Problem von Anonym - 25 Jahre

Ehe nach 3 Monaten (!) gescheitert???

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

ich wende mich an euch, da ich wirklich nicht mehr weiter weiß und hoffe, hier ein paar hilfreiche Tips zu bekommen.
Ich versuche, mich kurz zu fassen, allerdings ist in der letzten Zeit soviel passiert, daß ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll, um mein Problem einigermaßen verständlich rüber zu bringen.

Ich bin mit meinem Mann seit Dezember 2004 zusammen, allerdings mit einer Unterbrechung von knapp vier Wochen im Jahr 2006. Dieses Jahr im Juni haben wir geheiratet. Er ist 39, ich bin 25!!!
Es hat alles ganz harmonisch angefangen. Wir haben uns durch eine gemeinsame Bekannte und unser gemeinsames Hobby kennengelernt. Ich war die glücklichste Frau der Welt, weil ich der Meinung war, den Mann meines Lebens kennengelernt zu haben. Allerdings hielt diese Begeisterung nicht lange an. Schon nach ein paar Monaten war "der Wurm drin". Warum ich damals nicht gleich einen Schlußstrich gezogen habe, kann ich bis heute nicht beantworten. Wir haben viel gestritten über alltägliche Sachen, vollkommen unnötig.

Als wir uns kennengelernt haben hatte er nur Augen für mich, er hat alles für mich liegen und stehen gelassen nur um in meiner Nähe zu sein, wir haben viel zusammen unternommen oder waren auch einfach mal nur einen Tag im Bett gelegen und haben über Gott und die Welt geredet. Das war meine Traumbeziehung. Aber ich wußte schon, daß das nicht ewig so bleibt, allerdings hatte ich auch nicht so bald damit gerechnet. Jedenfalls ging es ziemlich schnell, daß es ihm zuviel wurde das aufeinander Gehocke. Plötzlich hatte er so... viel Arbeit. Dann erfuhr ich, daß er eine geschiedene Frau und zwei Kinder hat, die er aber nicht sehen darf. Dann wollte er einmal in der Woche einen Männerabend bis nachts um zwölf, obwohl ich am nächsten Tag früh auf Arbeit mußte, jedes Mal (mittlerweile über zweieinhalb Jahre hinweg) bin ich wieder aufgewacht wenn er heimgekommen ist und war am nächsten Tag auf der Arbeit nicht zu gebrauchen... Dann wollte er drei mal (!) in der Woche ins Fitnessstudio, außerdem ist er ehrenamtlich in einem Sportverein als Schiedsrichter tätig und wurde dann auch noch zum Präsidenten gewählt. Für mich blieb überhaupt keine Zeit mehr, also hab ich angefangen mich zu beschweren, aber das hat alles nur noch schlimmer gemacht, er hat angefangen mich zu belügen und mir Sachen zu verschweigen. Angeblich um meine Gefühle zu schützen (er hat mit andren Frauen Kontakt gehabt, die mehr als eine Freundschaft von ihm wollten, wie sich im Nachhinein rausgestellt hat). Das hat er mir alles verschwiegen, drauf gekommen bin ich durch "Zufall". Unser gemeinsames Hobby war das Tanzen. Eines Tages hat mich meine beste Freundin und zugleich auch unsere Tanzlehrerin angesprochen, warum ich ihr verschwiegen habe, daß mein Freund noch woanders tanzen geht und daß doch die ganze Tanzgruppe interessiert gewesen wäre, woanders mal mithinzugehen und ob ich da jetzt auch woanders hingehen will zum Tanzen. Mir hat es erstmal die Sprache verschlagen, denn ich wußte von nichts. Er hat mir tatsächlich verschwiegen, daß er statt auf "Männerabend" woanders tanzen gegangen ist. Nachdem ich ihn zur Rede gestellt hatte, kam auch heraus warum er nichts gesagt hat. Bei der anderen Tanzgruppe tanzt eine Frau, die sich für ihn interessiert hat und mit der er früher schon zu tun hatte und auch an ihr interessiert war, allerdings ist sie verheiratet... Damit war mein Vertrauen zerstört, nach einer Aussprache hat er mir aber versichert, daß er von ihr nichts mehr wil und nur Angst vor meiner Reaktion hatte und gesagt daß es ihm leid tut und es nie wieder vorkommt. Ich (naives Dummchen) habe ihm geglaubt. Und hab weggeschaut, als die Lügen und das Verschweigen nicht aufgehört haben. Ich hab heimlich sein Handy durchsucht (ich weiß das macht man nicht und ich schäm mich auch dafür, aber das Vertrauen war einfach weg und ich hab auch jedes mal wieder was gefunden, bis ich es dann endlich geschafft habe mich im Jahr 2006 zu trennen, an die Zeit will ich gar nicht mehr zurückdenken, so sehr war ich am Boden zerstört, es folgten Eßstörungen, etc. ich wog damals bei einer Größe von 1,62 nur noch 46 kg und man hat mir meine Schwäche auch angesehen) Nachdem er dann vier Wochen um mich gekämpft hat und ich einfach keine Kraft mehr hatte, hab ich mich wieder mit ihm eingelassen...

