Problem von Anonym - 13 Jahre

Zu viel Stress erschwert mein Leben

Ich halte das nicht mehr aus. Das ist zuviel. Ich war früher immer recht faul, aber es gab immer etwas, das ich gerne tat, sei es Flöte spielen , lesen, schreiben , Filme ansehen ... Ich mag das, aber seit ich 13 bin, geht das nicht mehr ! Jetzt bin ich in der achten Klasse und alles ist anders. Die Hausaufgaben sind katastrophal schwierig. Ich reite auch und spiele Flöte. Ich habe Konfirmationsunterricht. Ich bin an einem Tanzkurs in der Schule. Ich muss zur Skigymnastik, da wir bald mit der Klasse Ski fahren wollen und für die Arbeiten lernen und mein Zimmer aufräumen soll!
Mein 3 Jahre älterer Bruder hat ständig Streit mit meinem Vater. Früher dachte ich , dass wäre total unnötig und dumm von meinem Bruder ,doch das war es nicht. Es begann bei ihm in der achten Klasse. Man ist gestresst und meine Eltern verstehen das nicht. Ich sehe kaum noch Freunde , mit Ausnahme in der Schule und mein Vater hat kein Verständnis für Stress .
Er schreit rum, kriegt Tobsuchtanfälle und sagt mein Leben sei doch einfach !
Hinzu kommt noch , dass ich keinen Ort habe, an dem ich mich zurückziehen kann. Keiner klopft an meine Tür und niemand schließt sie ,wenn er oder sie hinaus geht. Nein ! Mein Zimmer ist wie ein Durchgang!
Am schlimmsten ist - wie gesagt - mein Vater. Er überschreitet unsichtbare Grenzen und merkt nicht mal etwas ! Egal ob ich weine oder ihn anschreie oder versuche, es ihm zu erklären. Er schaltet Musik einfach aus obwohl sie ihn nicht stört, droht mir, schreit mich an, beschimpft mich, da er denkt, ich arbeite zuwenig und platzt in mein Zimmer, obwohl ich ihm sage, dass er draußen bleiben soll !!! Ich halte das nicht mehr aus . Ich werde langsam wie mein Bruder. Das ist für mich zuviel ...

A.G.

Anwort von MarkusM

Ein herzliches Hallo!

Du brauchst auf jeden Fall einen Ort, an den du dich im Laufe des Tages zurückziehen kannst. Du hast Recht, dein Vater überschreitet eine Grenze, indem er ohne anzuklopfen in dein Zimmer hereinplatzt. Versuche doch mal, deinem Vater mit Argumenten klar zu machen, wieso du ein Rückzugsgebiet brauchst, um dich auch entspannen zu können. Dein Vater sollte dich mit 13 Jahren nicht als einen gleichgestellten Menschen sehen, denn du bist gerade in deiner Entwicklungsphase und lernst erst, dich in die alltäglichen Handlungsabläufe einzuleben. Kein Meister ist bis jetzt vom Himmel gefallen. In heutigen Familien ist es häufig so, dass Eltern den Kindern sagen, was sie falsch machen, eine Anleitung oder eine Vorbildfunktion, wie es gemacht wird, geben sie aber nicht. Versucht beide, ihm verständlich zu machen, dass ihr Zeit dafür braucht und es wichtig ist, dass ihr euren eigenen gewissen Rahmen dazu haben könnt. Wenn er zu dir sagt: ?Dein Leben ist doch einfach.?, dann verlange, dass er dir konkret sagt, wieso er das so sieht. Solche kurzen verletzenden Sätze sind schnell gesagt, wenn du aber von ihm verlangst, dass er dir konkrete Beispiele gibt, hast du die Möglichkeit, Gegenargumente vorzubringen. Versucht bei einem ?Tobsuchtsanfall? cool zu bleiben und sagt ihm erst mal in normalem Ton, dass es keinen Grund gibt, so energisch zu reagieren. Wenn er weiter macht und eure Grenzen (?Dein Leben ist sooo einfach!? oder ins Zimmer reinplatzen) überschreitet, dann müsst ihr euch das nicht gefallen lassen. Werdet laut und macht euren Standpunkt genauso deutlich. Ich denke und hoffe mal, dass dein Vater nur verbal laut wird und nicht körperlich gewaltsam wird. Ich habe früher öfters mal meine Zimmertür krachen lassen oder einfach abgesperrt, um wirklich deutlich zu machen, was mein Standpunkt ist und dass es mir wichtig ist, dass auch meine Haltung respektiert wird.

Vielleicht können dein Bruder und du ihm mit Hilfe deiner Mutter oder anderer vertrauensvoller Verwandter klar machen, dass es viel produktiver ist, wenn er keine Beschuldigungen und abfälligen Bemerkungen gegen euch richtet, sondern mehr aus Verantwortung heraus handelt. Heißt konkret, dass er lernt, zumindest einmal eure Wünsche und Bedürfnisse anzuhören und euch einfach als Menschen sieht. Je mehr Vertrauen in der Familie untereinander herrscht, desto einfacher ist es häufig, sich für die verschiedenen Aufgabenbereiche des Lebens zu motivieren. Ich denke, dass dein Bruder für seine Rechte und Bedürfnisse kämpft, indem er auch laut wird. Das ist ein Weg. Vielleicht findest du noch einen weiteren Weg, denn laut werden ist zwar wichtig, jedoch nicht so effektiv, wenn man nicht deutlich sagt, was einem am Herzen liegt. Wenn du empfindest, dass dein Zimmer wie ein Durchgang ist, dann unternimm etwas dagegen, werde aktiv, sorge durch Absperren oder Türmarker wie (?Ich möchte jetzt gerade nicht gestört werden. Wenn es wirklich gerade wichtig ist, bitte anklopfen. Ansonsten nehme ich mir heute Abend die Zeit dafür.?) dafür, dass es anders wird. Und sage gleichzeitig deinen Eltern, dass es dir unangenehm ist und du dich nicht wohl fühlst, wenn deine Zimmertür oft auf und zu gemacht wird. Dein Bedürfnis ist auch berechtigt, du wirst es nur schwer schaffen, einfach mal abzuschalten und aus dem Lernen bringt es einen auch heraus. Wenn dann noch ein Streit zwischendrin ausgetragen wurde, fällt es umso schwerer, weiterzulernen, weil man sich erst abreagieren muss. Dein Vater hat vermutlich den Vorteil, dass er nicht daheim arbeitet und somit ungestört arbeiten kann. Dasselbe Recht sollte er dir nachmittags auch gewähren. Eben für die Zeit, die du selber aus deiner Sicht brauchst, um dich auf die Schule vorbereiten zu können. Versuche wirklich aktiv am Tag, etwas Zeit zu finden, wo du bewusst abschalten kannst.

Ich wünsche dir alles Gute!