Problem von Anonym - 27 Jahre

Angst vor der Trennung

Hallo liebes Kummerkasten-Team!

Auch ich habe Probleme in meiner Ehe und wende mich in der Hoffnung an euch, mir einen Rat geben zu können.

Ich bin 27 Jahre alt, meine Frau ist 25 Jahre alt. Wir sind seit ein bischen mehr als einem Jahr verheiratet.

Ich lernte meine Frau über einen Freund kennen, der sie im Chat kennenlernte. Er wollte mit noch einem Kumpel zu ihr fahren um sie zu treffen. Da bin ich kurzerhand mitgefahren. Im Februar 2002 sind wir dann zusammengekommen. Der Anfang unserer Beziehung stellte sich sehr schwierig dar, da sie gerade eine Ausbildung abgebrochen hatte und sich dadurch sehr viele Schulden bei ihr angehäuft hatten. Zu der Zeit war ich Soldat beim Bund und "arbeitete" fast in ihrer Nähe. Somit konnten wir uns am Anfang öfter sehen, ich lebte ja zu diesem Zeitpunkt noch bei meinen Eltern ca. 350 km entfernt. Irgendwann sagte sie, sie müsse von allem weg und zog zu mir und meinen Eltern ins Haus, wo wir die obere Etage bewohnten. Durch große Probleme in ihrer eigenen Familie, die Mutter hatte damals noch sehr viel Alkohol getrunken, glaube ich, dass meine Frau einen Neuanfang suchte. Nach cirka einem Jahr Arbeitlosigkeit und wohnen im Haus meiner Eltern, ich war zu diesem Zeitpunkt durch den Bund nur am Wochenende zu Hause, hatte sie es geschafft, eine neue Ausbildungsstelle zu finden. Ich war sehr froh darüber, weil sie entlich einen Beruf erlernen konnte, der zu ihren Interessen passt. Ausserdem verstand sie sich auch nicht mehr so gut mit meiner Mutter, was ich verstehen kann, meine Mutter ist ein sehr schwieriger Charakter. Während der Zeit unterstützten uns meine Eltern sehr stark, finanziell und auch emotional. Durch ihre Probleme in der eigenen Familie hatte sie keinen guten Schulabschluss geschafft. Deshalb war ich um so mehr froh über diesen Ausbildungsplatz. Er befand sich ca. 50 km von meinen Eltern entfernt und so nahmen wir uns eine Wohnung in dem Ort. Inzwischen hatten wir es mit der Hilfe von meinen Eltern geschafft, alle großen finanziellen Probleme in den Griff zu bekommen und konnten uns von ihnen absetzten. Schließlich leben wir ja unsere Beziehung und das muss auch ohne Eltern klappen :-). In dem Jahr der Arbeitslosigkeit, wo sie bei meinen Eltern lebte, war sie nur noch am weinen und ich hatte alle Hände voll zu tun, sie so viel zu unterstützen, dass sie ihr Leben noch lebenswert findet. Sie war sehr depressiv, besaß keine Selbstachtung und die Freunde, sie hatt bei sich zu Hause sehr viele gute Freunde, welche immer ihre Familie waren, hatte sie verlassen und es viel ihr unendlich schwer, das zu überstehen. Doch unsere Liebe zueinander hatt uns dafür die Kraft gegeben. Sie begann ihre Ausbildung, leider konnte ich auch dort nur am Wochenende für sie da sein und nach einem schweren Start hat sie neue Freunde in der Schule gefunden und sie konnte endlich wieder lachen. Richtig lachen, was einem zum weinen bringt, so viel Glück zu sehen und daran teilhaben zu dürfen. Im letzten Lehrjahr beschlossen wir, dass wir heiraten wollen und waren beide total glücklich. Dann kam eine Zeit, wo meine Frau viel Kraft brauchte. Sie musste ihre Prüfung ablegen, 1 Monat später stand die Heirat an, die Wohnung war gekündigt und sie musste sich für einen Job bewerben. Zu diesem Zeitpunkt, leider, war ich immer noch nur am Wochenende zu Hause. So ist das Leben als Soldat leider. Also blieb es an ihr, sich zum größten Teil um die Hochzeit zu kümmern, für Prüfungen zu lernen usw. Sie hatte schon schnell ein Jobangebot in Berlin bekommen und wir waren schon einmal sehr froh, auch die Hochzeitsvorbereitungen liefen gut. Hierbei halfen uns mal wieder meine Eltern. Um die Wohnung in Berlin kümmerte ich mich weitestgehend per Telefon. Sie hat dann die Besichtigungen gemacht, da sie das Auto hatte. Dann kam der Zeitpunkt, als ich fertig war Soldat zu sein, wir wohnten ja nun schon zusammen in unserer Wohnung und ich besuche seit dem hier eine Schule und studiere, sie geht arbeiten.

