Problem von Michael - 29 Jahre

Das Aus nach über 6 Jahren?

Hallo zusammen,

ihr und diese Seite seid so was wie mein letzter Ratgeber bevor ich eventuell sogar psychotherapeutische Hilfe suchen werde. Klingt alles sehr dramatisch ich weiß, aber für mich bricht gerade eine Welt zusammen ? die Einzigste, in der ich leben möchte.

Ich bin 29, meine Freundin 22. Wir sind jetzt fast sechseinhalb Jahre ein Paar und waren niemals getrennt. Seit zwei Jahren wohnen wir zusammen. Ich war der erste richtige Freund für sie, vor mir hat hatte sie nur eine kleine Knutschaffäre. Wir lernten uns am Fasching kennen, trafen uns ein paar Mal und lagen die erste Zeit oft eng umschlungen vor dem Fernseher. Ihre Frage ?ja sind wir jetzt eigentlich zusammen? konnte ich ihr lange nicht beantworten, ich überlegte hin und her wegen des Altersunterschieds und letztendlich hat sich dann mein Herz für sie entschieden ? wohlweißlich dessen, dass es mal schwierig werden könnte. Diese Beziehung verlief dann ganz anders als alles was ich vorher an Beziehungen erlebte. Anstatt von 0 auf 100 einzusteigen erlebten wir sehr langsam winzige Schritte aufeinander zu, was das ganze zu etwas super Besonderem gemacht hat. Den ersten Sex hatten wir erst nach einem halben Jahr. Mir war klar, dass da sie die merklich jüngere ist so gut wie alles was man in einer Beziehung erlebt und macht an ihrem ?Reifegrad? ausgerichtet sein würde und so war es dann auch. Ich bin so der Typ geworden der unser ganzes Leben geordnet hat, anfangs dominant später mehr den Ton abgebend um sicherzustellen dass für sie alles richtig läuft. Ich holte ihr gerne jeden Stern vom Himmel, denn meine ?Idee? war sie einfach glücklich zu machen um im Gegenzug durch ihre Freude und das was sie im Gegenzug in die Beziehung einbringt auch glücklich zu sein. Ich wollte der beste Freund der Welt sein, denn nur dann fürchtete ich, wird sie über die Zeit auch bei mir bleiben. Ich habe ihr nie etwas verboten, denn ich hatte früher selbst immer genau dann Verbote verletzt wenn ich sie gesetzt bekam.

Heute stehen wir vor dem aus. Gestern Nacht gestand sie mir, dass sie nicht mehr wisse was sie tun solle und ob sie mich noch liebt. Sie fühle sich so eingeschränkt weil sie im Prinzip alles was sie tue auf mich abstimmen müsse. Es gäbe soviel das sie nicht habe tun können ? mit einer Freundin in Urlaub fahren, eine Zeit ins Ausland gehen. Oft wolle sie deshalb alles gar nicht mehr. Seit etwa 3 Jahren ist unser Sex immer spärlicher geworden, sie sagt sie spüre in den wenigsten Fällen Lust dazu, was sie natürlich auch auf die Frage bringt ob sie mich nicht mehr liebt und das der Grund dafür ist. Sie sagt zwar dass sie sehr viele glückliche Momente mit mir immer noch erlebt, dass aber diese Ungewissheit regelmäßig wiederkommt in der sie alles hinterfragt. Richtig ?akut? ist dieses Problem wohl seit ca. einem halben Jahr. Wenn sie alleine mit Freundinnen in Disko geht lernt sie immer interessante Männer kennen und es kommt wohl inzwischen auch da vor dass sie sich ab und an wünscht Single zu sein, um mehr mit denjenigen anfangen zu können ? ich habe sie immer in Disko gehen lassen, zwar nicht gerne aber ich tat es weil ich eben nicht wollte dass sie zu stark das Gefühl bekommt Dinge nicht tun zu dürfen. Mich rettete da oft der Gedanke dass nur der fremdgeht, der in seiner Beziehung nicht glücklich ist ? und dafür tat ich ja alles. Der Deal war, dass bei solchen Aktionen einfach nur getanzt und geredet wird und keine Nummern oder ähnliches ausgetauscht werden. Wir hatten das sogar recht gut organisiert ? oft gingen wir mit einem anderen Pärchen in eine Disko wo dann die Jungs unter sich unterwegs waren und die Mädels auch. Nach Hause ging man dann wieder zusammen. Das hat funktioniert wenns auch mal schwierig war. Meine Erklärung für ihre Schwärmerei für den ein oder anderen Typen war die, dass sie eben vor mir keinen richtigen Freund, folglich weniger erlebt hatte und sich nicht ausleben konnte. Die Nacht gestern endete damit dass Sie nicht wusste wie sie sich entscheiden sollte ? ob für oder gegen uns. Ich hatte Sie lange im Arm, sie konnte nicht einschlafen. Irgendwie hatte sie zu dem Zeitpunkt alle ihre offenen Probleme vor Augen. Sie erzählte von ihrer Ausbildung und plagt sich auch da sehr ? ihre Eltern zahlen seit über einem Jahr Schulgeld für sie und sie will eigentlich abbrechen, was anderes machen und weiss nicht wie sies ihnen sagen soll. Ich hab dann noch lang versucht mit ihr darüber zu reden und zu helfen, irgendwann schlief sie ein. Zurück zu dem Beziehungsproblem und dem Gespräch darüber. Wir hatten so ein Gespräch wie gestern Nacht in weniger dringlicher Form schon vor ein paar Monaten, die Ursache des Problems schien beiderseitiger Stress in anderen Bereichen und eben Beziehungsalltag zu sein. Ich sagte ihr dass man auch wenn Beziehungen lange andauern immer daran und dafür arbeiten müsse, was wir dann auch versuchten umzusetzen, aber von ihr kam da immer viel weniger als von mir. Sie gab auch oft zu sich schlecht zu fühlen weil ich viel mehr für sie machte als umgekehrt. Mir gings dann immer darum ihr dieses Gefühl auszureden, ?schlechter zu sein? als ich und zu zeigen dass ich auch Probleme habe, Fehler mache. Wirklich gut fühlte ich mich natürlich nicht, denn dass ich mehr als sie einbringe stimmt und ich wurde immer unsicherer.

