Problem von anonym (w) - 29 Jahre

Panikattacken, Ängstlich und Depressionen..

Hallo liebes KuKa-Team,

zunächst möchte ich mal sagen: Super Seite. Ich habe mir nun einige Beiträge durchgelesen und musste feststellen, dass es "gut tut", wenn andere Menschen auch Probleme haben - somit ist man nicht allein. Auch wenn das irgendwie falsch klingt, sich besser zu fühlen, wenn es anderen auch nicht so gut geht.

Ich bin nun 29 Jahre alt und habe seit einem Jahr (wieder) Panikattacken und eine mittelschwere Depression. Angefangen hat alles im September 2006 und ich würde es so gerne auf die Summe der Ereignisse aus 2006 schieben..

- Ein Stallkollege nahm sich auf grausame Weise das Leben
- ich hatte einen kleinen Autounfall
- Meine Oma starb an Krebs (sehr schnell, 3 Wochen nach der Diagnose)
- ich zog mit meinem Pferd in einen anderen Stall
- ich hatte einen schlimmen Unfall mit dem Pferd meiner Tante
- ich wurde gekündigt und konnte aber direkt bei einer neuen Stelle anfangen
- im Urlaub überfuhren wir ein Wildschein (kein Scherz!)
- im Urlaub noch trennte ich mich von meinem Partner
- wieder zurück lernte ich schnell jemand neuen kennen
- mein Ex-Partner warf mich aus dem Stall so dass ich wieder zurück musste

Ich wusste von vorneherein, dass es etwas psychisches ist. Todesängste oder Ängste umzukippen hatte ich nie, da ich schon mal mit 16 über ein halbes Jahr Panikattacken hatte. Ich hatte auch nie Angst, eine (körperlich) tödliche Krankheit zu haben, also alles relativ unspezifisch, da ich es ja schon kannte.


.. Ich habe ab November eine Psychotherapie gemacht, eine Verhaltenstherapie in der der Therapeut nach IC-D10 folgende Prognosen stellte: Panikstörung mit Agoraphobie, Generalisierte Angststörung, mittelschwere Depression, Posttraumatische Belastungsstörung...

Wir redeten damals eigentlich nur, gingen spazieren (was total gut tat).. später dann joggen (ungewöhnliche Methoden, oder?).. es kam, wie es kommen musste: ich war allein und einsam, brauchte Wärme, Nähe und jemanden, der mich verstand und zuhörte, wusste, wovon er sprach.
Und mein Therapeut war - kurz gesagt - heiß auf mich.. gaukelte mir vor, er sei verliebt in mich und ich ließ mich - nach einer Phase, in der ich mich noch dagegen wehrte - darauf ein. Ich brauchte einfach jemanden. Nach 2 Wochen ging er mir fremd. Das war im Juni. Seither war die Therapie natürlich vorbei.

Seitdem "hangel" ich mich von Tag zu Tag. Manchmal ging es mir phasenweise richtig super, keine Depression, keine Panik, keine Angst vor selbiger.. und es fühlt sich echt so an, als sei es überstanden.... und dann wieder tagelang furchtbar, down... aber immer mit dem Wissen "es ist nur eine Phase!".

Und immer dann, wenn es mir schlecht geht und ich auf der Autobahn bin um zur Arbeit oder nach Hause zu fahren (40km), hämmert sich mir die Frage in den Kopf "Los, reiß einfach das Lenkrad rum, dann hast du Ruhe!" Dieser Gedanke ist so angsteinflößend, weil ich Angst habe, es irgendwann nicht mehr auszuhalten und wirklich umzusetzen. Ich habe noch mehr solcher Zwangsgedanken, mit denen ich aber halbwegs umgehen kann.

Ende Oktober visiere ich eine zweite Therapie an, eine tiefenpsychologisch fundierte, weiß aber noch nicht, ob ich den Platz bekomme und ob mir die Psychologin helfen kann.

