Problem von Judit - 33 Jahre

Umzug zum Freund?

Hallo liebes Kummerkastenteam,
schön, dass es Euch gibt. Ich hatte schon einmal geschrieben...habe mich zwar geärgert, weil ihr meine Nachricht nicht richtig gelesen hattet und mir dadurch einen unbrauchbaren Rat gegeben habt. Diemal hoffe ich, dass es doch ohne Missverständnisse gehen wird.
Es handelt sich um ein aktuelles Problem dass ich habe.
Mein Freund und ich wollen den gemeinsamen Weg versuchen und wir sind zurzeit dabei für mich ein Zimmer bei ihm als Arbeitszimmer einzurichten.
Ich würde dann von Frankfurt zu ihm umziehen (Entfernung zu FFM 20km), das heißt, dass ich jeden Tag pendle, da ich in Frankfurt (wo ich die letzten 19 Jahre gelebt habe) meinen Arbeitplatz habe. Ich habe lange überlegt und bin der Auffassung gewesen, dass ich das für unsere Beziehung "in Kauf" nehme.
Die Situation ist folgende:
Mein Freund (36) lebt bei seinen Eltern. Die Eltern befinden sich im Erdgeschoss und wir im OG. Er ist dort noch nie ausgezogen, da einerseits die Eltern das nicht wollten und andererseits sein Vater vor 12,5 J. durch eine Hirnblutung ein Pflegefall wurde und rund um die Uhr von der Mutter betreut wird. Hier ist er so sehr eingebunden und so stark verwurzelt, dass er nicht wegziehen will. Tu seinen Eltern hat er eine sehr sehr enge Bindung. Also habe ich gesagt, dass ich es so mit ihm versuchen will, da ich ja auch Verständnis für seine Situation habe. (Zumal ich es selber auch bis vor 14 Jahren erlebt habe, wie meine Oma zum Pflegefall wurde). 1. Nun ist es aber so, dass wir keine festen Regelungen für den Haushalt (was mein Vorschlag war) einführen und halten können, da er der Meinung ist, dass das sowieso nicht funktionieren wird.
2. Sein Geschmack, was Inneneinrichtungen angeht trifft sich nicht mit meinem. An den Decken sind Deckenpaneele, die den Gesamteindruck verdunkeln und auch leicht Schimmelanfällig sein können. Dazu muss ich sagen, dass ich seit meiner Kindheit an diversen Allergien leide, u.a. auch an Schimmelallergie. Nun haben wir am Woe festgestellt, dass es in dem Zimmer, das mein späteres Arebitszimmer sein wird an mehreren Stellen und unterschidliche Arten von Schimmelflecken gibt. Ich habe während des Tapetenabreissens gemerkt, dass ich schlechter Luft bekomme und meinen allergischen Husten bekomme und zudem auch Herzpochen und einen hohen Blutdruck. Ich bin der Meinung, dass dieses Problem durch Experten beseitigt werden soll, zumal die Sporen nicht sichtbar sind aber Allergiker eben auf das Eiweiß, dass sich in den Sporen befindet allergisch reagieren. Er ist aus Kostenspargründen der Meinung, dass er es selber machen will und ich möchte das aber nicht, da er kein Experte ist (er ist Rechtsanwalt). Seine Mutter hat sich in diese Sache letzten Samstag auch dahingehend geäußert, dass es ja überall Schimmel gäbe und es doch gar nicht schlimm sei, trotz meiner Erklärung, dass ich Allergikerin bin, Probleme mit dem Atmen dadurch bekäme. Sie lachte mich praktisch auch noch aus, als ich damit argumentierte, dass manche Schimmelarten auch toxisch sein können (ich habe darüber viel gelesen) und sogar Krebs verursachen können und es generell in einer Whg nicht gut ist, Schimmel zu haben. Auch hat mir seine Mutter im Hinblick auf die Lautstärke eines Parkettbodens (denn ich möchte Parkett dort haben) schon im Vorfeld die Androhung gemacht, dass sie den Schlüssel wegnehme und die Tür schließen werde, wenn es laut wird. Auch hatten wir am Samstag 3 Parkettproben zum Schauen mitgebracht und mein Freund wollte da auch unbedingt ihre Meinung hören. Deshalb gab sie ihren Senf dazu und der Parkettboden (49? pro Quadratmeter) den sie bevor sie den Preis wußte auch am besten gefunden hat, wie ich auch, war dann nicht mehr so interessant, wie das was sie gar nicht gut fand am Anfang (für 28?). Als sie den Preis erfuhr, da gab es eine 180Gradwende... Mein Freund konnte triumphieren, da er wegen dem Preis das Parkett verlegen will in meinem künftigen Arebitszimmer, was am billigsten ist. Als sie ging habe ich mich sehr mies gefühlt. Als sie da war hat sie mir in kürzester Zeit hintereinander so schnell mit ihren Worten paar "ausgewischt", dass ich in der Situation gar nichts sagen konnte. Als sie dann aus dem Zimmer ist, war ich unheimlich verletzt, weil ich das Gefühl hatte, dass ich gar nicht beachtet werde und was mich betrifft runtergespielt und nicht ernstgenommen wird. Ich bin dann ins Zimmer und musste heulen!!!! Erst heute gab es ein Gespräch mit ihr, mein Freund hat sozusagen das Gespräch mit ihr geebnet. Auch von ihm fühlte ich mich verraten und die letzten Tage waren nicht schön. Ich kann auch jetzt nicht schlafen (er schon). Heute kam seine Mutter dann mit einer kleinen Torte und entschuldigte sich aber gleichzeitig sagte sie, dass ich das nicht so ernst nehmen solle, da sie rauher sei und, dass es bestimmt noch solche Situationen geben werde, ich solle das mit dem Schlüssel und Zimmer absperren auch nicht nicht ernst nehmen, das würde sie nie machen und meinem Freund würde sie auch immer sowas sagen. Gleichzeitig meinte sie es sei nicht gut immer alles zu hinterfragen und ich täte das das würde sie nicht mögen aber sie werde sich mehr raushalten in Zukunft.
Mein Freund ist bereit den Parkett für 28? zu nehmen, den anderen nicht, der mir gefallen würde. Es sei ihm zu teuer auch wenn mir das andere nicht gefällt. Auch mit dem Schimmel müsse er erst einmal überlegen und nachlesen.
Ich fühle mich nun irgendwie "verarscht", da er mir gesagt hat, dass ich in diesem Haus eine neue Familie für mich finden könne und ich voll akzeptiert und willkommen sei. Ich möchte diesen Start und mein Arbeitszimmer (ca9-10qm)aber so eingerichtet haben, dass ich mich darin auch von Anfang an wohl fühle. Jetzt hat es aber einen bitteren Beigeschmack. Ich fühle mich irgendwie betrogen und es ärgert mich, dass 2-300? differenz ihn daran hindern, das Zimmer so einzurixchten, wie es mir gefallen würde. Vor allem aber wäre ich eher zum Kompromiss mit dem Parkett für 28? bereit gewesen, wenn das am Samstag mit seiner Mutter nicht so gelaufen wäre.
Seit 3-4Monaten sind wir bei diesem Umzug, ich zahle meine Bleibe und alle sonstigen anfallenden Ausgaben (außer ein Teil von Essen) für mich weiter und habe momentan kein Geld auf der hohen Kante, dass ich was dazu beisteuern könnte. (und andererseits denke ich auch, dass ich da in das Eigentum seiner Familie einziehe und wenn es mit uns evtl doch nicht so klappen sollte, dann bliebe ja der Parkettboden in der Whg...) eine weitere Sache, was mich stört ist, dass ich ja praktisch alles in Frankfurt lasse und zu ihm aufs DORF ziehe, weit weg von meinen Freunden, damit wir es gemeinsam versuchen und er sagt er habe kein Geld. Er verdient um die 2-3000? im Monat und hat außer Benzinkosten und Essenseinkauf gar keine anderen Ausgaben zu Hause. Er sagt, es sei ihm zu viel für das Parkett, dabei kosten die meisten um die 80-90? oder noch mehr. Ich gebe jeden Monat mein ganzes Gehalt für Lebensunterhalt und Bleibe aus und ich habe 1000?. Bislang war es mir nie möglich bei diesem Gehalt etwas anzusparen, deshalb finde ich es insgesamt ungerecht. Meine Mutter hat mir angeboten, dass sie für mich den Schimmelexperten und die Differenz für den Parkett, der mir gefällt, bezahlt, obwohl sie in Ungarn lebt und eine Rente von 80? monatlich bezieht. Sie müsste auf die Rücklagen zurückgreifen. Ich hatte meinem Freund auch angeboten, dass ich dafür auch etwas einsparen kann oder mich in Ausgaben zurückhalten kann bzw. dann auch mehr zum zusammenleben hinzugeben kann, wenn ich hier lebe, da ich dann die Mietkosten auch einsparen kann. Das alles wirkt nicht, das Angebot meiner Mutter ist gefundenes Fressen und ich fühle mich nun total mies hier und weiß nicht, ob ich überhaupt umziehen soll.Seine Mutter will gar nichts zum Umzug beitragen...
Ich wäre sehr dankbar über eine Antwort von Euch...Da ich total durcheinander bin.
Gruß, J.