Ich wollte ihr gestern Nacht nicht zuviel sagen, wollte nicht zuviel Werbung für unsere Beziehung machen weil ich der Meinung bin dass es nicht sein kann, dass ich sie zu unserer Liebe ?überrede?. Was mir daran liegt, wie ich sie empfinde und dass ich eher sterben als sie verlieren möchte hab ich ihr schon vorher gesagt.

Tja, im Großen uns Ganzen ist das die Situation, wobei ich bestimmt noch einiges vergessen habe. Hinzukommt dass ich sehr viel während dieser Jahre für sie aufgegeben habe und niemanden habe, der mich auffangen könnte wenn es zum schlimmsten kommt. Unser gemeinsamer Freundes und Bekanntenkreis geht fast ausschließlich auf sie zurück. Mit ihren Eltern verstehe ich mich viel besser als mit meinen eigenen ? ich würde auf einen Schlag alles verlieren was mir wichtig, lieb und teuer ist. Ich habe eine panische Angst alleine zu sein, bin megaverunsichert. Ich weiss mir keinen Rat mehr.

Meiner eigenen Einschätzung nach müsste ich eigentlich mit positiver Einstellung und Energie ihr gegenüber auftreten. Zuversicht, Vertrauen und Glaube an uns demonstrieren und damit glückliche Momente und Situationen herbeiführen aber das krieg ich kaum hin. Ich fühl mich scheisse, hab den Großteil an Glauben an uns durch schlichtes Hoffen ersetzen müssen und nichts und niemanden von dem ich Hilfe erwarten kann. Eine Spirale aus der ich nicht weiss wie ich ausbrechen soll.

Bitte helft mir. Wer auch immer. Liebe Grüße.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Wie sie sich entscheiden wird, wie ihre Gefühle aussehen, kann ich Dir natürlich nicht sagen. Aber -so weh es Dir selbst tut- es ist gut, dass sie es ausgesprochen hat. So hast Du zumindest die Chance, Dich ein Stück weit vorzubereiten, Dich mit dem Gedanken auseinander zu setzen und auch, Dinge zu verändern, die ihr ggf. fehlen.

Ja, es kann eine Taktik sein, ihr jetzt mit Zuversicht und Sicherheit entgegenzutreten - aber dass Dich ihre Gefühlslage verunsichert, ist doch auch nur verständlich. Es kann ja auch nicht sein, dass Du nach diesem Gespräch tust, als wäre nichts gewesen. Dass Dir der Gedanke an eine Trennung Angst macht, zeigt ihr Deine Gefühle wahrscheinlich sogar noch deutlicher, als die angesprochene Taktik. Ich denke immer, man kann das Ziel eher erreichen, wenn man auch die wahren Gefühle zeigt. Eine Beziehung ist schließlich kein Schauspiel.

Wie es weitergehen wird, kann nur die Zeit zeigen und ihre Entscheidung. Ich kann euch beiden von hier aus nur raten, die Dinge weiterhin offen zu besprechen und eben zu erzählen, was fehlt, was hätte sein sollen und können. Sie sagte, wegen eurer Beziehung hat sie auf vieles verzichtet; ich denke aber, einen Teil davon kann sie auch in der Beziehung haben wie z.B. einen Urlaub mit Freundin. Vielleicht schaffst Du es, ihn noch mehr Freiheiten zu geben? Es heißt "Wer halten will, muss loslassen können..."

Alles Gute!
Dana