Problem von Nancy - 18 Jahre

Alles außer Small Talk

Hallo KummerKasten-Team!

Ich bin so froh auf diese Seite gestoßen zu sein, denn ihr seid wahrscheinlich meine letzte Hilfe. In Bezug auf mein Problem habe ich schon Bücher gewälzt Freunde, Bekannte und Verwandte befragt und alle sind sie ziemlich ratlos.

Ich habe vor 15 Monaten meinen Traummann kennen gelernt. Er gibt mir das, was ich jahrelang von meiner Familie nie zu erwarten hatte: Sicherheit, Geborgenheit, Liebe und eine Zukunft.

Lange Zeit lief alles prächtig. Wir haben und super gut verstanden und konnten offen über alles reden. Gab es ein Problem, hat sich einer von uns nicht gut gefühlt, dann haben wir darüber in Ruhe gesprochen und so unsere Probleme beseitigt.

Dadurch, dass ich ihm endlich das anvertrauen konnte, was ich alle die Jahre vor meinen Mitmenschen verborgen habe und dadurch, dass ich ihm genauso zu einer Zukunft verholfen habe, wie er mir sind wir uns immer näher gekommen und ein immer besseres Team geworden.
Vorallem durch die Probleme die durch meine Mutter hervorgerufen wurden (sie war von Anfang an gegen unsere Beziehung, weil er damals Hartz IV Empfänger war und auch nur einen Hauptschulabschluss hat), wurde unsere Beziehung immer stärker.

Doch irgendwann hat sich das Blatt gewendet.
Wir haben weniger miteinander unternommen. Auch mit Freunden sind wir nur noch selten weggegangen. (Wobei das auch großteils am Geldmangel lag, da er als Hartz IV Empfänger /Auszubildender wenig Geld verdient und ich als Schülerin gar keines.)
Irgendwann waren wir nur noch bei ihm, haben faul im Bett rumgelegen und fern gesehen.

Wirklich beunrihigt war ich allerdings, als ich das Gefühl bekam, der er alles gerne tut und zwar am liebsten ohne mich.
Mehrfach war es vorgekommen, dass er ohne mich und nur mit seinen Freunden Dinge unternommen hat, die wir gemeinsam geplant hatten oder bei denen ich schlichtweg ausgeschlossen wurde. Ich war dadurch ziemlich verletzt und habe ihm das auch gesagt, doch er meinte nur, dass er es bereue und dass er mcih doch auch lieber dabei gehabt hätte. Also war ich wieder beruhigt.

Doch mit der Zeit lief alles immer schlechter. Mir vielen mehr und mehr Dinge auf, die ich an ihm nicht mochte. Also fasste ich den Entschluss ihm das zu sagen und ihn zu fragen, ob er denn noch glücklich mit mir sei und ob er denn Fehler an mir entdeckt habe, die ihn stören. (Er hat mir so oft gesagt ich sei seine Traumfrau und ich sei perfekt für ihn.) Doch es kam keine Antwort. Für ihn hatte ich keine Fehler. Somit konnte ich mich auch nicht ändern, weil ich keinen Anhaltspunkt hatte, WAS ich denn an mir ändern soll, damit es wieder besser läuft. Also kam es wie es kommen musste: ich versuchte ihn zu ändern. Und das funktioniert (dem Himmel sei Dank) nicht.
Statt das etwas besser wurde, wurde alles nur schlimmer. Irgendwann haben wir versucht uns einfach mit diesesn Differenzen abzufinden, denn schließlich lieben wir uns ja.

Doch es wollte einfach nicht besser werden. Je mehr wir darüber sprachen, was zwischen uns schief geht und was wir ändern könnten, desto schlimmer wurde es.
Irgendwann hörten wir ganz auf miteinander zureden. Smalltalk war unmöglich.
Es war eine schwere Zeit, morgens neben ihm aufzuwachen und kein Wort mit ihm zu reden, außer "Guten Morgen".
Und genau das ist das seltsame in unserer Beziehung: über Gefühle und Bedenken können wir ohne Probleme reden, doch ganz normaler SmallTalk ist absolut nicht drin.
Für ihn stellt das natürlich kein Problem dar, ihm ist wichtiger, dass wir uns lieben und wenigstens über Gefühle reden können und füreinander da sind, doch für mich ist es etwas existenzielles, mit meinem Partner eine mehr oder minder niveauvolle Diskussion führen zu können.
Wir haben vieles versucht das zu ändern. Wir haben versucht uns für die Hobbies des jeweils anderen mehr zu interessieren um darüber reden zu können. Wir haben versucht ein gemeinsames Hobby zu finden. Doch alles Versuche sind fehlgeschlagen.