Anwort von Kerstin

Hallo Judit

Wenn ich ganz ehrlich bin hab ich während ich deine Geschichte gelesen hab, die Situation so richtig schön deutlich vor Augen gehabt. Und sie hat auch bei mir einen ziemlich komischen Beigeschack hervorgerufen.
Im Prinzip geht es da um echte *Kleinigkeiten* ,mit denen ihr aber bereits ziemlich überfordert seid.
Du willst (was dir ja auch zusteht) ein voll akzeptiertes Mitglied in dieser Familie sein - aber so richtig Gehör schenkt man dir nicht.
Ob es jetzt um Schimmel oder dunkle Paneele oder auch das Parkett geht, im Endeffekt ist es ein Machtkampf. Und dir gegenüber steht ein starkes Gegenüber - seine Mutter.
Meine ehrliche Meinung ist, überlege dir noch mal gut, ob du das riskieren willst und sprich mit deinem Freund darüber ob es nicht besser wäre gemeinsam eine eigene Wohnung zu nehmen.
Eine gewisse Unsicherheit ist ja bei dir sowieso schon erkennbar, wenn du überlegst, dass du bei einem möglichen Auszug deine Investitionen nicht mehr zurück bekommst.
Die Entscheidung musst du aber für dich allein treffen, das kann dir niemand abnehmen.
Alles Liebe für dich