Problem von Florian - 15 Jahre

Mein Vater ist tot

Liebes Kummerkasten Team,
Ich weiss garnicht genau warum ich mich an euch wende, aber ich mache es einfach...

Vor einigen Tagen hat mein Vater suicid begangen, wie ist egal !
Meine Eltern wollten sich scheiden lassen weil mein Vater seit 2 Jahren Krank ist, er litt unter Depresionen und wurde als Epeleptiker eingestuft.

Mein Vater war für mich immer ein großes Vorbild, weil er sehr viel in seinem Leben erreicht hat. Er hat alles für die Familie getan und seine eigenen Bedürfnissen hinten angestellt..
Leider kam es in den letzten Monaten immer häufiger zu Streitigkeiten zwischen meinen Vater und meiner Mutter.

In dieser Zeit hat sich meine Mutter einen Gesprächspartner gesucht mit dem sie über ihre Probleme in der Familie reden kann, den sie auch in ihren jetztigen Freund gefunden hat. Meine Mutter telefonierte jeden Tag mit ihm und mein Vater vermutete mitlerweile verdacht das dort etwas entstehen würde was später auch passierte..

Meine Mutter verliebte sich in ihn und da sie sowieso am überlegen war ob sie sich von meinen Vater trennt war nun ihre entscheidung gefallen, sie wolle sich von meinen Vater scheiden lassen.. meine Mutter wollte meinen Vater wirklich nichts tun.. sie wollte friedlich mit ihn auseiander gehen und wollte das mein Vater sich eine Wohnung in der Gegend wohnt so das wir (Ich und meine Geschwister) ihn jederzeit besuchen können..

Doch mein Vater meinte meine Mutter hätte ihn über die jahre einfach nur ausgenutzt.. Er fragte jeden einzelnen von uns in einem Gespräch ob wir mit zu ihm oder bei meiner Mutter bleiben wollen.. Bei meinen beiden kleineren Geschwistern (7,8) war es klar das sie bei meiner Mutter bleiben. Doch als ich und meine Schwester und gegen meinen Vater ausgesprochen hate sah man ihn schon an das er einfach nurnoch schluss machen wolle..

Aber er hate keinen Grund..
Er hate einen sicheren Job, keine finanziellen Probleme.
Er sah sich immer als meist gehasster Mensch in einem Beruf.
Doch er wurde von vielen respektiert und geehrt wie man den Briefen die jetzt Täglich in dutzenden ankommen entnehmen kann..
Er wollte sich auch demnächst das erste mal mit seiner Tochter treffen die bei seiner Ex Frau lebte wo der Kontakt über 20 Jahre unterbrochen war..

Ich muss dazu sagen das er viel Alkohol trank (Aber er seit seiner Krankheit) und Anti Depressiver nahm und andere Tabletten (Zusammen kein guter Mix).

Er hatte nicht sehr viele Freunde..
Aber er hate viele auf der Arbeit, Nachbarn ect mit denen er sich unterhielt die ihn wie gesagt respektierten uns ehreten. Er hate in seinem Leben soviel Erreicht..

Am Abend dan verließ er das Haus gegen 11 Uhr das Haus und tauchte danach auch nicht mehr auf.. Am nächsten morgen ging ich nicht zur Schule da ich Halsschmerzen hatte. Meine Mutter informierte dan gegen 9 Uhr die Polizei wegen den verschwinden meines Vaters..

Um halb 10 kam dan die Nachricht das mein Vater sich vor einen Zug geworden hatte.. Er hate kein Alkohol im Blut. Er war klar im Kopf..

Er hat sich nur umgebracht wegen dem Freund meiner Mutter !
Weil er alles nahm wofür er 20 Jahre lang gearbeitet hat ! Er hasste den "Macker" meiner Mutter !

Ich trauere jeden Tag um meinen Vater..
Ich hasse den Freund meiner Mutter weil er Schuld an den Tot meine Vaters ist ! Aber wen er sich umgebracht hat wird es wohl einen Grund gehabt haben und es wird wohl eine Art "Erlösung" gewesen sein..
Trodztem trauer ich jeden Tag..

Es waren 150 Leute bei der Beerdigung.
150 Freunde,
150 Leute die ihn vermissen,
150 trauernde Leute die nur Trauern weil meine Mutter sich einen neuen gesucht hat !

Nicht nur das wir nun vor den finanziellen Ruin stehen, greift nochnichteinmal die Lebensversicherung wegen des Suicid.

Ich verstehe einfach nicht warum er das getan hat..
Er war für mich ein vorbild ! Was er getan hat.. was er konnte.. was er wusste..
Und das alles hat er hingeworfen wegen diesen ....

Der neue meiner Mutter ist ja nett, und hilft und wo er kann.
Im Haushalt wie auch Finanziell. Auch von der Arbeit meines Vaters kriegen wir unterstützung wo es nur geht..

