Problem von anonym (w) - 29 Jahre

Falscher Film

Hallo! Alles begann eigentlich als mein Vater zu hoch hinaus wollte und meiner Familie alles zerstört hatte. Mein Vater, Hauptschüler, gelernter Einzelhandelskaufmann wollte immer hoch hinaus und träumte von einem Leben mit Porsche und Rolex (nettester Kommentar zu mir als Kind war: "Wenn ich Dich nicht hätte, hätte ich jetzt einen Porsche"). Er wurde Teilhaber in einer Firma, bürgte mit unserem Haus, es ging schief, sein Teilhaber setzte sich nach Thailand ab, mein Vater fing an zu trinken, begann mit Selbstmordversuchen vor meinen Augen, unser Haus wurde verkauft und meine Eltern trennten sich. Ich war mittlerweile 16 Jahre alt und habe immer mehr oder weniger funktionieren müssen. Was auch meistens gut ging. Ich machte das Abitur, schloss eine Ausbildung ab, hatte während der ganzen Zeit Nebenjobs. Naja, wie soll ich es sagen, es ging immer um´s weitergehen. Nie wurde ich gefragt, was ich eigentlich will. Mit 25 begann ich zu studieren, doch die erhoffte Freiheit, das Glück blieb aus. Niemand unterstützte mich und ich musste eigentlich mehr arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, als dass ich mich auf mein Studium hätte konzentrieren können. Aus Vernunft ging ich zurück in meinen alten Beruf, der sehr schlecht bezahlt war. Die Firma schloss kurz vor der Insolvenz, ich nahm, da es ja weitergehen musste irgendeinen Job an, der mich fertig machte. Natürlich gab ich alles, da ich ja dankbar sein musste und verkaufte mich unter Wert. (Während meiner Probezeit war ich Knochenmarkspender und die Raktion darauf: "Kommt sowas bei Ihnen häufiger vor?"). Kurz nach meiner Hochzeit im Sommer, lagen meine Nerven einfach nur blank, ich trank zuviel Schnaps, woraufhin sich die Abfahrt unserer Hochzeitsreise verzögerte und sich dieses schale Gefühl, das irgendwas jetzt gerade schief läuft, weiterhin bestätigte.
Nach langem Grübeln beschloss ich meinen Job zu kündigen. Endlich mal nicht mehr funktionieren, endlich mal ich sein und nicht die Vernunft regieren lassen.
Just zu dieser Zeit bin ich schwanger geworden, der denkbar ungünstigste Moment.. Ich freue mich jedoch sehr, doch ich mache mir auch Vorwürfe, denn wie einfacher wäre diese Situation doch, wenn ich noch Arbeit hätte..
Ich weiss einfach nicht, ob diese Sorgen jemals aufhören und ich fühle mich so oft, als sei ich im falschen Film. Ich bin wütend, auf meinen Vater, der jedoch in Wahrheit ein bemitleidenswerter Mensch ist. Ich beneide Menschen, die in mehr Frieden und mit mehr Unterstützung ihrer Eltern groß geworden sind. Oft fühle ich eine Art Stillstand in meiner eigenen Entwicklung. Während andere um mich herum reifer werden, trampel ich auf der Stelle und ich mache mir Sorgen, daß ich mein Kind mit zuwenig Selbstbewusstsein erziehen werde und ihm möglichweise das gleiche lähmende Vernunftdenken anerziehe. Ich würde meine Seele gerne befreien, doch ich weiß nicht wie?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Die Seele befreien funktioniert, indem man Ballast abwirft, mit Vergangenen abschließt, sich auf's Jetzt konzentriert und auch selbst aus alten Verhaltensmustern aussteigt. Ein großes Unterfangen und ich weiß nicht, ob Du es allein bewerkstelligen kannst?

Du kannst Dir eine Liste mit den Dingen machen, die Du im Jetzt verändern möchtest. Was würde Dich heute glücklicher machen? Und dann schau hin, wie Du es erreichen kannst? Die Vergangenheit ist nicht zu ändern, Du kannst nur im Jetzt für Morgen schauen. Gibt es große und kleine Dinge, die in Deiner Hand liegen?

Die Vergangenheit kannst Du aufarbeiten - und m.E. nur mit fachlicher Hilfe. Du hast eine Menge 'Gefühlsballast' aus der Kindheit in Dir. Einfach abschütteln wird nicht funktionieren, denn dann hättest Du es schon lange getan. Du kannst Dich jederzeit an einen Arzt wenden, um über die Möglichkeiten einer Therapie zu sprechen.

Alles Gute!
Dana