Problem von Hans - 33 Jahre

Bin ich egoistisch?

Hallo Forum,

mir geht es im Moment sehr schlecht, weil ich in eine sehr harte Entscheidung zu treffen habe.

Ich erzähl erstmal um was es geht. Ich habe vor 4 Jahren ein 2-Familienhaus gekauft. In diesem Haus bewohne ich eine Wohnung und in der anderen wohnt meine Mutter.

Meine Mutter ist seit 25 Jahren geschieden und ich bin Einzelkind. Ich habe (bis auf Studienaufenthalte) noch nie wirklich alleine gewohnt. Zu dem Zeitpunkt als ich mich entschieden habe im gleichen Haus mit meiner Mutter zu wohnen war ich Single.

Wenn es nach mir persönlich gehen würde bin ich mit dieser Wohnsituation einigermaßen zufrieden. Es ist zwar nicht die absolute Freiheit und Unabhängigkeit, aber die paar Einschränkungen könnte ich hinnehmen.
(Ich mach eigentlich alles selbtst. Haushalt, Waschen) schaue aber fast täglich nach meiner Mutter. Ich kann damit leben, weil ich weiss, dass es meiner Mutter dadurch besser geht - auch im Anbetracht dessen wenn sie mal älter (sie ist Mitte 50) ist.

Schwieriger wird die Situation wenn es um meine Partnerin geht. Mit meiner Exfreundin (die relativ schnell nachdem Bezug des Hauese zu mir gezogen ist) kam es immer wieder zu Streit. Die 2 haben sich nicht besonders gut verstanden.
Es gab wirklich heftige Krisen und ich stand immer mitten drin. Das war auch ein Mitgrund warum ich die Beziehung vor einem halben Jahr beendet habe. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon jemand Neues in Aussicht.
Jemand der auf Grund seines eigenen Umfeldes vielleicht besser mit der Situation umgehen kann und Verständnis hat, dass man sich um seine Mutter kümmern muss und diese auch ein bisschen integrieren.

(Vielleicht kurz zum Hintergrund. Meiner Exfreundin ihre Eltern waren ganz normal verheiratet und leben zusammen.
Meiner neuen Freundin ihre Eltern sind geschieden und auch sie hat eine starke Bindung zu Ihrer Mutter).

Um ganz ehrlich zu sein: Die Beziehung mit meiner Ex hätte viell. eine Chance gehabt - in einer anderen Wohnkonstellation. Ich will damit nicht sagen, dass das der Grund war. Allerdings wäre das die Voraussetzung für einen Neuanfang gewesen. Ich hoffte, dass mit meiner neuen Freundin alles besser wird.

Allerdings stand ich bereits nach wenigen Wochen vor der gleichen Problematik. Andere Freundin, gleiche Problematik. Zum Hintergrund: Meine neue Freundin hatte mit ihrer Mutter geplant ein Mehrfamilien-Haus zu bauen. Die Pläne und die Finanzierung standen schon. Allerdings war schnell klar, dass sie da nicht mitmachen wird, wenn es ihr wirklich ernst ist mit der Beziehung. So hat sie das alles gecancelt. Damit hat sie auch ihrer Mutter sehr wehgetan.

Es ist ja krass nach 5 Monaten überhaupt schon über Zusammenziehen zu sprechen, aber es wird schnell klar, dass meine neue Freundin auf keinen Fall in das Haus mit einziehen wird. Sie will von ihrer Seite aus eine Lösung die beiden gerecht wird.
D.h. sie will irgendwo "in die Mitte" ziehen (die Wohnorte sind ca. 40km entfernt). Zum einen weil sie es ihrer Mutter halt nicht antun kann bei der Haussache nicht mitzumachen und dann "zu" der Schwiegermutter zu ziehen. Zum anderen weil sie trotzdem relativ schnell bei ihrer Mutter sein will (wenn dann mal was ist) und sie auch ihr Umfeld nicht ganz aufzugeben will.

Und hier ist mein Konflikt. Auf der der einen Seite kann ich die Wünsche verstehen und respektieren. Auf der anderen Seite fehlt es mir so schwer meiner Mutter das anzutun. Offiziell hab zwar ich das Haus gekauft. Allerdings hat sie alles Ersparte dazugetan und zahlt auch jetzt noch an einem Bausparvertrag ab. Sie wollte sichs eigentlich dort schönmachen und im Alter nicht mehr umziehen müssen. Und außerdem tut es ihr wahrscheinlich weh, dass ich zum ersten Mal richtig ausziehen will. Alleine dort bleiben will sie auch nicht.

Das eigentlich krasse kommt aber erst noch. Wenn ich alleine zu entscheiden hätte und ich als Single zurecht kommen würde, dann würde ich dort bleiben und halt allein bleiben. Aber im Moment bin ich in einer Phase in der ich langsam mal an eine eigene Familie denke. Und selbst wenn meine neue Freundin bei mir einziehen würde, hätte ich Bedenken, dass es dauerhaft funktioniert und eigentlich möchte ich schon noch ein bisschen unabhängiger werden.

Ich hab es letzte Woche auch schon meiner Mutter gesagt, dass es wahrscheinlich so kommen wird. Seither ist sie total am Arsch und nur noch traurig. Und mir tut das so weh. Ich bin der einzige dem sie Probleme
anvertraut. Schwierig wird es nur, wenn ich selbst das Problem hervorrufe.

Ich will mich ja auch weiterhin um sie kümmern (falls es so kommt) und für sie da sein. Ich hab ja keineswegs vor sie irgendwo abzuschieben. Es wär halt nur eine andere Wohnsituation. Und auch finanziell würden wir eine Lösung finden.
Sie hat halt im Moment überhaupt kein Vertrauen mehr zu mir.

Ich möchte eigentlich nur mal eine unabhängige Meinung von euch hören. Kann ich meine Mutter "alleine" lassen (so kommt es mir vor) und nach meinem eigenen Leben zu schauen oder bin ich zu egoistisch. Sind die Wünsche meiner Partnerin gerechtfertigt oder kann die Wonsituation aktzeptiert werden?

Wie kann ich meiner Mutter helfen die Situation zu verarbeiten?

Grüße Hans

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Hans!

Fast möchte ich sagen, Du tust Deiner Mutter etwas Gutes, wenn Du sie mehr loslassen kannst. Denn dann ist sie mehr oder minder gezwungen, ihr eigenes Leben auch wieder in die Hand zu nehmen. Mit Mitte 50 ist doch niemand zu alt, um Glück zu finden oder die eigene Zeit wirklich zu füllen. In mir ist der Eindruck, dass sie sich sehr darauf ausruht, dass ihr Sohn in der Nähe ist, wenn sie jemanden braucht. Gibt es für sie Freundinnen? Hobbys? Arbeit?

Eltern erziehen ihre Kinder, damit sie eines Tages eigenständig das Leben führen, das sie glücklich macht. So jedenfalls sehe ich es. Ich spreche hier nicht von Kontaktabbruch, stehenlassen o.ä. - sondern davon, dass die Kinder eines Tages die Entscheidungen treffen sollten, die sie glücklich machen.

Was willst Du? Möchtest Du mit Deiner neuen Freundin eine neue Wohnsituation? Du - ohne jetzt den inneren Blick auf Deine Mutter zu richten. Darauf kommt es an; darauf, was Du willst und was gut für die Beziehung ist. Ich nenne das gerne einen gesunden Egoismus. Kann es glücklich machen, wenn Du Deiner Mutter zu Liebe auf ein Glück verzichtest? Ich denke, das ist weder für Dich noch für Deine Mutter auf lange Sicht die Lösung.

Alles Gute!
Dana