Problem von Anonym - 16 Jahre

Apahtie

einen wunderschönen guten abend..
ich möchte ihnen gern ein wenig aus meinem leben erzählen..und vielleicht, ja, ein paar ratschläge, denkanstöße bekommen..

bis zu meinem 15 lebensjahr war alles noch völlig normal. ich hatte ein paar freunde, war aber ziemlich schüchtern damals. das leben war okay. nicht sonderlich spannend aber ertragbar.
dann verliebte ich mich. unglücklich. er wollte mich nicht und in dem moment, in dem ich das erkennen musste, brach eine welt für mich zusammen.
ich fing an zu rauchen, weil er es tat und es mich somit mit ihm verbinden sollte - dumm und naiv, ich weiß.
aber damals veränderte ich mich. ich fing an nachzudenken, mir erschien alles so sinnlos. aber damals konnte ich noch damit leben.
mit der zeit , naja. meine damalig beste freundin hatte einen festen freund. ich sah sie so stabil und glücklich mit ihm, und ich, ja ich wanderte stets von einem zum anderen. diese stabilität die sie hatte besaß ich nie, ich wollte sie, aber zugleich hatte ich wohl auch ein wenig angst vor ihr. ich zog weiter, immer weiter und weiter, und im endeffekt blieb ich allein.
dann kam der sommer. ich lernte neue leute kennen. so viele. und einen typen, der mich sehr prägte. er nahm anti-depressiva, experementierte mit drogen jeglicher form herum, war recht skrupellos, direkt, ehrlich, interessant und faszinierend.
ich verliebte mich in ihn, wir küssten uns. damals schreckte mich sein drogenkonsum eher ab, doch das sollte sich bald ändern. wir kamen nie zusammen, da er bereits eine freundin hatte. das zwischen uns war nichts, als eine kleine dumme affäre gewesen.
wir blieben freunde. erweiterten die affäre um deutlich mehr als lediglich küssen. gaben diese dann auf. er liebte seine freundin nun einmal.
ich blieb allein. doch in ihm hatte ich einen guten freund gefunden. und vor allem, durch den kontakt zu ihm verlor ich meine schüchternheit. mir wurde einfach alles so egal..
wir trafen uns hin und wieder um den drogen zu fröhnen. konsumierten alles, was uns zwischen die finger kam. es fing an mit gras, gbl, dxm, amphe und letzlich koksten wir zusammen.
ich liebte ihn damals so.
ich habe das gefühl, als wäre ich damals abgestürzt und seitdem nicht mehr aufgestanden.
es ist einfach so.. mir ist alles so verdammt egal geworden. ich lebe in den tag hinein, kümmere mich um nichts.
das kranke, ich habe seitdem so viele freunde gefunden. so viele menschen mit denen ich nun regelmäßig etwas zu tun habe. jedes wochenende ist verplant, jeden tag der kontakt zu so vielen tollen leuten. früher wäre ich so glücklich darüber gewesen, und heute, heute ist mir das vollkommen egal.
ich habe mittlerweile einen freund den ich wirklich liebe. wir sehen uns fast nur am wochenende, aber es genügt um festzustellen, dass er..perfekt ist.
er weiß nichts von meinem drogenkonsum, wie eigentlich niemand außer oben erwähntem typen und ein paar freunden und bekannten, mit denen ich ebenfalls schon das ein oder andere geschmissen habe.

mein problem ist nicht der konsum. bei gott, nein.
es ist vielmehr die damit in zusammenhang stehende stetige apathie.
diese gleichgültigkeit.

