Problem von Nicole - 26 Jahre

Total am Ende, da unglücklich verliebt ....

Hallo,

ich weiss einfach nicht mehr weiter, fühle mich total hilflos und verzweifelt...

Vor ca. einem Jahr fing ich mit meinem Informatikstudium an einer Fachhochschule an...In meinem Semester ist eine Komilitonin, die ich anfangs kaum zur Kenntnis nahm...Nach einer gewissen Zeit ergab es sich, dass wir uns zu einer zweier Gruppe zusammenschlossen, um gemeinsam Rechnerübungen zu lösen, dabei kamen wir uns körperlich (damit meine ich kurze beiläufige, aber durchaus bewusste Berührungen) wie auch menschlich näher und langsam aber sicher verliebte ich mich in sie.Das waren die schönsten Momente für mich, wenn wir uns so nahe waren und ich diese Vertrautheit glaubte zu spüren.. Allerdings erzählte sie mir, dass sie in einer festen Beziehung mit einem Mann sei und des öfteren kam dann auch die Frage auf, ob ich einen Freund hätte...Ich traute mich allerdings nicht, ihr zu erzählen, dass ich lesbisch bin, sondern meinte immer nur, dass es da nix zu erzählen gäbe... Das führte dazu, dass sie immer wieder mal Vermutungen über meine Sexualität anstellte und meinte, ob ich vielleicht auf Frauen stehe, da ich auch irgendwie aussähe wie ein Junge...Sie sagte es zwar immer im Scherz, aber ich merkte, dass sie sich darüber Gedanken machte und das Richtige vermutete...Während dieser Zeit merkte ich auch, dass sie merklich meine Nähe suchte...Was sehr überraschend war, da sie sonst mit niemandem an der FH Kontakt hatte ausser mir und sonst als unnahbar und Einzelgängerin von den anderen eingestuft wurde...Ich machte mir keine grossen
Hoffnungen, was mich aber nicht davon abhielt, ihr sehr deutllich
meine Zuneigung zu zeigen. Auf meine
Annäherungsversuche reagierte sie aber ziemlich demonstrativ abweisend und
agressiv, anderseits hatte ich aber auch das Gefühl, dass sie mich
sehr gern hat-sprich sie verhielt sich ziemlich ambivalent, was mich
deshalb trotzallem hoffen ließ.Irgenwann gestand ich ihr dann, dass ich lesbisch bin, sie reagierte
so, als ob nix wäre und wir redeten nicht mehr über dieses Thema, was
ich aber gerne getan hätte...Sie stellte keine Fragen mehr dazu, und
sobald ich eine Andeutung in diese Richtung machte herrschte
betretenes Schweigen...auch ihr Verhalten mir gegenüber verändert sich
nach meinem Geständnis zum negativen. Sie verhielt sich manchmal
ziemlich abweisend und ich wusste nicht, was los ist, oder wie ich das
einzuschätzen habe. Ich stellte sie immer wieder zur Rede, wollte
wissen, ob es mit mir zu tun hätte...sie wich aber immer aus, meinte
es hätte nix mit mir zu tun und mied dieses Thema....ich kam einfach
nicht mehr an sie ran, wir stritten uns öfter und es herrschte eine
unheimlich gespannte Stimmung, ich merkte aber auch, dass sie mich
heimlich beobachtete-gefallen wollte- und es dann wieder Situationen
gab, in welchen sie meine Nähe suchte...was aber nur noch selten
vorkam... sie fragte mich auch immer wieder, warum ich sie anders als
die anderen behandle. Dabei war sie diejenige, die mich anders als
alle anderen behandelte.: Sie wurde richtig gemein zu mir, je netter
ich zu ihr war oder je mehr ich ihre Nähe suchte, desto mehr hielt sie
mich auf Abstand. Zu allen anderen war sie ganz "normal" aber unverbindlich.
Nach einem heftigen Streit hielt ich es dann nicht mehr aus. Ich
gestand ihr in einer E-Mail, dass ich mich in sie verliebt hätte. Eine
Woche später bekam ich von ihr dann eine Mail, in der sie mir
mitteilte, dass sie garnicht an mir interessiert sei und dass dies das
einzige wäre, was sie mir zu sagen hätte.. Es folgten noch ein paar