Aber ich vermisse einfach meinen Vater..
Ich muss jetzt alle seine Aufgaben übernehmen was für mich auch nicht leicht ist.. ich bin jetzt in der 10 Klasse und will meinen Abschluss einigermaßen hinkriegen.. ich habe die ersten Arbeiten schon in den Sand gesetzt und durch den tot meines Vaters bin ich auch nicht mehr dazu gekommen mich bei verschiedenen Betrieben um einen Ausbildungsplatz zu bewerben.
Dadurch das mein vater tot ist habe ich jetzt nochmehr Arbeit die auf mich zukommt.. schon so wurde sehr viel von mir verlangt..

Ich weiss von vielen (Lehrern, meinen Eltern ect) das ich sehr Intiligent bin.
Mein Vater hat immer sehr viel von mir gehalten..
Er wollte das aus mir was wird !

Und nun?
Muss ich alles hinwerfen nur weil er alles hingeworfne hat !

Ich vermisse meinen Vater einfach...
Er war soein großartiger Mensch !

Ich weiss immoment nicht was ich tun soll !
Ich kann an nichts anders mehr denken..

Er hat nochnichteinaml einen Abschiedsbreif geschrieben !!

Bitte helft mir..
Ich weiss nicht wie ich Schule & Aufgaben im Haus zusammen kriege..

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Florian!

Es tut mir Leid, dass Du Deinen Vater auf diese Art verloren hast. Das ist nicht so dahergesagt, sondern mein Gefühl beim Lesen Deiner Mail. Ich habe auch ein wenig Angst, nicht die richtigen Worte zu finden; hoffe, es gelingt mir dennoch.

Mit wem sprichst Du aber das Erlebte, das Vergangene, die Gefühle und Situation heute und die Sorgen um die Zukunft? Gibt es jemanden, dem Du Dich so öffnen kannst? Ich kann Dir nur ans Herz legen, Dir dafür auch therapeutische Hilfe ins Boot zu holen. Niemand muss immer alles allein schaffen - und schon gar nicht, wenn das Schicksal derart zuschlägt. Scheue nicht zurück, sondern gehe diesen Weg. Es ist keine Schwäche, Hilfe zu suchen. Ich erkenne es immer als Zeichen von Stärke, die eigenen Grenzen zu sehen. Und ich denke, dass es Dir innerlich um ein ganzes Stück weiterhelfen wird. Du kannst jederzeit mit einem Arzt sprechen, um eine Therapie ins Laufen zu bringen.

Für mich wurde beim Lesen sehr deutlich, wie sehr Du Deinen Vater geschätzt und geliebt hast / es nach wie vor tust - und gerade dann fällt man ins tiefe innere Chaos, wenn dieser Mann in den Freitod geht. Dein Leben ist wie nach einem Erdbeben erschüttert. Auch wenn ich mich jetzt wiederhole: Nach so einem Beben braucht man Hilfe.

Welche Aufgaben hast Du heute mehr? Wird Dir die Rolle des 'Mann im Haus' auferlegt oder hast Du nur das Gefühl, Du müsstest alles zusammenhalten, reparieren, machen, tun? Du bist 15 Jahre alt und kannst nicht die Aufgaben eines Erwachsenen tragen. Das funktioniert nicht. Auch wenn Du Dich schon sehr erwachsen fühlst, Verantwortung tragen kannst und auch willst - das ist nicht zu schaffen. So hart es jetzt klingt. Genauso, wie ich nicht mehr das Leben einer 15jährigen führen kann, kannst Du nicht das Leben eines Erwachsenen führen.

Schau in diesen Punkten genau hin und erkenne Deine Grenzen.

Ich kann verstehen, dass Du einen Schuldigen suchst, jemanden, auf den Du die innere Wut projizieren kannst. Aber der Freund Deiner Mutter trägt keine Schuld. Dein Vater hat diesen Weg gewählt - es war seine Entscheidung; aus einer Krankheit heraus. Aber damit hat der Freund Deiner Mutter nichts zu tun. Du erwähnst auch, dass Deine Mutter schon länger an Trennung gedacht hat - ihr neuer Freund hat sie nicht gedrängt und gezwungen. Wir treffen im Leben alle unsere Entscheidungen. Deine Mutter konnte nicht mehr in der Ehe leben, weil sie kein Glück mehr empfand. Und Dein Vater konnte damit nicht umgehen - jeder für sich, als eigenständiger Mensch, hat eine Entscheidung getroffen. Und das können wir niemanden wirklich vorwerfen. Was wir als gut und richtig für uns sehen, kann niemand so recht in Frage stellen.

Ich fände es auch eine gute Idee, wenn ihr als Familie versucht, all das zu ordnen und aufzuarbeiten. Ich denke, dass in jedem von euch Trauer, Schuldgefühle, Wut u.v.m. schlummern und brodeln - und oft wird man das nur dann los, kann wieder frei im Leben stehen, wenn man sich an einen Therapeuten wendet.

Alles Gute und viel, viel Kraft!
Dana