Problem von Lorenz - 18 Jahre

Armut = schlechtes Familienleben

Hallo zusammen!

Bei uns in der Familie gibt es wirklich ein richtig fettes Problem: das Geld. Seit Jahren leben wir, das heißt meine Eltern und mein großer Bruder, schon ziemlich am Limit. Ich will nciht sagen, dass wir am Rande der existenz leben, denn aus den medien weiß ich, dass es den meisten Hartz IV-Familien wesentlich schlechter geht. Na ja, ich fang mal mit unserem Problem an:

Vor gut 30 Jahren hatte sich mein Onkel selbstständig gemacht und meinen Vater mit Halbwahrheiten über Geld und Arbeitszeiten aus seinem gut bezahlten Job als Maschinenschlosser in einer wirklich guten Firma gelockt. Mein Vater stieg also zu niedrigerem Gehalt in das Geschäft meines Onkels ein. Mein Onkel war schon immer ein absoluter Idiot, kann nciht mit Geld umgehen und will in Luxus leben, den er sich nciht leisten kann. Er baute sich ein großes Haus, ja schon fast eine Villa, im Wert von damals weit über einer Million D-Mark. Die Branche in der die beiden tätig sind ist der Einzelhandel, genauer Textilhandel. Mit den Jahren blieben immer mehr Kunden weg und kauften sich ihren Hochzeitsanzug lieber im Einkaufszentrum als im Herrenmodegeschäft und somit wurde das Geld langsam aber sicher immer knapper. Mein Vater und somit unsere Familie musste immer mehr sparen und sparen, während mein Onkel weiterhin wie Gott in Frankreich lebte. Eines Tages musste jedoch auch er sein Haus verkaufen, jedoch zahlte der "Käufer" nicht und ihm wurde vom Gericht sogar die Zahlungsunfähigkeit zugestanden. Mittlerweile ist es schon soweit, dass die Firma kaum noch die Unterhaltskosten von den Einnahmen finanzieren kann und mein Vater de facto keinen Lohn mehr bekommt. Da er aber ein viel zu gutherziger Mensch ist und seinen Bruder (auch wenn er ihn quasi hasst) nicht im Stich lassen will, blieb er in der Firma. Meine Mutter arbeitet sozusagen als Taglöhner bei unseren Nachbarn beschäftigt - sie verkauft in ihrer Firma Obst und Gemüse auf Wochenmärkten. Von diesem wirklich spartanischen Lohn finanziert sie die ganze Familie, bezahlt sogar noch das Benzin damit mein Vater täglich 60km hin und zurück zur Arbeit fahren kann, wo er dann doch nichts verdient. Mein Vater betreut mittlerweile schon fast Hauptberuflich geistlich Behinderte (damals nannte man es Vormund) und verdient pro "Klient" 300? im Jahr, was bei 15 betreuten jählich auch schon einiges an Geld bringt - aber er macht sich Strafbar, da er eigenbtlich nur maximal 3 dieser "Klienten" haben dürfte. Mein Bruder ist mittlerweile im dritten Lehrjahr als Elektroniker und finanziert hier und da auch schonmal den Haushalt von seinem wirklich extrem niedrigen Gehalt mit.
Meine Eltern lassen es sich kaum anmerken, aber sie leiden wirklich sehr stark unter dieser (mir fällt gerade kein passendereres Wort ein) Existenzangst - Strom, Öl und Wasser werden teurer, Löhne noch geringer und der Staat kürzt die Zuschüsse. All diese Probleme bereiten ihnen schlaflose Nächte und andere psychische Leiden - sie sind gereizt, streiten sich oft aber halten trotzdem noch irgendwie zusammen. Außerdem versuchen meine Eltern mir und meinem Bruder trotzallerdem ein relativ normales Leben zuzusichern indem sie bei sich selbst sparen um uns etwas zu geben. Meine Mutter hat soagr ein schlechtes Gewissen wenn sie sich mal neue Schuhe kaufen MUSS. Außerdem macht es zerreißt es mir wirklich das Herz wenn sie für uns etwas leckeres zu essen kocht aber selber nur ein belegtes Brot isst.

Ganz im Ernst fiel mir gerade auf, dass es eh nichts bringt, wenn ich euch hier mein Leben vorjaule, anscheinend musste ich mir das wohl nur mal irgendwie von der Seele schreiben. Falls ihr trotzdem irgendwelche Ratschläge habt (für welches Problem auch immer), lasst es einfach raus. Ich wär wirklich für jede Hilfe dankbar.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Lorenz!

Die Situation und das, was Dich so drückt, kann ich gut verstehen. Aber die große Lösung habe ich nicht; damit hast Du auch nicht gerechnet.

Setzt sich Dein Vater inzwischen mit dem Gedanken auseinander, sich eine andere Stelle zu suchen? Ich halte das für mehr als vernünftig. 'Er ist mein Bruder' ist einfach kein Argument, um längerfristig auf Gehalt zu verzichten. Es geht so nicht und im Grunde denke ich, muss das auch Dein Onkel einsehen muss, ohne dass da eine Familienfehde losbricht. Dass jeder mit Arbeit Geld verdienen muss gehört in unsere Gesellschaft fast wie die Luft zum Atmen.

Gibt es 'nur' Geldmangel oder auch Schulden? Dann kann ich nur ans Herz legen, sich mit einem Schuldnerberater zusammenzusetzen und zu schauen, was man tun kann. In vielen Haushaltskassen gibt es immer noch Ecken, wo man einsparen kann, ggf. ohne es wirklich zu merken. Sei es eine doppelt laufende Versicherung oder eben wie der Fernseher auf Stand By.

"Etwas schönes kochen, selbst dann ein Brot essen" hat mich an meine Mutter erinnert; als ich Kind war, war mein Vater eine Zeit arbeitslos, das Haus war neu gekauft usw. Anfangs ist es uns Kindern kaum aufgefallen, weil meine Mutter Dinge sagte wie "Hab keinen großen Hunger" oder "mir schmeckt das nicht". Aber irgendwann ist und das Licht dann doch noch aufgegangen. Und ich kann mich erinnern, dass es dann uns auch nicht mehr schmeckte und wir es so nicht wollten. Und ich denke, dass es für euch auch nicht toll ist. Ich würde es aussprechen. Deine Mutter will euch einen Gefallen tun - tut sie aber im Grunde nicht. Lieber einmal weniger kochen oder eben Nudeln mit Ketchup und dafür dann auch mal alle mit Leckereien am Tisch.

Alles Gute!
Dana