Mails meinerseits und von ihr kamen nur kurze knappe Antworten,
in denen sie mir deutlich machte, wie gleichgültig ich ihr bin und dass ich ihr nie mehr als alle anderen bedeutet hätte- einfach nur eine Studienkollegin. Das zu hören, tat verdammt weh, zumal ich einen ganz anderen Eindruck gehabt hatte...
An der FH kam es dann soweit, dass sie sogar vor mir flüchtet(e), wenn
ich mit ihr zu reden versuch(t)e....Einmal schrieb ich ihr einen
verzweifelten Brief, den sie ungeöffnent an meinen Platz zurück legte.
Ich weiss einfach nicht mehr was ich machen, soll, wie ich an sie
herankommen soll?? Ich kann mich kaum noch auf mein Studium
konzentrieren und mir geht es total mies ..ich bin verzweifelt und hab
niemanden, mit dem ich darüber reden kann...und sie lässt nicht mit
sich reden, wenn ich versuche die alte Vertrautheit herzustellen,
stösst sie mich schroff weg und wirkt dabei so gleichgültig, als ob sie gar nix berühren könnte...dabei hätte ich doch so gern, dass es wie zur
Anfangszeit ist, als wir uns noch gut verstanden...wenn ich sie dann
darauf anspreche, ist sie nicht bereit mit mir zu reden und meint, sie sei mir keine Rechenschaft schuldig oder verhalte sich doch so wie vorher....was aber nicht stimmt...es ist
schon soweit gekommmen, dass ich ihr jedes mal hinterherrennne, weil
es so weh tut, wie sie mich behandelt....dabei komme ich mir total
lächerlich vor, ich verhalte mich schon so wie diese hysterischen Liebeskranken,
weil ich verzweifelt bin....in diesen Momenten, wenn sie mich so
behandelt, bin ich wütend, enttäuscht, und mir ist zum Heulen
zumute. Es ist schon soweit gekommen, dass wenn sie mich in der Strassenbahn sieht, sich an einen anderen Platz setzt. Ich komme mir abgelehnt und ungewollt vor....
Nun in meinem Beitragstitel verwende ich den Begriff "schizoide Persönlichkeit", weil ich eigentlich durch Zufall im Internet auf dieses Thema gestossen bin und darin eben meine Freundin wiedererkannt habe. Sie weisst die gleichen typischen Verhaltensmerkmale auf. Das macht mich noch zusätzlich fertig, weil es bedeutet, dass sie eigentlich für niemanden Gefühle entwickeln kann, dass ihr alles gleichgültig ist, und ich somit im Endeffekt überhaupt keine Bedeutung für sie hatte/habe...Vorher konnte ich mich damit etwas trösten, dass sie vielleicht nur verunsichert ist und selbst nicht so genau weiss, was sie will, aber wenn es tatsächlich so ist, wie beschrieben dann werden wir uns nie wieder so verstehen wie vorher, da Beziehungen im allgemeinen keine Bedeutung für sie haben, sie hat zu niemandem mehr an der FH Kontakt, kapselt sich von allen ab und fühlt sich dabei auch noch scheinbar wohl....Ich weiss einfach nicht mehr wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll, ich verlange ja von ihr nicht, dass sie mich liebt, das könnte ich gar nicht, sondern ich wünsche mir einfach, dass wir uns so gut wie vorher verstehen, aber egal was ich versuche, es bewirkt, dass sie sich noch weiter von mir entfernt und mich immer mehr verachtet..Ich sitze nur noch da und kann mich auf nix mehr konzentrieren und der innere Schmerz ist überall dabei, es kommt sogar vor, dass ich mitten auf der Strasse anfange zu heulen, weil ich das Gefühl habe, dass alles so hoffnungslos ist und nie wieder besser wird. Mein Leben ist total aus der Bahn geworfen ich bekomme nix mehr auf die Reihe..so kann es einfach nicht mehr weitergehen, deshalb schreibe ich Euch, weil ich sonst niemanden habe mit dem ich darüber reden kann und mir Rat erhoffe....

Viele Grüsse
Nicole

Anwort von Sabine

Hallo Nicole!