Seit einer Woche geht es mir richtig dreckig.. ich könnte nur noch heulen und weiß mich nicht aus diesem Tief herauszuziehen. Man sieht es mir nicht an, ich arbeite (sehr fleißig und aufmerksam) und bin während des Jobs auch gut abgelenkt.. der Job ist wirklich super, ich habe verständnisvolle Kollegen (die Geschäftsführung weiß es natürlich nicht).. heute Morgen brachte mir eine Kollegin - ganz lieb - fünf dicke riesige echte Sonnenblumen mit... ich musste heulen, weil das so gut tat.. weil ich so dankbar war.. aber normalerweise lacht man doch und freut sich?! Warum bin ich traurig.. auch wenn meine Mutter mir irgendwomit ne Freude macht, heule ich...

Mein Therapeut sagte, ich führe ein einsames Leben, keinen partner (seit einem Jahr, mit dem aus August '06 klappte es aufgrund meiner Panik nicht), nicht viele Freunde.. (2, davon wohnt eine 180km weit weg und die andere hat Familie). Meine Mutter ist zwar für mich da (57), aber sie versteht mich natürlich nicht und sorgt sich furchtbar.. sie fragt auch immer "warum gerade MEIN Kind?".. sie kommt überhaupt nicht damit klar. Auch nicht, wenn ich ihr sage: Es kann nicht immer alles prima laufen im Leben, ich habe eben eine schwere Phase.. und das erweitert unser aller Horizont, wie dankbar man sein sollte, wenn es einem gut geht und man nur die normalen probleme hat"

Ich wünschte, ich würde auch so fühlen, wie ich rede.

Ich habe mir etlich viel Literatur besorgt, komme aber kaum zum Lesen. Das hilft mir auch nicht wirklich.. nur stundenweise... Ich weiß, was ich tun müsste: umdenken, positiv denken... Gefühle sind nur die Resultate meiner Gedanken, aber ich KANN nicht einfach anders denken.. auch wenn es normal ist (wie Fr. Dr. Doris Wolf z.B. schreibt), dass es einem anfänglich komisch und so vor kommt, als ob man sich etwas vormachen wolle... es funktioniert nicht.
Vielleicht bin ich aber auch des übens müde, weil ich einfach nicht mehr kann.

Im Moment ist es einfach so schlimm und diese Phase dauert schon wieder so lange an.. es geht mir schon seit ca. 2 Wochen nicht gut aber seit 1 Woche richtig übel... und die größte Angst ist die, dass ich mein Leben lang so weiter leben muss. Das will und kann ich nicht.. dafür habe ich nicht die Kraft, es war schon schwer genug, dieses Jahr zu überstehen.. ich habe gekämpft, aber es geht und geht nicht weg.. und wenn ich von manchen Betroffenen lese, die 5, 10 ja 15 Jahre damit leben, dann motiviert das nicht sonderlich sondern im Gegenteil: demotiviert sogar noch.

Ich bin einfach fix und alle.. am Ende.. will nur noch weinen, jemanden, der mich in den Arm nimmt und versteht. Aber da ist niemand.

Danke für Euer Ohr (bzw. Auge).. ich weiß, der Beitrag ist lang.. aber es ist einfach nicht kurz zu fassen, wenn ich einmal schreibe, dann fällt mir immer mehr ein, was von Belang sein könnte.

XXX

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Du machst sehr deutlich, wie es Dir geht - und ich bin immer bereit mein Ohr bzw. mein Auge zu geben. Doch leider habe ich keinen anderen Rat für Dich als das, was Du bereits in Angriff genommen hast. Panikattacken, Depressionen sind Diagnosen / Erkrankungen und gehören damit in fachliche Hände. Mehr kann ich hier nicht tun. So Leid es mir oft tut und so sehr ich mehr helfen möchte; ich kann es nicht.

Du hast sehr viel über Möglichkeiten gelesen und versuchst es auch, für Dich umzusetzen. Ob es allein schaffbar ist, ist die Frage, die mir dabei durch den Kopf geht. Versuche sind oft kraftraubender als das Tun. Denn es schleicht sich immer der Gedanke ein: wird es dieses Mal helfen? Und irgendwann schlägt der Gedanke noch weiter aus und er lautet: das klappt doch ohnehin nicht. Und um das zu verhindern, dem entgegenzuwirken, die fachliche Hilfe nicht nur in Form eines Buches zu haben, halte ich einen Therapeuten für sehr wichtig für Dich.

Alles Gute!
Dana