Problem von anonym (w) - 33 Jahre

Ehe festgefahren - leben nur noch nebeneinander her

Hallo! Ich bin 33 und seit 7 Jahren mit meinem Mann zusammen, seit 5 Jahren sind wir verheiratet, unsere Kinder sind 3 und 2 Jahre alt. Als wir uns kennen lernten war er ein sehr geselliger Mensch, viel unterwegs, das 1. Jahr war eine Fernbeziehung, wenn wir uns getroffen haben haben wir viel unternommen, sind Essen gegangen, bummeln, ins Kino usw. Nach 1 Jahr sind wir zusammengezogen, 2002 haben wir geheiratet, bis dahin war alles bestens. Wir waren oft unterwegs, haben oft Kurzurlaube gemacht. Auch in sexueller Hinsicht lief alles bestens.
Mit der Geburt unseres Sohnes hatte sich auch dahingehend nicht viel verändert, aber irgendwann ließ seine Lust nach, immer öfter hat er mich abgewiesen, darunter hat mein Selbstbewußtsein sehr gelitten. Nach der 2. Geburt ist fast alles eingeschlafen, dieses Mal aber, weil ich keine Lust mehr habe.
Nach der 2. Geburt hat er sich komplett verändert. Er will nicht mehr ausgehen, in 1. Linie zählt sein Job, dann kommen die Kinder (er ist ein toller Vater!), aber ich habe das Gefühl, einfach nur noch ein Mitläufer zu sein. Wir haben keine Gesprächsbasis mehr, wenn wir mal miteinander unterwegs sind, was höchst selten vorkommt, spricht er ausschließlich über Job und Haus, die vielen Gesprächsthemen, die wir mal hatten sind vergessen. Ich selber erkenne den Mann, den ich geheiratet habe nicht mehr, irgendwie ist er verschwunden.
Er hat innerhalb von 2 Jahren den 2. Job angenommen, es zählt nur Geld, Geld, Geld, alles rechnet er haarklein vor. Wir haben dieses Jahr unsere Konten zusammengelegt, was ich inzwischen bereue, da ich somit über kein eigenes Geld mehr verfüge und mich quasi dafür rechtfertigen muß, was ich mit meinem Geld mache! Nur wenn er sich selber was kauft fragt niemand nach.
Ausgehen gibt es ohne die Kinder gar nicht mehr, wenn ich den Babysitter nicht anrufe, tut es keiner oder es ist dann zu teuer. Seit Januar diesen Jahres waren wir nicht mehr als Paar unterwegs.
Tagsüber ist er oft schnoddrig zu mir oder spricht gar nix, oft stellt er mich da, als wäre ich total unfähig ohne ihn. Inzwischen habe ich 17 kg abgenommen, es sollen noch mehr werden und mein Selbstbewußtsein steigt wieder, aber die Gefühle für meinen Mann, die sehr gelitten haben, stellen sich nicht wieder ein, im Gegenteil. Oft frage ich mich, ob es reine Gewohnheit ist, bei ihm zu bleiben und weil wir Kinder haben und ich mich halt an den Lebensstandard gewöhnt habe. Ansonsten bin ich oft sehr unglücklich und wünsche mir oft die Zeit zurück, als er noch "normal" war.
Dadurch, dass wir kaum rausgehen, haben wir kaum Freunde, was speziell mich sehr einsam macht, er sagt immer nur, er brauche keine Freunde.