In letzter Zeit denke ich sehr viel über die Vergangenheit nach und fange langsam an, die letzten drei Jahre zu bereuen. Beziehungsweise bereue ich, ihn geheiratet zu haben. Das macht mir Angst.
Ich bin jemand "von der alten Schule" und hab mir eingebildet, daß ich nur ein einzigstes Mal im Leben heiraten werde und zwar nur dann, wenn ich mir 100 % sicher bin, daß diese Ehe für den Rest meines Lebens halten wird.
Ich fühle mich ausgenutzt und von hinten bis vorne so richtig schön verarscht von meinem Mann.
Nach der kurzen Trennung 2006 hat er mit allen Mitteln um mich gekämpft, er hat mir das Blaue vom Himmel versprochen und jetzt im Nachhinein muss ich sagen, bin ich auch wirklich drauf reingefallen. Aber kaum hatte er mich zurück, fingen die alten Probleme schon wieder an und ich frage mich, warum ich nicht die Notbremse gezogen habe???
Nein ich mußte ihn auch wirklich noch heiraten...
Jetzt steh ich da mit meinem Talent und weiß nicht mehr weiter.
Um zum Punkt zu kommen:

Er ist egoistisch, denkt nur an sein Wohlergehen, er arbeitet viel zu viel, hat überhaupt keine Zeit für mich. Wenn ich mich beschwere wird er aggressiv und hat mich auch schon mal geschlagen, allerdings hab ich versucht mich zu wehren und hab ihm dabei auch ganz schön weh getan. Jedenfalls habe ich immer mehr Angst vor seinen "Ausrastern". Er sagt selbst, er kann sich nur schwer beherrschen, damit er mich nicht gegen die Wand knallt. Manchmal wirft er auch Gegenstände rum oder zerschlägt irgendwas, um seiner Wut Luft zu machen und nicht mich zu schlagen. Das wiederum kriegt aber die ganze Nachbarschaft mit, da er dabei ja nicht gerade leise ist.

Die ganze Situation ist mir entglitten und jetzt stehen wir vor dem Aus, wir reden nicht mehr miteinander, er geht einfach manchmal weg, ich weiß nicht wohin und kommt mitten in der Nacht erst wieder heim. Das Handy ist aus oder er geht nicht ran. Nachdem der Grund für die erste Trennung andre Frauen war, habe ich Angst, daß er mich betrügt. Das sage ich ihm auch, aber er beachtet es nicht.

Er sagt ich klammer zu sehr, er fühlt sich eingeengt und seiner Freiheit beraubt. Ich würde nur nörgeln und streiten.

Ich sehe das natürlich anders. Ich versuche, die Ehe zu retten, indem ich das gespräch suche. Manchmal kann ich schon penetrant sein, wenn er sich immer nur weigert, mit mir zu reden. Das stimmt schon. Aber für ihn ist alles andre wichtiger, als ein klärendes Gespräch, das wird immer auf "später" verschoben.

