Problem von Anonym - 40 Jahre

Ich liebe Sie über alles und mache mir Vorwürfe

Liebes Kummerkasten Team,

ich schreibe Euch, weil ich einfach sprechen muss und meinem Herzen Luft machen muss.

Ich war mehr als 10 Jahre mit einer Frau verheiratet und aus dieser Ehe habe ich zwei Kinder. Meine Ex-Frau eine Spanierin wollte nach einigen Jahren in Deutschland unbedingt zurück in Ihr Land und so kündigte ich meine Arbeit in Deutschland und begann ein neues Leben in Spanien. Ich gründete eine eigene Firma und hatte leider alles andere als die Unterstützung meiner damaligen Frau. Ganz im Gegenteil, sie fiel in Ihr altes Leben zurück und liess die Kinder und mich an den Wochenenden alleine. Alles gute Reden half nichts. Eines Tages wollte sie eine Trennung auf Zeit und ich bekam heraus, dass Sie mit einem 10 Jahre jüngeren Mann (der Monitor ihres Sportstudios) ein Verhältnis hatte. Daraufhin willigte ich in dieTrennung ein, sagte ihr aber, dass dies keine Trennung auf Zeit sein könne, sondern für immer. Daraufhin musste ich die Wohnung verlassen und erst mal irgendwo schlafen, denn ich bekam nicht die Zeit mir eine neue Wohnung zu suchen. O.K. ich habe es geschafft, bin inzwischen geschieden und habe um meine Kinder gekämpft, die unglaublich hinter mir stehen und auch zusätzlich 1- 2 Tage unter Woche bei mir sind. Heute sind sie 11 und 13 Jahre alt.

Danach wollte ich auf keinen Fall eine neue Beziehung. Ich wollte Abstand und Ruhe und ich wollte Stabilität in meinem Leben. Schwierig manchmal, wenn Du alleine in einem anderen Land lebst und Deine Familie weit weg ist. Aber o.k., ich habe erkannt, dass man gerade in Grenzsituationen zu höchsten Leistungen im Stande ist.

Wie gesagt ich wollte ersteinmal keine neue Beziehung, aber manchmal kommt es ganz anders. Ich lerne eine wunderbare Frau kennen, jedoch 11 Jahre jünger als ich. Wir haben uns verliebt, ich habe ihr nichts verschwiegen, sie ging mit den Kindern fantastisch um und auch die Kinder haben sie sehr in Herz geschlossen. Das Thema Ehe war für mich ersteinmal tabu, denn ich hatte Angst vor einem neuen Schiffbruch. Wir liebten uns sehr und waren bis vor ein paar Tagen fast 2 1/2 Jahre zusammen. Anfang des Jahres bekam meine Firma durch unvorhersehbare Dinge einige Probleme die gelöst werden mussten, denn daran hängt die Existenz von einigen Menschen. Ich musste also sehr viel reisen, hatte Stress, war ein Nervenbündel und habe diese Situation auf meine Lieben mit übertragen, d.h. ich habe mit meiner Nervosität auch mein Umfeld angesteckt. Ein Fehler, aber es ist nun mal passiert. Darunter hat unsere Beziehung gelitten. Zudem stand ich in Punkto Ehe immer mit einem Fuss auf der Bremse. Das war meinerseits nicht fair, denn ein so fantastischer Mensch wie meine Freundin hätte klarere Worte verdient, eine Perspektive, mehr Zuwendung. Als ich merkte, dass sie sich zurückzog gingen mir wie einem Blinden die Augen auf. Ich schämte mich und erkannte was ich an ihr habe. Wir sprachen und gingen dabei liebevoll miteinander um. Eines Nachts wachte ich auf und sagte mir, dass ich ein Idiot sei. Ich wusste, dass ich diese Frau so liebe und machte ihr einen Heiratsantrag. Ich gestand ihr meine Fehler der letzten Monate, ich schrieb ihr einen sehr langen und denke auch sehr lieben Brief und versprach ihr mich für meine Frau mehr las 100% einzusetzen, ein gemeinsames Leben mit ihr aufzubauen. Wie gesagt ich gestand ihr meine Fehler und weiss, wenn ich mich für etwas entscheide, dann mit allen Konsequenzen. Sie sagte mir aber, dass sie eine Zeit der Reflektion brauche, dass ich sehr ehrlich und mutig zu ihr war, dass ich einer der nobelsten Menschen bin die sie in ihrem Leben kennengelernt hat und dass es nicht an mir liegt sondern an ihr. Ausserdem hat sie eine neue sehr verantwortungsvolle Stelle, verdient inzwischen gut und sagt mir, dass sie noch jung ist und Erfahrung sammeln muss, die ich habe sie aber nicht. Sie wäre wohl nicht fähig eine Beziehung mehr als 2 Jahre auszuhalten. Sie wolle ersteinmal alleine sein, d.h. mit niemanden zusammen sein. Das habe ich respektiert, respektieren müssen, denn ich weiss, dass ein Mensch unter Druck die falschen Entscheidungen für sein Leben trifft. Danach haben wir uns fast zwei Wochen nicht gesehen, nicht gesprochen, nicht gemailt, keinen Kontakt gehabt. Diese zwei Wochen waren fürchterlich. Ich habe mir sehr viele Vorwürfe gemacht mich nicht genug um sie gekümmert zu haben. Ich habe gemerkt wie sehr ich sie liebe und wie lehr die Welt ohne sie wäre ich wurde fast krank bei dem Gedanken sie zu verlieren. Sehr gute Freunde rieten mir mich nicht bei ihr zu melden, um sie in Ruhe entscheiden zu lassen. Das kann länger oder kurz sein und ich bin bereit sehr lange zu warten.

