Problem von Anonym - 38 Jahre

Zu wenig zu Hause

Hallo liebes Kummerkasten-Team,
mein Problem möchte ich so kurz wie möglich beschreiben: Ich bin 38 Jahre, lebe mit meinen Eltern (63 und 64 J.) im gleichen Haus (das Haus gehört mir) habe einen Freund (der selbst ein Haus besitzt). Ich bin schwerhörig und alle 2 Wochen 2 Mal in der Woche für den Schwerhörigenverein aktiv. Zusätzlich gibt es noch Ausflüge, Weihnachtsfeier etc. Die Abende mit meinem Freund (er ist auch schwerhörig) verbringe ich nur alle 2 Wochen, weil er immer eine Woche Nachtdienst dazwischen hat, wo wir uns nicht sehen können. Und in der Woche, wo wir uns sehen, verbringen wir an zwei Tagen die Abende im Schwerhörigenverein. 2 weitere Tage in so einer Woche fahre ich oft auch noch auf Druck meiner Mutter nach Hause und helfe daheim bei den Hausarbeiten etc. Schon lange gibt es mit meiner Mutter Streit, weil sie mir immer wieder vorwirft, ich lebe für den Verein und habe an der Familie kein Interesse mehr. Meinen Hund nimmt sie zuweilen als Druckmittel, indem sie sagt, ich kümmere mich nicht um ihn. Ich bin der Meinung, dass ich sowieso sehr viel zu Hause bin (so einen Freund wie meinen, der das akzeptiert, muss man erst mal finden, denke ich) und ein Anrecht auf ein bisschen Privatleben außerhalb habe. Meine Mutter ist, was Hausarbeit anbelangt, übergenau und setzt damit, wie ich meine, die ganze Familie unter Druck, es ihr gleichzutun. Wenn ich meine, sie soll nicht so viel putzen, kommt sie sofort mit Argumenten, alles wird nur noch heruntergeschlampt. Meine Bekannten, die zu mir nach Hause kommen, meinen, bei mir wäre es schon zu sauber und ordentlich.
Wie, liebes Kummerkasten-Team, sehen Sie mein Problem als Außenstehende? Ich kann nicht einfach sagen, ich ziehe aus und beginne ein eigenes Leben. 1. gehört mir das Haus und 2. ist mein geliebter Hund in der Zeit, wo ich in der Arbeit bin, bei meinen Eltern.
Viele Grüße
T.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Wohnt ihr im gleichen Haus mit getrennten Wohnbereichen? Oder teilt ihr euch auch Küche, Bad, Wohnzimmer usw.? Ist es getrennt, würde ich klare Linien ziehen: Du machst Deinen Bereich, ich mache meinen - keiner verliert ein negatives Wort über die Aufgaben des anderen. So kann man das ein für alle mal klären und es ist vom Tisch.

Du kannst leben, wofür Du möchtest - der Verein ist Dir wichtig, also verbringst Du dort Zeit. Das ist vollkommen normal. Normal ist es auch, sich von den Eltern zu lösen, was aber nie heißt, man hat sie weniger lieb. Es ist ganz einfach ein eigenständiges Leben; übrigens auch das, wofür Deine Eltern Dich auf- und erzogen haben. Auch hier würde ich klare Grenzen setzen. "Ich mache, was ich will und mir Spaß macht" - klingt ein wenig pubertär, aber das ist ja auch die Zeit des Abnabelns. Vielleicht könnt ihr euch zusammensetzen und so eine Art Richtlinien entwerfen. Was erwartet ihr vom anderen? Was wünscht ihr euch? Sprecht es einfach mal aus. Keine Vorwürfe formulieren, sondern wirklich Wünsche.

Die Familie ist Dir wichtig, sonst würdest Du nicht mit Deinen Eltern unter einem Dach wohnen. Unschlagbares Argument, oder? Vielleicht geht es Deinen Eltern besser, wenn ihr einen festen Tag im Voraus ausmacht, den ihr zusammen verbringen könnt? Und wirklich zusammen. Nicht nur zu Hause sein, sonder auch eine gemeinsame Aktivität planen. Das kann mit Dir allein sein, mit Deinem Freund, wie auch immer.

Alles Gute!
Dana