Am allerwichtigsten ist ihm seine Arbeit (er hat keine feste Arbeitszeiten, ist teilweise im Außendienst tätig und teilweise Homeoffice, jedenfalls arbeitet er immer, zumindest kommt es mir so vor, wenn er daheim ist, wir sehen uns eigentlich nur noch zum schlafen nachts im Bett, ansonsten sitzt er vor der Glotze oder vorm PC),
dann seine Strategiespiele einmal die Woche mit Kumpels (für ein Gespräch mit mir fehlt ihm immer die Zeit, aber jeden Donnerstag kann er spielen gehen, da ist die Arbeit dann unwichtig, die kann er ja dann machen, wenn ich mit ihm reden will, damit er da wieder ne Ausrede hat),
dann samstags und sonntags sein Schiedsrichtern für den Verein,
mit Fitneßstudio hat er ne Zeit lang aufgehört, will aber bald wieder anfangen,

dann kommt lange Zeit mal gar nichts bzw. muss er ja dann auch irgendwann mal PC spielen oder Fernseh schauen oder einfach nur da sitzen und entspannen oder baden oder sonstwas machen (er schaut auch gern Pornos am PC - aber das ist wieder ein Thema für sich und hat hier nicht auch noch Platz)

irgendwann kommen in der Aufzählung seiner zu erledigenden wichtigen Sachen mal seine Kinder, um die er sich nicht kümmern darf, weil es seine Ex-Frau verbietet, mittlerweile kann ich auch langsam ein bißchen verstehen, warum...,

dann kommt lange wieder nichts...

und ganz am Schluss, da hat er vielleicht irgendwo ein Fünkchen Gefühl für mich übrig, das wars dann aber auch schon.


Jedenfalls ist es mittlerweile soweit gekommen, daß ich ihm mit Scheidung gedroht habe und er ist ohne mit der Wimper zu zucken wieder verschwunden.
Heute bin ich nach der Arbeit heimgekommen und wußte, daß er bis 18.00 Uhr arbeitet und habe so gegen 20.00 Uhr mit ihm gerechnet. Natürlich ist er nicht aufgetaucht. Ich wäre fast verrückt geworden. Handy war zwar an, aber er ging nicht ran. Ich hab mir wieder die verrücktesten Geschichten zusammengedichtet. Ich wäre fast durchgedreht, so weh hat diese Erfahrung getan.
Ich kann mit seinem Desinteresse und seiner Gleichgültigkeit einfach nicht mehr umgehen, das macht mich fertig und ich kann so nicht weiterleben.

Er weiß, daß ich übertrieben verzweifelt bin wenn ich ihn nicht erreiche und hat das ganze heute mit voller Absicht durchgezogen.
Um kurz vor Mitternacht hat er dann angerufen und gesagt er wäre auf dem Heimweg. Ich hab natürlich gefragt wo er war und er meinte, daß nach der Messe (seine Arbeit) noch eine Party war... !!!
Was sollte ich darauf noch sagen?

Es endete wie immer im Streit, ich hab ihm vor lauter Wut am Telefon gesagt, daß ich mich scheiden lasse...

Eigentlich will ich das nicht.
Man soll es nicht glauben, aber ich liebe diesen Mann.
Er hat auch eine ganz andere Seite, nur komischerweise ist diese liebevolle zärtliche fürsorgliche Seite seit genau einen Tag nach der Hochzeit verschwunden und nicht mehr auffindbar.

Mich beschleicht das Gefühl, daß er mich nur des Geldes wegen geheiratet hat und jetzt sicher ist, daß ich bei ihm bleibe, da er meine altmodische Einstellung zu Hochzeit und Familie kennt...

Was soll ich nur tun?

Ich weiß daß ich auch viele Fehler gemacht habe, wäre ich konsequenter gewesen und hätte ich nicht voreilig Sachen angedroht die ich dann nicht umgesetzt habe, dann würde er sich wahrscheinlich dreimal überlegen, was er tut und nicht leichtfertig alles hinschmeißen. Ich hab ihm zu oft angedroht zu gehen und habe es nie gemacht bzw. bin immer wieder zurückgekommen. Er glaubt mir auch diesmal nicht, daß ich die Scheidung durchziehe.

Ich bin mir ja nicht mal selber im Klaren, ob ich das schaffe.