Und während wir versuchten unser Problem zu lösen, traten weitere Probleme auf: wir haben völlig verschiedene Ansichten von einer funktionierenden Beziehung und noch verschiedenere Ansichten was die Lösung unserer Probleme angeht.
Für mich ist eine Beziehung dann in Takt, wenn man sie mit einer gut funktionierenden Freundschaft vergleichen kann, mit dem kleinen Unterschied des intensiveren körperlichen Kontakts. Man unternimmt gemeinsam Dinge, man Redet über Gott und die Welt, man vertraut sich gegenseitig Dinge an und man liebt sich.
Für ihn scheint es zu reichen, wenn man sich liebt. Das Reden ist wie gesagt Nebensache.
Ein gemeinesames Hobby ist in meinen Augen nur eine vorübergehende Lösung unserer Probleme, denn irgendwann ist jedes Thema ausgenutzt und man hat über alles gesprochen, doch für ihn ist es die einzig wahre Lösung.

Schließlich kam was kommen musste: wir haben uns getrennt.
Es ging nichts mehr. Wir haben beide nur noch unter der Situation gelitten und eine Lösung ließ sich auch nicht finden.
Die Trennung erschien uns als einzige Lösung.

Doch leider war das erst der Anfang unseres Leidens. Wir wussten genau, wir lieben uns und müssen uns trotzdem trennen, weil einfach nichts funktionieren will.
Und so sitz ich nun heute hier und weiß nich mehr weiter. Ich liebe einen Mann den ich nicht haben kann, weil ich mit ihm unglücklich bin. ... Leider bin ich das auch ohne ihn.
Ich kann den Gedanken einfach nicht ertragen, nie wieder mit ihm meine Zeit zu verbringen und nie wieder seine Berührungen zu spüren.

So sehr ich auch will, dass unsere Beziehung wieder funktioniert, so sehr zweifel ich auch daran, dass wir unsere Probleme und Differenzen beseitigen können.

Ich weiß nur eins, ich sitz mitten in der Nacht hier und wünsche mir nichts mehr als ihn bei mir zu haben, diesen so unperfekten Menschen.

Ich brauche eure Hilfe. Ich werde jeden Rat dankbar annehmen. Ich würde alles dafür geben, wenn ich ihn nur zurück haben kann, ohne leiden zu müssen.

Vielen Dank schonmal im Voraus,
Nancy

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Nancy!

Wenn ich ehrlich bin, bekam ich das Problem in der Beziehung innerlich nicht so recht zu greifen. Ihr sprecht beide von Liebe - dann muss doch auch etwas zu machen sein.

Diese Nebenbei-Small-Talk-Gespräche laufen doch fast automatisch. Jeder hat seinen Tagesablauf, von dem er erzählen kann und der andere kann dann darauf eingehen. Schlagt die Zeitung auf und ihr habt ein Thema nach dem anderen. Jeder Film, jedes Buch kann besprochen werden, jedes Gefühl genauso wie jede Handlung.

Wie habt ihr die Zeit gestaltet - gabe es denn Dinge zu erzählen? Oder seid ihr beim gemeinsam-auf-dem-Sofa-liegen innerlich so hängengeblieben? Das Rumhängen ergibt selten Themen; denn es passiert ja nichts. Wenn er mit Freunden unterwegs war, wenn Du es warst und wenn man dann wieder zusammenkommt, gibt es Dinge zu erzählen. Ich muss schon zugeben, dass ich es nicht recht verstehe, tut mir Leid.

Ein gemeinsames Hobby wäre nur Lösung auf Zeit? Wenn ihr z.B. das Tanzen für euch entdeckt, Woche für Woche zum Kurs geht, dann habt ihr auch Woche für Woche ein Thema.

Eure Auffassung einer glücklichen Beziehung gehen weit auseinander und sind nicht miteinander zu vereinen? Irgendwie frage ich micht, wie man einen Menschen lieben kann, der so gegensätzlich lebt, dass man an seiner Seite unglücklich ist. Kann ich lieben, was mich unglücklich macht, was mir nichts gibt?

Alles Gute!
Dana