Problem von Anonym - 23 Jahre

Ich bekomme Angst vor mir selbst

Hallo,

da ich mich bis jetzt nicht getraut habe, mich irgendjemandem anzuvertrauen und mir Rat zu holen, dachte ich mir, es fällt mir leichter, euch alles einmal aufzuschreiben, denn ich kenne euch ja nicht.

Ich weiß gar nicht so recht, wie oder wo ich anfangen soll, aber ich weiß, dass ich mir selbst schon Angst mache...ich fange einfach mal an zu erzählen, entschuldigung, wenns ein bisschen länger wird.

Ich glaube, ich war schon immer ien Mensch, der dazu neigt, schlecht drauf zu sein oder sich von Rückschlägen aus der Bahn werfen zu lassen. Bisher konnte ich immer gut damit leben, ich habe es nie anders gekannt.
Doch in diesem Jahr gab es einige Vorfälle die mich scheinbar total aus der Bahn geworfen haben...
Anfangs des Jahres, im Februar, haben mein ex-Freund und ich uns nach fast fünfjähriger Beziehung getrennt. Der Grund dafür war, dass ich nicht mehr glücklich war, ich fühlte mich eingeengt und ich hatte das Gefühl noch etwas zu verpassen (er war mein erster Freund), aber trotzdem mochte ich ihn zumindest noch sehr und es brachte mich um, ihn so verletzen zu müssen. Zeitgleich mit der Trennung begann der Zeitraum, in dem ich meine Examensarbeit schreiben musste und zuguterletzt wurde mir noch das Bafög gestrichen, sprich: finanziell lief es nicht wirklich.
Die folgenden Monate waren geprägt von der Trennung von meinem Freund, den daraus resultierenden Schuldgefühlen, der Einsamkeit nach seinem Auszug (trotz Freunden) und dem Druck, eine gute Examensarbeit schreiben zu müssen. Hinzu kam im Mai, dass ich für meinen Bruder und mich eine Wohnung finden musste, weil ich nach der Trennung gerne mit ihm zusammenziehen wollte.
Irgendwie lag ich total am Boden, ich war einfach nur fertig mit der Welt und klammerte mich an den Gedanken, dass mein Bruder bald wieder da sei (zu dem Zeitpunkt fuhr er zur See) und dass dann alles besser sei.

Tatsächlich ging irgendwie alles besser als er wieder bei mir war und wir zusammen wohnten, die Examensarbeit wurde fertiggestellt und die Trennung hatte ich auch langsam verarbeitet, die Schuldgefühle quälten mich nicht mehr so sehr...Dann kam aber die Zeit, in der mein Bruder noch einmal für 2 Wochen weg musste und das haute mich total um. Ich war irgendwie ständig betrunken, war grundlos traurig und, was mir ammeisten Angst macht, ich fing an, mich selbst zu verletzten. Zuerst nur am Arm, dann am Bein, der Schulter...als mein Bruder schließlich wieder da war, berappelte ich mich wieder und kam auf die Beine.

Mittlerweile befinde ich mich in einem Zustand zwischen ganz unten und "normal". Ich hatte in den letzten 5 Monaten etwas mit 6 verschiedenen Typen und jedesmal machte es mir hinterher zu schaffen, dass sie sich nicht mehr meldeten. Ich habe das sehr persönlich genommen, obwohl ich das wohl nicht sollte...und jedesmal wieder dieses verdammte selbstverletzen.einmal habe ich auch einen jungen Mann kennengelernt, bei dem es wirklich so aussah, dass sich eine Beziehung anbahnt...nach einiger Zeit sagte er mir jedich, dass er noch nicht bereit für eine Beziehung sei...Das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht...naja, ich weiß das scheint alles wirr, aber Fakt ist, dass ich mich überfordert fühle von meinen Abschlussprüfungen, von dem Gedanken, gerne wieder eine Beziehungen führen zu wollen, aber gleichzeitig Angst davor zu haben, wieder eingeengt zu sein, dass Beziehungen eh wieder zerbrechen. Ich trinke viel zu viel (aber nur auf Partys, nicht wenn ich alleine bin), gehe ständig mit anderen Männern mit, um wenigstens da ein bisschen Nähe zu spüren und ich verletze mich selbst. Ich würde gerne mal mit jemadem darüber reden, aber ich traue mich nicht, ich schäme mich. Ich habe Angst danach nur noch als "arme Irre" gesehen zu werden. Ich möchte meiner Mutter keinen Kummer bereiten, obwohl ich weiß, dass sie hundertprozentig für mich da wäre.

Aber vor allem möchte ich, dass dieses selbstverletzende Verhalten wieder aufhört, das macht mir Angst..Ich havbe die Hoffnung, dass ales nur eine vorübergehende Phase ist, vielleicht muss ich einfach nur mal zur Ruhe kommen und vielleicht war in diesem Jahr einfach alles ein bisschen zu viel..vielleicht aber auch nicht..brauche ich professionelle Hilfe? Das ist für mich ein unvorstellbarer Schritt, ich habe die Hoffnung, dass ich alleine wieder auf die Beine komme.

Vielen Dank, dass man bei euch sowas mal loswerden kann.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Manchmal kommt im Leben alles auf einmal und man weiß gar nicht mehr, wo man nun anfangen soll. Viel leichter wird es, wenn man die Probleme nicht als riesigen Berg ansieht, sondern sich jedes einzeln vornimmt und schaut, wie man die Situation verbessern kann. Stück für Stück. Jeder kleine Erfolg macht Mut und bringt neue Motivation, sich nun auch das nächste vorzuknüpfen.

Zum SVV kann ich Dir nichts anderes raten, als Dir fachliche Hilfe ins Boot zu holen. Du kannst jederzeit mit einem Arzt darüber sprechen und über die Möglichkeiten einer Therapie. Warum ist das so unvorstellbar für Dich? Hilfe annehmen ist in meinen Augen immer ein Zeichen der inneren Stärke. Erkennen, wo und wann man sie braucht ist etwas, was nicht jeder schafft. Wenn es allein so leicht wäre, würde viele nicht mehr in diesem Kreis stecken.

"Wenn Ruhe einkehrt, höre ich damit auf" - ich weiß nicht, ob das so funktioniert. Ehrlich gesagt, glaube ich daran auch nicht so recht. Hast Du zum Beispiel mal von jemanden gehört "Wenn die Prüfungen vorbei sind, höre ich auf zu rauchen"? Das ist ein Aufschieben und ich kenne niemanden, der sich je daran gehalten hat. Es ist eben nicht so leicht, wie man immer denkt. Wäre es so, könnte man ja gleich aufhören und müsste nicht mehr abwarten.

Schau auch mal hier:

http://www.rotelinien.de
http://www.selbstverletzung.com

Alles Gute!
Dana