schule. letztes jahr hatte ich keine einzige fehlstunde.
dieses jahr? ich kann sie gar nicht mehr zählen. manche fächer, deren unterricht mir einfach allzu niveaulos erscheint, lasse ich schlichtweg aus. ich baue mir sozusagen freistunden ein, weil ich es nicht aushalten kann mich mit so etwas dummen zu umgeben.
ich verschlafe nahezu jeden morgen. geh oft erst zur dritten hin. hinzu kommt meine unpünktlichkeit. morgens der weg vom bus.. oder auch nach der pause. wenn ich dann etwas zu hören bekomme halte ich es irgendwann einfach nicht mehr aus und gehe nach der stunde.
oder ich hau in der pause spontan ab. die hälfte der stunden entschuldige ich irgendwie, sei es gefälschte unterschrift oder einfach nur glück, dass meine mutter unterschreibt. und die andere? naja. was auch immer.
ich weiß nicht, worum ich mein leben aufbauen soll. ich beschäftige mich viel mit musik. psychologie. sozialverhalten. drogen.
aber in der schule.. es geht da nicht um intelligenz. es geht um fleiß, um aufopferung, um mmn völlig falsche wertvorstellungen.
ich habe mir diese leute, die überall eins stehen näher "angeschaut". es sind zum größten teil menschen, die kaum freunde haben, die im sozialleben aufgrund charakter, aussehen oder sonst etwas kaum eine chance auf eine "positive" stellung haben.
diese menschen sind nicht einmal intelligent. zwei drittel von ihnen sind dumm. verdammt dumm. naiv. warum werden diese menschen nun geschätzt?
menschen für die harry potter das höchste an literatur und lesevergnügen ist, menschen, die illuminati verschlingen und tagelang über diese lachhaften verschwörungstheorien reden. menschen ohne eigene meinung und musikgeschmack. menschen die sich ihre meinung und weltanschaung aus radio, tv und dummen(!) büchern bilden.
ein hoch auf solche menschen. auf die "elite".
ich komme damit nicht klar, dass solche menschen als intelligent eingestuft werden. nein, das geht einfach nicht. darum sondere ich mich ab, darum der griff zu drogen, zu sex, zu all jenen dingen, die diesen menschen verschlossen bleiben.
darum fliehe ich regelrecht aus der schule.
ich fliehe vor falscher moral, falschen werten. vor der verdummung. der oberflächlichkeit.
aber das ist nicht nur in der schule so. nein.
es wäre schön, es wäre so.

überall stoße ich auf grenzenlose oberflächlichkeit und dummheit. es widert mich an. so krass das auch klingen mag. mich widert dieser stereotyp eines hautpschülers an. der stereotyp des strebers. der stereotyp des "normalen" menschens der geprägt von tv, radio usw ist.
mich widern familien an. ich könnte es nicht ertragen mein gesamtes leben für ein kind aufzugeben. und menschen die dies tun kann ich schlichtweg nicht respektieren.

und ich fliehe. und fliehe. aber verdammt, wohin soll ich fliehen?
zu meinem freund. zu einigen bekannten und freunden. zu den wenigen menschen, die so sind wie ich.
aber letzlich ist das doch keine lösung.
ebenso wenig wir drogen. dessen bin ich mir durchaus bewusst.

aber wie soll ich mich fügen und einbringen, wenn mich das alles derartig anwidert? ich bringe es nicht über mich, mich an etwas imho dummen zu beteiligen.

meine zukunft..ich werde mein abi machen. studieren. mein glück in der psychologie versuchen. und letzlich werde ich mein leben beenden. mit dreißig, vierzig. dann, wenn ich des ewigen anpassens überdrüssig bin. wobei, eigentlich bin ich das schon lange.

ich spiele mit dem gedanken mir anti-depressiva verschreiben zu lassen. möglicherweise würde es mich "angepasster", positiver machen.
aber ich bezweifle, dass medikamente die lösung für das alles sind. wäre es doch nichts anderes als verdrängung.

nun gut, ich möchte sie nicht weiter langweilen und danke ihnen fürs lesen.
über eine antwort wäre ich sehr erfreut. wenns keine geben sollte, naja, ich werde damit leben müssen.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich habe Deine Mail einige Male gelesen in den letzten zwei, drei Tagen - und immer wieder gedacht und gesagt: Ich kann ihr nicht antworten; sie macht mich wütend. Und wenn man mit so viel eigenem Gefühl an die Antworten geht, kann das schnell nach hinten losgehen.

Weißt Du, ich habe nichts gegen Querdenker, nichts gegen Nebenderreihetänzer - im Gegenteil, ich mag sie sehr. Ich mag Menschen ohne Schubladendenken. Aber ich habe etwas gegen Menschen, die sich selbst mit Händen und Füßen gegen die Schublade wehren; und dann die große aufmachen und die anderen hineinpropfen. Jeder darf leben, wie er möchte, darf die Ziele haben, die er will - und wenn es nicht die der Masse sind, ist das absolut okay. Aber hast Du das recht, die Masse derart zu verurteilen? Man ragt nicht heraus, indem man andere kleindrückt; daran wächst man nicht. Es fühlt sich nur für den Augenblick so an. Du wirst nicht besser, wenn Du andere schlecht redest.

