Problem von Anonym - 20 Jahre

Freund und Studium

Hallo!

Ich führe seit über 3 Jahren eine Beziehung mit meinem Freund (22). Wir studieren beide in der selben Stadt, aber unterschiedliche Sachen und wohnen nicht zusammen, sehen uns aber oft (täglich).

Mein Problem ist folgendes: Meine Eltern, insbesondere meine Mutter, war schon immer sehr leistungsorientiert. Gute Noten zu haben war selbstverständlich und da ich mir in der Schule nicht schwer tat, war das eigentlich auch kein Problem (wobei es natürlich frustrierend war, gefragt zu werden, ob ein 2er denn unbedingt sein musst, es wäre doch besser gegangen). Seit ich nicht mehr zuhause wohne bzw. nur am Wochenende und in den Ferien da bin, mischen sich meine Eltern nicht mehr so viel ein, wobei sie natürlich von mir erwarten, dass ich schnell studiere. (Sie finanzieren mein Studium und haben zb. auch mal gemeint, dass sie mir kein Geld mehr geben, falls ich mit meinem Freund zusammenziehe - ich weiß nicht, ob das heute noch gilt, aber derzeit ist die Situation so wie sie ist, ganz ok.)

Soviel zur Vorgeschichte. Ich beginne nun leider immer mehr den Leistungsdruck, den ich zuhause erlebt habe, jetzt auf meinen Freund zu übertragen, der kein besonders guter Schüler war (im Gymnasium).
Auch jetzt auf der Uni fällt ihm das Lernen nicht so leicht, was aber meiner Meinung nach auch daran liegt, dass er erst sehr spät lernt, weil er die Prüfungen nicht so ernst nimmt und meint, dass er den Stress braucht, was dazu führt, dass er viele Prüfungen mehrfach machen muss.

Ich versuche zwar ihm zu helfen, übertreibe dann aber immer und frage dauernd, wieviel er schon gelernt hat. Dass ihn das nervt, kann ich auch völlig verstehen, aber ich kann einfach nicht anders.

Immer mehr habe ich das Gefühl, er sei ein Versager und ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann. Mir ist klar, dass Leistung nicht alles ist, aber unterbewusst ist es mir sehr wichtig. Auch habe ich Angst, dass meine Eltern ihn noch mehr ablehnen als bisher, weil er vielleicht halt länger zum Studieren braucht. Natürlich ist das nicht wichtig, aber ich kann nicht vor meinen Eltern etwas verteidigen, was ich selbst nicht gut finde und will mich auch nicht mit ihnen zerstreiten.

Auch habe ich Angst, dass er später keine Arbeit findet, wenn er so lange für das Studium braucht.

Ich will ihn nicht dauernd kontrollieren oder fertig machen, aber ich kann nicht anders. Sobald keine Erfolge bei ihm zu erkennen sind, fange ich damit an. Wie kann ich das bleiben lassen, denn ich will nicht, das die Beziehung an so einer Sache scheitert?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Manchmal sieht man doch sehr deutlich, dass man Kind der eigenen Eltern ist, was? Was Dich damals so gestört hat, legst Du jetzt selbst an den Tag. Kenne ich auch von mir ;-) Manchmal scheint der Geist meiner Mutter regelrecht in mich zu fahren.

Schließ mal die Augen und versetze Dich dahin zurück, als der Druck von Deinen Eltern noch so groß war, dass es Dir weh tat und Du es so nicht haben wolltest. Kannst Du das noch fühlen? Das sind jetzt die Gefühle Deines Freundes... Was hättest Du Dir selbst damals gewünscht? Und kann es das sein, was Dein Freund haben will?

Dein Verhalten liegt in Deiner Hand. "Ich kann nicht anders, als ihn unter Druck zu setzen, nach dem Lernen zu fragen" zählt irgendwie nicht so recht als Argument. Warum denkst Du, seine Entscheidungen fällen zu müssen und ihn ein Stück weit zu erziehen?

Alles Gute!
Dana