So geht es jedenfalls nicht mehr. Er macht mich kaputt.
Und ich weiß nicht, wie ich mir selbst helfen soll.
Ich hab weder Selbstwertgefühl, noch Selbstachtung, noch Willensstärke noch Durchsetzungsvermögen.

Ich fühle mich ihm gegenüber klein, dumm, hässlich, zu nichts fähig, überflüssig, ungeliebt.

Bitte helft mir aus dieser Situation.
Wie bringe ich ihn dazu, daß er wieder der Alte wird und Respekt vor mir hat und meine Meinung akzeptiert bzw. mich meine Meinung sagen läßt ohne auszurasten...

Ich kriege Angst vor mir selbst, ich habe Rachegelüste und schmiede schon Pläne, wie ich ihn am meisten in die Pfanne hauen kann (ich kenne seine Schwachstellen und mir würde da schon was einfallen, wie er z.B. seine Arbeit verlieren könnte-das wäre der Weltuntergang für ihn, seine heilige Arbeit zu verlieren), wenn es zur Scheidung kommt. Eigentlich bin ich nicht so ein Mensch und ich fühle mich auch gräßlich nachdem ich sowas gedacht habe, aber er ist manchmal so grausam zu mir, daß ich mir echt denke, er hat es nicht anders verdient. Er macht mich kaputt und anstatt tatenlos zuzusehen so wie ich mich beim letzten Mal hab fertigmachen lassen, will ich daß es ihm diesmal auch schlecht geht.

Ist das normal?
Bin ich geisteskrank?

Er hat schon öfter die Bemerkung fallen lassen, ich solle zum Arzt gehen und mich therapieren lassen, weil ich nicht mehr ganz dicht bin in seinen Augen. Wegen der Eifersucht und weil ich es nicht schaffe, ihm zu vertrauen.

Warum nur hab ich ihn geheiratet?

So jetzt ist es aber echt wahnsinnig viel geworden, ich hoffe, ihr blickt überhaupt durch bei meinem derzeitigen Chaos...

Jedenfalls hat es gut getan, sich alles von der Seele zu schreiben. Da steht es jetzt schwarz auf weiß und ich begreife die Welt nicht mehr...

Bitte helft mir ...

Grüßle ...

Anwort von Kerstin

Hallo
Erstmal entschuldige, dass es mit der Antwort so lange gedauert hat, aber hier ist sehr viel los.
Wenn wir unsere Geschichten aufschreiben und dann noch mal durchlesen, dann fallen uns manchmal Dinge auf. Wir empfinden dann geschriebene Sätze als zu *hart* und mildern sie dann wieder ab. Im Prinzip ist es bei dir auch so - nur dass du weil du diese Zeilen hier schon abgeschickt hattest, leider nichts mehr löschen konntest.
Das kommt vielleicht daher weil du beim Schreiben deine Gefühle, die spontan kommen -- und unsere ehrlichsten sind --- aus dir nur so herausquellen.
Du stehst so stark unter Druck, weil du nicht die Gegebenheiten und Fakten akzeptieren willst. Du schreibst wie schlecht und unehrlich er dich behandelt und im nächsten Moment entschuldigst du sein Verhalten wieder. (Er hat mich geschlagen, aber ich bin ja selbst schuld, weil ich zurückgehauen hab......)
Dein Mann hat so ziemlich jede Grenze überschritten, die er nur überschreiten konnte und das ist Tatsache.
Ob du ihn ändern kannst???
Nein! Man kann Menschen nicht ändern, wenn sie es nicht selbst tun! Er sieht offenbar keine Notwendigkeit dazu.
Du mußt ihn so nehmen wie er ist und nicht versuchen dir vorzustellen wie er sein könnte!
Schau ihn dir an, und wenn du ihn so wie er ist, liebst, dann ist das für dich bestimmt in Ordnung.
Wenn nicht, dann solltest du dir möglichst bald Gedanken über einen eigenen Weg machen.
Aber ganz zum Schluß noch einen Rat. Dass mit der Rache ist kein besonders guter Weg und gibt dir bestimmt keinen Frieden.
Und den brauchst du jetzt wirklich ganz dringend.
Liebe Grüße