Problem von Sleepless - 32 Jahre

Mein Vater ist ein Alkoholiker

Liebes Kummerkasten-Team

Am Besten fange ich bei meiner Kindheit an, das ist das Erste Mal in meinem Leben, dass ich ueber meine Kindheit schreibe. Mein Vater war seitdem ich mich erinnern kann Alkoholkrank. Er hatte immer sehr viel getrunken, jeden Tag eigentlich und fuer die kleinste Kleinigkeit wurde er aggressiv. Ich habe einige Schluesselerlebnisse in meinem Leben, aber eines von den vielen ist am Staerksten, und zwar haben meine Brueder herumgeflaxt und dabei war eine Vase zerbrochen, ich hoere noch meine Mutter lachen, dass sie die Vase eh nie leiden konnte, meinem Vater kam es nur wie gerufen, ich sehe ihn wie er sich auf einen meiner Brueder stuerzt und mit der Faust auf ihn einschlaegt, schreien, weinen, zettern, Blut=entsetzlich! Ab der 5 Flasche wurde er aggressiv und gewalttaetig oder er sass mit seiner Dienstwaffe im Wohnzimmer lud sie durch und murmelte schreckliche Dinge, manchmal lief er einfach nur mit einem Messer durch das Haus und wollte uns alle abstechen, wie so oft. Wenn er zuviel trank hiess es fuer uns FLUCHT, im Auto uebernachten, bei Bekannten oder einfach nur mit gepresster Angst bei Wind und Wetter durch die Nacht laufen und warten bis er irgendwann betrunken einschlief. So ging es ueber Jahrzente, bis er sich Ende der 90ziger fuer eine Entziehungskur bereit erklaerte. Danach ging alles bergauf, er trank nicht mehr und war ab und an richtig nett. Doch, vor 5 Jahren fing er wieder an zutrinken, immer mal hier ein Glas und dort. Er sagte, er koenne nun mit Alkohol umgehen, was natuerlich auf gar keinen Fall stimmte. Die letzten 4 Jahre trinkt er wieder wie in seinen schlimmsten Zeiten, und randaliert, nicht das er Moebel auseinander nimmt, er ist mehr auf der Psycho Schiene, knirrscht mit den Zaehnen, fixiert einen mit seinen stechenden betrunkenen Augen oder murmelt boese Dinge vor sich hin. Das was mich so schrecklich fertig macht ist, dass nun Mutti alles alleine ausbaden muss. Ich wohne nicht mehr zu Hause, ich bin verheiratet und wohne Uebersee. Meine Brueder sind durch die Kindheit gebrochen und schwach. Ich brauche einen Rat, weil ich so entsetzlich traurig und wuetend zugleich bin. Wenn ich mit ihm manchmal telefoniere, dann behauptet er doch glatt, das ich luege, und das er nie getrunken hat und immer ein lieber guter Vater war. Durch seine Uniform und seinen Polizeibeamten-Status glauben ihm viele Bekannte, er ist ein guter Schauspieler, fasst sich an die Brust und presst eine Traene hinaus und verkauft sich als lieber guter Mensch, und das wir die Boesen waren. Das ist zuviel fuer mich. Ich hasse meinen Vater nur noch. Was fuer einen Rat koennt ihr mir geben?
Liebe Gruesse,
Sleepless

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Abschließen - das ist mein Rat. Du hast heute Dein eigenes Leben, fern von ihm. Es klingt nicht so, als wäre er je bereit mit Dir über all das zu sprechen, sich gar zu entschuldigen und zusammen mit seiner Familie rückwirkend an dieser Zeit, die ihn und euch leider wieder eingeholt hat, zu arbeiten. Daher wirst Du erst mal auf Dich schauen und sehen: Wie kann ich damit zurechtkommen? Ich weiß nicht, ob man so eine Kindheit, mit diesen Erlebnissen allein hinter sich lassen kann - Dir steht es offen, Dir für diesen Prozess fachliche Hilfe ins Boot zu holen.

Ebenso Deine Bruder - schwach sein bedeutet nie schwach bleiben. Sie können jederzeit mit einem Arzt sprechen, um in einer Therapie mehr zu sich selbst zu finden und mehr inneren Abstand gewinnen, um für sich selbst, frei und eigenständig zu leben.

Deine Mutter hat die Entscheidung: Will ich weiterhin mit ihm zusammenleben? Sie muss es nicht ertragen - sie kann gehen.

Und so kann jeder für sich sein Leben wieder mehr in den Griff bekommen, um dann auch mehr Familienzusammenhalt zu erfahren. Erst mal ohne den Vater - denn der ist Suchtkrank und für ihn steht die Sucht -nicht die Familie- ganz oben. Er selbst muss sein Problem erkennen - ob er das tut, wird die Zeit zeigen.

Alles Gute!
Dana