"Ich habe kein Problem mit und durch die Drogen, es ist nur diese Gleichgültigkeit in mir." Dir ist klar, dass das zusammenhängt - und Du veränderst nichts. Darf ich an dieser Stelle einmal das von Dir so oft erwähnte Wort "Intelligenz" einfach mal in den Raum stellen?

Darf ich fragen, was für eine Schule Du besuchst? Du sprichst vom 'Prototyp eines Hauptschülers'; heißt das, Du gehst auf eine Hauptschule? Abi und Psychologiestudium sind da ein sehr hohes Ziel - mit Schwänzen nicht zu erreichen. Intelligent? Für mich bedeutet Intelligenz auch, dass man sich selbst Ziele setzt und die verfolgt. Es ist nicht wirklich schlau, etwas zu wollen und dann in die entgegengesetzte Richtung zu rennen.

Du bist auf dem Weg zum Erwachsensein. Und dazu gehört auch, dass man die Konsequenzen für das eigene Handeln trägt. Wenn Du zu spät kommst, schwänzt und dann dazu etwas zu hören bekommst, dann ist das die Konsequenz aus Deinem eigenen Verhalten und nicht Schuld und Dummheit der anderen.

Du fliehst - aber Dich selbst nimmst Du immer mit. Deine Probleme, Deine Gedanken, Deine Sorgen. Die bleiben bei Dir, egal wohin Du gehst. Es kommt darauf an, was Du mit den Problemen machst und wie Du sie lösen möchtest. Schau hin, was Du willst, was Du erreichen willst, wie Dein Leben sein soll und dann handele konsequent danach. Das ist Deine Verantwortung, die Du trägst und überall trägst, egal wohin Du fliehst. Und wenn Du Dich so entgegengesetzt von dem verhältst, was Du eigentlich willst, dann beschwere Dich nicht, dass es nicht so ist, wie Du es haben willst.

Du möchtest akzeptiert werden, wie Du bist, möchtest Dich nicht einfügen. Aber warum kannst Du dann nicht akzeptieren, dass die Lebensplanung von anderen Menschen ebenso anders ist? Wenn jemand eine Familie gründen möchte und darin Glück findet, dann ist das sein Glück. Wenn jemand gute Noten schreiben möchte und dafür viel tut, dann ist das seine Entscheidung. Und ich sehe nicht, dass Du das Recht hast, anderen das vorzuhalten. Sie wollen es - sie tun es. Fang bei Dir selbst an und schau hin, was Du willst - nicht immer rüber zu den anderen. Wenn Du sagst, Du kannst die anderen nicht respektieren, dann erwarte nicht, dass Dich einer von ihnen akzeptiert, respektiert, ernst nimmt. Die Konsequenz aus Deinem Verhalten. Wenn mir jemand solch geballte Vorwürfe macht (und ich gehöre zu der einen und anderen Gruppe, die Du nicht respektierst und die Dich so dermaßen anwidert), dann soll der bitte aus meinem Leben draußen bleiben und nicht jammern, dass er nicht dazugehört.

Du greifst mich an und viele, viele Menschen, die mir wirklich am Herzen liegen - das ist die Erklärung für die vielleicht manchmal recht scharfen Worte, die ich gewählt habe. Auf Vorwürfe kommen Gegenvorwürfe, wer Akzeptanz fordert, muss zuerst akzeptieren. Wenn sich jeder so verhalten würde, wie er es selbst von anderen erwartet und wünscht, hätten wir Welt, die um ein ganzes Stück schöner ist...

Setz Dich hin und mach Dir eine Liste von den Dingen, die Du selbst von Dir, von Deinem Leben haben willst - und dann gehe die Wege, die dorthin führen. Schau nicht immer auf die anderen, was die so machen, was die lesen, was die für Filme und Nachrichten an sich heranlassen. Es ist Dein Leben. Es geht um Dich. Und dort stehst Du mit Deiner Gleichgültigkeit, während Dich die anderen scheinbar brennend interessieren.

Alles Gute!
Dana