Ich glaube unsere Probleme begannen, als wir keine Fernbeziehung mehr führten. Ich ging zur Schule, sie ging arbeiten, Früh und Spätschichten. Und nun kommt unser Problem. Vor ein paar Tagen fuhr meine Frau für 3 Tage zu einer Freundin. Als sie wieder zurückkam war sie wie ausgewechselt. Ich weis jetzt gar nicht so genau wie ich es weiter beschreiben soll aber ich fang einfach mal an: Ich liebe meine Frau über alles und würde alles für sie tun, habe aber ein Problem. Nach der Zeit beim Bund, als wir begannen eine richtige Beziehung zu führen, fing ich an mich gehen zu lassen, ging nicht mehr so oft zum Frisör u.s.w. und habe es irgendwie nicht mehr erkannt, wann meine Frau Probleme hat und ihre kleinen Hilferufe nicht mehr gehört. Ich muss dazu sagen das ich ein nach außen hin sehr kalter Mensch bin und es mir schwer fällt, ihr zu zeigen, wie sehr ich sie liebe. Außerdem bin ich ein sehr lebensfroher Mensch, will aber nur keine Probleme sehen und angehen und schon gar nicht Verantwortung übernehmen, nicht, weil ich es nicht kann, sondern weil ich nichts falsch machen möchte und ihr nicht wehtun möchte. Auch im Haushalt habe ich sie nicht viel unterstützt, was ich gemerkt habe, konnte es aber irgendwie nicht abstellen, habe meinen Hintern einfach nicht hoch bekommen.

Nachdem sie dann weinend in der Küche saß, bin ich zu ihr hin und hab gefragt, was los ist. Sie sagte mir, dass sie aus diesem Leben raus müsse, weg von allem ohne mich, ohne Freunde, weg von all dem, was sie hier kennt, sie will noch nicht mal ihre alten Freunde sehen, versteht sich überhaupt nicht mehr mit ihnen, möchte am liebsten noch nicht mal zur Hochzeit ihrer eigenen Schwester, warscheinlich aber wegen unserer Probleme. Heute haben wir dann zusammen einen Einkaufsbummel gemacht, haben Klamotten für die Hochzeit gekauft u.s.w. Es war ein sehr schöner Tag. Abends sind wir dann zusammen in die Wanne und konnten zum ersten Mal vernünftig miteinander reden. Sie sagte mir, sie wolle einen richtigen Mann, der sie unterstützt und sie nicht das Gefühl hat, dass sie mir alles sagen muss und das sie immer für mich mitdenken muss. In dem Punkt muss ich ihr Recht geben. Ich weis genau, dass ich mich immer voll und ganz auf sie verlassen kann und habe es mir leicht gemacht. Leider hab ich das erst jetzt wirklich erkannt. Seit ziemlich langer Zeit läuft auch nichts mehr im Bett, was wohl auch daran liegt, dass sie mich nicht mehr wirklich als ihren Mann sieht. Ich verstehe dann aber nicht: Während des Tages heute, als wir einkaufen waren, zusaammen saßen und ein Eis gegessen haben, fuhren wir danach mit der Rolltreppe hinunter und ich nahm sie in den Arm und sagte zu Ihr, dass sie die beste Frau der Welt sei. Darauf antwortete sie, sie hätte so jemanden wie mich gar nicht verdient. Es tut mir so weh, diese Worte aus ihrem Mund zu hören. Ich fragte sie dann heut abend nach dem Baden, ob sie sich keine Beziehung mehr mit mir vorstellen kann. Wir können wirklich sehr offen und gut miteinander reden. Darauf antwortete sie, dass sie es sich nätürlich vorstellen kann, aber sie hat Angst, dass sich nichts ändert und es eine Weile gut geht und dann das gleiche wieder da ist.

Ich bin von meinen Eltern sehr Ernst erzogen worden und solle doch immer zuerst das schlechte im Menschen sehen und an meine Karriere denken. Mein Vater ist ein sehr sehr intelligenter Mensch.

Irgendwie kamen wir auf das Thema und sie fragte mich, was mein Vater immer gesagt hat und an was ich denken soll. Ich sagte natürlich, an die Karriere denken. Sie meinte darauf, dass ich das dann auch tun soll.

Letztendlich sagt sie, sie hätte jemanden wie mich nicht verdient, könne sich natürlich eine weitere Beziehung mit mir vorstellen, ich soll aber an meine Karriere denken und sie wisse nicht, ob es wirklich besser mit uns wird.

Ich weis einfach nicht mehr weiter, wir wollten jetzt zusammen ein Kind haben, verstehen uns super, streiten uns so gut wie nie, können sehr gut miteinander reden, auch wenn es in letzter Zeit nicht so intensiv war wie sonst und sie will mich auch nicht verlieren. Ich suche die Fehler bei mir, da ich weis, dass sie ein sehr emotionaler Mensch ist. Ich habe ihr in letzter Zeit wirklich wenig zugehört und ihr warscheinlich nicht das gezeigt und gegeben, was sie braucht.

Im Moment bricht für mich alles zusammen, ich spüre das sie noch etwas für mich empfindet und sie sagt auch ich soll die Fehler nicht bei mir suchen und doch merke ich, dass ich einige Sachen falsch gemacht habe in letzter Zeit. Leider bemerkt man dies als Mann immer zu spät.