Heute morgen jedoch, nachdem ich meine Kinder in die Schule brachte und auf dem Rückweg zum Büro war stiessen wir fast zusammen. Ich im Auto sie zu Fuss unterwegs. Ich nahm sie mit uns brachte sie zu ihrem Büro. Sie fragte wie es mir geht und ich sagte es ihr. Dann sagte sie mir, dass sie noch meine Wohnungsschlüssel hätte und dass es korrekter wäre wenn sie mir diese zurückgibt. Sie sagte auch, dass sie reflektiert habe und nach wie vor alleine sein will. Der Schlüssel war in den letzten Wochen wie ein Rettungsanker für mich, da ich dachte solange ich ihn nicht zurückbekomme gibt es noch eine Hoffnung. Nun habe ich zurück und meine Hoffnung scheint zerstört. Ich bin sehr traurig, den ich liebe sie mehr als ich jemals für mgl. gehalten hätte. Ich weiss nicht was ich noch tun kann. Vermutlich nichts, oder mich ab und zu in Erinnerung bringen? Ich bin bereit für dies Frau alles zu geben, sehe mich aber in einer ausichtlosen Situation. Ich bin verzweifelt und weiss, dass ich die Dinge so akzeptieren muss wie sie sind. Kann ich noch etwas tun, oder soll ich in Geduld die Zeit entscheiden lassen. Irgendwo glaube ich, dass sie ja auch noch etwas für mich empfindet.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Du scheinst mir ein durchdachter, reflektierter Mensch zu sein, der nur selten wirklich aus dem Bauch heraus handelt. Das ist alles andere als ein Vorwurf, nur eben eine Feststellung. Aber manchmal schreit der Bauch genau das richtige, gerade, wenn es um Gefühlsdinge geht. Was den Heiratsantrag angeht, war es wohl so ein Bauchgefühl - wenn auch ein überlegtes ;-)

Ich glaube gar nicht, dass Du mit einem anderen Verhalten die jetzige Situation hättest abwenden können. Du hast einen wichtigen Satz geschrieben 'Sie kann keine Beziehung länger als zwei Jahre führen' - hätte es dann etwas geändert, wenn Du ihr mehr entgegengebracht hättest? Einen Antrag nach 2 1/2 Jahren halte ich auch nicht für spät - das ist wohl so die übliche 'angemessene Zeit'.

Übringens finde ich es absolut verständlich, dass Du die beruflichen Probleme sozusagen auch mit nach Hause genommen hast. Das ist nichts, was man nach Feierabend einfach ablegt. An Deinen Entscheidungen hing eine Menge und ich denke nicht, dass Du Dir selbst daraus einen Vorwurf machen solltest. Sind Partner nicht auch dafür da, einen in solchen Situationen aufzufangen? Mein Freund muss da auch hin und wieder eine Menge ertragen. Dem setze ich ihm auch aus - ohne mir selbst Vorwürfe zu machen. Wenn es mir schlecht geht, wenn ich in Gedanken bei wichtigen Entscheidungen bin, wenn ich nicht weiß, wie es weiter gehen soll - dann muss er das als mein Partner ein Stück weit mittragen.

Sicher ist es so, dass man Zeit, die der andere braucht auch geben sollte. Aber kampflos aufgeben sollte man dennoch nicht. Es ist ein schmaler Grad, zwischen dem Kampf um die Beziehung und dem Drängen. Aber ich denke, Du wirst ihn meistern können. Lass sie nicht einfach ziehen - Du liebst sie so sehr.

Hinterfrage die eigentlichen Gründe der Trennung. Welche Erfahrungen sucht sie noch? Elf Jahre jünger, also knappe 30? Ist das nicht die Zeit für eine wirklich feste Bindung? Bekam sie mit dem Antrag kalte Füße? Ist die Ehe gar nicht das, was sie immer wollte? Warum kann sie nicht länger als zwei Jahre an der Seite eines Mannes verbringen? Steht ihre berufliche Karriere weiter vorne? Würdest Du die denn blockieren? Ich denke, dass da viel eher der Hund begraben liegt - nicht in Deinem Verhalten.

Du glaubst, dass auch auf ihrer Seite noch Gefühle da sind. Dann nutze die Chance. Sprecht über alles. Vielleicht könnte eure Beziehung erst einmal eher locker weitergehen? Auch wenn das auch verdammt schwierig ist, wenn man selbst mit ganzen Herzen dabei ist. Lass den Kontakt nicht vollkommen ruhen, nicht solange Du noch eine kleine Hoffnung hast. Und die ist mit Rückgabe des Schlüssels noch lange nicht gestorben.

Alles Gute!