Ich weiß nicht, ob ihr Verhalten als sonderbar einstufen würde. Es tut mir leid, dass sie Deine Gefühle nicht erwidern kann, aber ich will gar nicht lange drumherum reden, Du wirst ihre Entscheidung akzeptieren müssen. Damit meine ich ihre Entscheidung, dass sie auf Deine Liebe nicht eingehen kann. Du versuchst vielleicht irgendwo mit aller Kraft eine Freundschaft aufrecht zu erhalten, die nicht funktionieren kann, wenn einer der beiden liebt. Ob nun lesbisch oder nicht, ob nun Mann oder Frau oder Frau oder Frau. Es funktioniert nicht und Du hast es gerade am eigenen Leib zu spüren bekommen. Natürlich wäre es schön,wenn es wieder laufen könnte wie zuvor, aber wie Du selber siehst, es steht jetzt etwas zwischen euch. Im Grunde war es richtig ihr mitzuteilen, dass Du lesbisch bist und das Du Dich verliebt hast. In erster Linie war es bestimmt eine Befreiung für Dich und ich kann mir vorstellen eine riesen Last, die Dir vom Herzen gefallen ist. Dennoch mußt Du jetzt feststellen, dass es anders läuft, als Du es Dir erwünscht hast. Es tut weh, dass weiß ich auch und habe ich auch selber oft genug erlebt, aber leider kann man es nur akzeptieren. Sie kommt mit Dir einerseits als Freundin hervorragend aus und ihr versteht euch, dennoch, wenn sie spürt, dass Du sie Deine Liebe spüren lässt, zieht sie sich im selben Moment zurück. Im Grunde eine normale Reaktion um sich selber und um Dich zu schützen. Ich denke nicht, dass sie etwas gegen Dich hat. Ich denke vielmehr, dass sie mit Deiner Liebe zu ihr nicht umgehen kann. Sie hat einen Partner und sich für ihn entschieden und Du bist trotzdem in die Falle der Gefühle getappt und hast Dich verliebt. Ich weiß, dass man sich dagegen nur schlecht wehren kann, aber Probleme waren so vorprogramiert. Als Liebende sieht man diese Probleme nicht, weil man nur fühlt und sich zwar sehr gut fühlt, wenn man liebt. Dennoch, es tut jetzt weh, weil sie Dir nicht zurückgeben kann, was Du möchtest.
Den Abstand den sucht sie bewuß. Ich denke mal, um es nicht eskalieren zu lassen und keinen großen Streit ausbrechen zu lassen.
Vielleicht wäre es ratsam, wenn Du es auch tun würdest. Eigentlich ist es das beste Mittel, wenn Du versuchst auch zu ihr den Abstand zu gewinnen. Ich weiß, es ist nicht das, was Du eigentlich willst, aber so, wie es jetzt läuft, tut es Dir doch nur weh.
Versuche ihr ein wenig aus dem Weg zu gehen soweit es möglich ist und versuche Dich abzulenken, wenn die Gedanken an sie aufkommen. Gehe mit Freunden aus und unternimm viel. Auch wenn Dir nicht gerade danach ist. Manchmal muß man sich dazu zwingen, damit es wieder funktioniert. Dein Herz wurde enttäuscht und es tut weh. Darüber zu sprechen tut gut. Anhand Deiner langen Mail konnte auch ich erkennen, dass es Dir gut getan hat, Dir alles mal vom Herzen zu schreiben.
Versuche jetzt frei zu werden und versuche zu akzeptieren.
Sie hat eine Beziehung und es wäre nur eine Freundschaft möglich. Doch diese Freundschaft auch nur ohne Deine Liebe zu ihr.
Verstehst Du, was ich meine?
Versuche Abstand zu gewinnen, soweit es möglich ist, bis Dein Herz wieder frei ist und auch verstanden hat. Ich weiß, es ist leichter gesagt als getan, aber es wird Dir genauso helfen nach einiger Zeit, wie auch darüber zu reden oder zu schreiben. Wir sind natürlich gerne und immer für Dich da, auch wenn es manchmal mit den Antworten ein wenige länger dauert, da wir sehr viel zu tun haben. Aber wir sind da, wann imm Du uns brauchst.

Lieben Gruß.