Vor kurzem war ich mit meiner besten Freundin unterwegs, wir waren tanzen, ich dachte mir, wenn er nicht mit mir ausgeht, dann halt alleine. Es war ein super Abend, so wie früher, vor unserer Beziehung war ich ständig mit meiner Freundin unterwegs und genauso war es wieder, ich hatte nicht das Gefühl, mich verstellen zu müssen, konnte einfach ich sein. Dabei habe ich auch einen alten Verehrer getroffen, den ich jetzt 8 Jahre nicht mehr gesehen habe. Er hat sich sehr gefreut und war sehr getroffen, als er erfuhr, dass ich verheiratet und Mama bin. Trotzdem wich er an dem Abend nicht von meiner Seite und sagte mir, dass er mich die letzten Jahre immer gesucht hätte, klar, er wußte ja nicht, dass ich weggezogen bin. Als er ging fragte er mich noch, wann ich wieder mal käme und dass er sehr hoffe, mich wiederzusehen. Seitdem geht mir der Typ nicht mehr aus dem Kopf, natürlich habe ich meinem Mann nichts gesagt, sonst wäre das der letzte Abend alleine unterwegs. Trotzdem stelle ich mir insgeheim die Frage, was ich tun würde, wenn sich die passende Gelegenheit ergeben würde. Früher hätte ich das nie für möglich gehalten, solche Gedanken zu haben. Kann ich meine Ehe als erledigt abhaken? Manchmal frage ich mich schon, ob ich noch Gefühle für meinen Mann habe, andererseits kann ich mir mein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Wir haben uns doch mal geliebt und er sagt mir immer, dass er mich immer noch sehr liebt. Warum fühle ich das dann nicht und warum kann er es nicht zeigen, früher hat er das doch auch getan? Wir haben schon so viele Gespräche geführt, in denen ich ihm in aller Deutlichkeit gesagt habe, wie es um unsere Ehe steht, dann ist es 2 Wochen gut und geht dann von vorne los. Ich weiß nicht, wie das weitergehen soll.
Wenn mich jetzt jemand fragen würde, ob ich meinen Mann liebe würde ich sofort mit "ja" antworten, aber die Gefühle sind irgendwie so unter Enttäuschungen und Verletzungen verschüttet und jeden Tag kommt mehr dazu, so dass ich gar nicht weiß, wie sie wieder freigelegt werden können. Sexuell läuft nichts mehr, ich sehe keine Basis mehr für eine gemeinsame Zukunft, will aber auch nicht einfach alles wegwerfen. Ich brauche Hilfe...

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Den anderen Mann lasse ich mal mehr oder minder außer acht. Ich denke, es tat einfach gut, wieder umschwärmt zu sein, die Gedanken an die alten Zeiten wieder im Kopf zu haben - aber Du klingst nicht, als wolltest Du für den anderen die Ehe auf's Spiel setzen. Keine Frage, tut er gut - aber wirklich so gut, dass Du Dich trennen möchtest?

Du und Dein Mann habt fast nur das Mittel der Sprache. Sicher werden Gespräche immer schwieriger, wenn sie davor ins Leere gingen. Die innere Haltung "bringt ja eh nix" blockiert da sehr. Aber nichts tun, nichts mehr aussprechen, keine Wünsche formulieren, einfach weitermachen bringt wohl noch weniger.

In diesen Gesprächen sollte es keine Vorwürfe geben. Denn die führen zu nichts, außer zu Streit, Blockaden und Gegenvorwürfen mit Rechtfertigungen. Es geht darum, welches Verhalten ihr euch vom Partner wünscht, wie es schöner wäre - nicht darum, was alles schlecht ist. Achte darauf, wenn ihr die Themen anpackt.

Was die Freizeitgestaltung angeht, liegt es ja ein Stück in allen vier Händen. Wie ist es, wenn Du die Initiative ergreifst und für euch etwas organisierst? Beim Essen hat er nur die Themen Geld und Job? Was bringst Du ein? All die tollen Gespräche von damals, haben auf beiden Seiten stattgefunden; Du kannst das Gesprächsthema doch auch steuern.

Schaut beide hin, was ihr in eurer Ehe verändern wollt - ich kann mir nicht vorstellen, dass er restlos glücklich ist. Wenn ihr nicht reden könnt, dann schreibt es euch auf. Diese Wünsche können dann auch erst mal unkommentiert bleiben. Es geht in erster Linie darum, zu verstehen und zu begreifen, was der anderen Seite fehlt und was man selbst tun kann, damit es wieder besser läuft. Denn jeder kann nur sich selbst ändern und wenn eine Beziehung so zum Ruhen kommt, dann macht sich das wohl auch auf beiden Seiten fest.

Wenn ihr allein nicht weiterkommt, dann überdenkt doch einmal die Möglichkeit einer Eheberatung. Ich denke, in geleiteten Gesprächen, mit gezielten Fragen und der Situation, jetzt nicht einfach gehen zu können und abzublocken, könnt ihr euch leichter wieder nähern.

Alles Gute!
Dana