes Gespräch entwickeln und man verabredet sich..

Naja, ich hoffe, du liest das Feedback und es wirkt nicht zu \"klugscheisserisch\",aber ich versuche immer das Positive zu sehen, auch wenn ich manchmal weinend zusammenbreche. Aber es geht weiter, man darf nur nicht aufgeben.
Ach ja, an deiner Stelle würde ich mir einen vertrauenswürdigen Psychologen suchen. Die wirken im ersten Moment bischen seltsam, muss ich zugeben, man fühlt sich bisschen verrückt. Aber wie das Wort \"ver-rückt\" schon sagt, nicht du bist es, sondern dein Leben ist etwas aus der Bahn gerückt und der Psychologe versucht es mit dir zusammen wieder in die gerade Bahn zu rücken, das kann dauern, aber es ist schön zu wissen, dass jemand ein offenes Ohr für dich hat wie hier im Kuka.

Alles Gute und viel Kraft
Subeida