Sie hat im Moment sehr sehr viel Stress auf Arbeit und ich hab es ihr nicht leichter gemacht, wenn sie nach Hause kam und trotzdem, dass ich es irgendwie gemerkt habe, dass ich etwas ändern muss, habe ich es nicht getan. Erst jetzt, wo sie mir gesagt hat was los ist, kann ich aus mir heraus, ihr wirklich sagen was ich denke und fühle und ihr helfen. Habe es heut auch entlich wieder geschafft, sie zum Lachen zu bringen, was für mich das schönste auf dieser Welt ist. Leider habe ich es warscheinlich manchmal auch erzwungen.

Am Ende kann ich nur noch sagen, dass ich ihr immer ihren Freiraum gelassen habe. Sie konnte immer zu einer Freundin fahren und mit ihr zur Disko und ich habe sie nie Eifersucht spüren lassen, hab sie natürlich gefragt, wie es war aber niemals so, dass ich sie einengen würde. Vielleicht hat sie mit dem jetzigen Job auch gelernt, dass sie nicht nur irgendjemand ist, sondern eine Persönlichkeit. Das habe ich mir so sehr gewünscht, aber warscheinlich ist dort nun kein Platz mehr für mich. Sie ist die Frau meines Lebens, ich wollte mein Studium beenden, mir eine Arbeit suchen und ein Kind mit ihr haben, endlich so richtig glücklich sein ohne Ärger und Stress und ihr der beste Mann der Welt sein. Das habe ich warscheinlich durch meine Anteilnahmslosigkeit mir selbst verbaut. Da sie sagt, sie kann sich immer noch eine Beziehung mit mir vorstellen, ist sich nur nicht sicher, bin ich der Meinung, wenn ich mich endlich wieder bewege und ihr zeige, wie schön wir es zusammen haben, es für uns eine Zukunft gibt.

Trotzdem weis ich nicht, ob ich richtig liege. deshalb frag ich euch um euren Rat. Ich habe bestimmt vieles vergessen und es ist bestimmt auch vieles durcheinander geschrieben. Ich weis auch, dass ich mir hier einige Fragen schon selbst beantwortet habe. Es tat nur einfach mal gut, mir meine Last von der Seele zu schreiben.

Ich bitte euch trotzdem, mir zu antworten und vielleicht versteht ihr, was meine Frau im Moment durchmacht oder welche Probleme sie hat. Und bitte lasst es nicht nur zwei Sätze sein :-)

Am Ende ist mir meine Karriere immer wichtig gewesen, doch je länger ich mit meiner Frau zusammen bin und je mehr ich darüber nachdenke, werde ich mich immer für meine Frau und hoffentlich doch noch, unser Kind entscheiden......
Niemand kann soviel Geld besitzen, um es gegen das Glück eintauschen zu können, es mit jemaden zu teilen....

Danke das ihr euch die Zeit für mich nehmt.....

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Du hast Angst vor der Trennung - und das ist gut so. Ja, das meine ich ernst. Denn ohne diese Angst, würdest Du nichts verändern und wenn Du nichts veränderst, verlierst Du Deine Frau.

Wir Mädels sind Meisterinnen im zwischen-den-Zeilen-reden; manchmal eine verdammt schlechte Angewohnheit. Während wir denken "Er muss das doch verstehen" kommt beim Mann immer nur das an, was wirklich in den Worten ausgesagt wurde. Ich denke, sie hat im Laufe der Zeit immer mal kleine Andeutungen gemacht, was ihr fehlt und welches Verhalten sie sich wünschst; nur angekommen ist es nicht. Männer und Frauen kommunizieren nun einmal unterschiedlich - und deshalb stehen so viele Paare immer wieder vor solchen Problemen.

Eine ähnliche Krise hatte ich mit meinem Mann lange vor der Hochzeit. Ich habe damals auch die Trennung im Auge gehabt und nicht so recht daran glauben können, dass sich alles zum guten wendet. Ich konnte mir eine gemeinsame Zukunft vorstellen, aber nur, wenn... und dieses wenn ist eingetroffen. Weil mein Mann gekämpft hat, eingesehen hat, verändert hat. Und genau an der Stelle stehst Du heute auch. Du hast jede Chance auf das Glück mit Deiner Frau und einer kleinen Familie. Du weißt, was sie sich von Dir wünscht, wie ihre Erwartungen aussehen - alles, was Du tun musst, ist sie so gut Du kannst zu erfüllen.

Für mich klingt es nicht nach dem Aus. Sondern nach der Chance auf das ganz große Glück - denn ihr habt euch jetzt alles gesagt; keine Fragen mehr offen. Du musst es nur anpacken. Und Du hörst Dich ganz so an, als würdest Du es tun und das nicht nur für die nächsten zwei Monate.

Karriere ist wichtig, da will ich Deinem Vater gar nicht widersprechen. Aber kann man nicht beides haben? Kann man nach der Arbeit, nach dem Lernen oder nach was-auch-immer, nicht immer noch der liebevolle Mann sein, der auch Dinge abnimmt, für die Sorgen da ist und der der Frau seines Herzens den Nacken massiert, das Badewasser einlässt und die Zweisamkeit in vollen Zügen genießt?

Alles Gute!
Dana