Problem von Anonym - 19 Jahre

Komisch ... Wieso verändert sich mein trauriger Zustand nicht?

Hallo!

kurz zu meiner Person: ich bin 19 Jahre alt, mache eine Ausbildung in der IT- Branche und habe mich zeit meiner Oberstufenzeit (ich wurde bis ende 13.1 immer schlechter, sodass ich mein Abi nicht gepackt habe) einfach nur heruntergewirtschaftet. Mit der zeit wurde ich depressiv und gefühlskalt, was mein leben nun in der hand hat. Es gibt Phasen, in denen ich vor Euphorie nur so sprühe, aber es ist doch nicht normal, dass man diese extremen Stimmungsschwankungen hat? Ich habe schon etliches darüber gelesen...
Mein Problem ist, dass ich diese Tipps nicht umsetzen kann. Es mangelt mir an irgendetwas, aber man muss diese Hilfestellungen ja wirklich verinnerlichen, um sie umsetzen zu können.
Ebenso verwundert mich die Tatsache, dass ich, wenn ich zum Beispiel mit Freunden chatte, denen es schlecht geht, eigentlich immer nur positive Tipps geben kann, um sie aufzumuntern und so...d.h. für mich, dass mein Unterbewusstsein weiß, WIE ich denken sollte, aber an der Umsetzung dessen happerts dann immer. Ich krieg das nicht hin. Ich habe es schon lange genug ausprobiert. Das blöde ist nur, dass man nicht mehr als Tipps geben kann, die Úmsetzung findet in mir statt.


Ich bin mit mir total unzufrieden, aber ich kann es weder durch Körpersprache, noch durch Worte zum Ausdruck bringen, was ich hiermit vllt. schon versucht habe.

Nun, machts gut! LG

Anwort von MarkusM

Hallo erstmal!

Du hast vollkommen recht! Darüber lesen ist der eine Schritt, es zu verinnerlichen, der nächste und wichtigste Schritt.
Wenn du über das Thema Depressionen liest, dann ist das schon mal gut. Ich würde allerdings nicht so sehr auf die Symptomatiken achten, ob die auf dich zutreffen. Schau dir lieber die zahlreichen Lösungsmöglichkeiten an, das bringt mehr und du willst ja schließlich auch vorwärts kommen und neues wagen und nicht an deiner Vergangenheit hängen bleiben.

Wenn du ein Mensch bist, der gute Tipps gibt, dann ist das zwar schon gut, aber primär solltest du dich erst mal damit beschäftigen, dass es DIR SELBER gut geht und dich erst danach um die Probleme der anderen kümmern.

Wenn du anderen Menschen gerne gute Ratschläge gibst, dann vermute ich, dass du auch andere Menschen analysieren kannst und dich in deren Probleme hineinversetzt. Jetzt solltest du dich aber vielmehr um dich kümmern und schauen, dass es erst mal dir gut geht. Falls du dich selber analysierst, dann achte darauf, dass du das nicht so machst, wie du es mit den anderen Menschen machst. Dann kann es nämlich sein, dass du sehr sachlich und logisch deine Gedanken ordnest. Andere Menschen ordnet man mehr sachlich ein, dich selber solltest du mit all deinen Emotionen und Bedürfnissen sehen.

Als Beispiel: sage nicht zu dir: ?Ich habe Depressionen und Niedergeschlagenheit? Sondern wenn du dich analysierst, solltest du vielmehr herausfinden, was für Ängste dich hemmen, glücklich zu sein, was deine Bedürfnisse sind, was du in deinem Leben erreichen möchtest. Sage dann vielmehr zu dir selbst: ?Ich bin traurig (Gefühl) und fühle mich schwach.?

Gehe mit dir nicht wie mit einer Sache um, sondern sehe dich lebendig, das bist du nämlich, auch wenn du das gerade nicht spürst, weil deine Gefühle von anderen Problemen überdeckt werden.

Was sehr wichtig wäre für dich: ich kann dir leider mit meinem Beitrag nicht intensiv weiterhelfen. Du solltest mal darüber nachdenken, ob es in deinem Fall sinnvoll ist, professionelle psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn deine Traurigkeit und Niedergeschlagenheit hält ja schon länger an als 3 Monate. Deine Depression kann ja unterbewusst auch mit Problemen in deiner Umwelt zu tun haben, die du auf den ersten Blick nicht siehst. Es wäre auf jeden Fall hilfreich, mit einer neutralen Person zu sprechen ? mit ihr kannst du deine Vergangenheit am besten aufarbeiten und hilfreiche Pläne für deine Zukunft erstellen. Aus einer Depression heraus zu finden, erfordert viel Eigenarbeit und ein Psychologe ist dir da eine hilfreiche Stütze. Er manipuliert dich nicht, sondern kann dir helfen, deine Probleme aufzudecken und gewisse Probleme aus einer anderen Richtung zu sehen, sodass es für dich weitergeht.

Es gibt einfach Situationen im Leben, die man nicht komplett alleine lösen kann. Und sich das einzugestehen, ist nicht schlimm, sondern sogar der erste Schritt zur Besserung. Lass dich auf Hilfe von außen ein. Du darfst auch den Mut haben, mit sehr guten Freunden über deine Probleme zu reden. Das verschafft oft einem Luft und man fühlt sich wohler in seiner Umgebung.

Falls du Probleme in der Familie hast, würde ich dir einen systemischen Familientherapeuten empfehlen. Es kann auch hilfreich sein, dass du erst mal Probleme mit deinen Eltern ansprichst. Auf jeden Fall solltest du aber gleichzeitig noch einen unabhängigen Hilfesteller (Psychologen) haben.

Am besten, du denkst nicht so viel ?drum herum? nach, wie ?mein Unterbewusstsein weiß, WIE ich denken sollte, aber an der Umsetzung dessen happerts dann immer?. Damit siehst du dich selber als Sache / Maschine und die Umsetzung wird auch nicht klappen. Wenn du nur analysierst und Diagnosen über dich selbst stellst.

Versuch mal, für dich herauszufinden: ?Wie fühle ich mich gerade? Welche Ängste habe ich? Was kann ich selber tun, damit sich mein Zustand verbessern könnte? Welche Bedürfnisse habe ich überhaupt? Brauche ich mehr Liebe, Zuneigung, Verständnis, Zeit für mich selbst??

Das sind Fragen, die für dich wichtig sind und die wirklich mit dir zu tun haben. Du beschreibst in deiner Nachricht vielmehr einen nahezu starren Zustand von dir. Man merkt gar nicht, dass du dich ändern willst. Der Wunsch, deinen Zustand zu verändern und Neues zu wagen, den spüre ich bei dir noch nicht. Vielleicht helfen dir die Fragen dabei, diesen Wunsch in dir zu wecken.

Ich wünsche dir alles Gute!