Problem von Andi - 34 Jahre

Ich bin ratlos

Hallo, liebes Kummerkastenteam.

Ich kann das Thema leider nicht präziser angeben, das es sehr kompliziert ist. Ich versuche, mal von vorn anzufangen. Ich bin seit 9 Jahren verliebt in meine Frau und wir sind seit 8 Jahren verheiratet. Wir haben ein paar Höhen und viele Tiefen durchlebt. Dazu muss ich erklären, dass meine Frau seit frühester Kindheit von ihrem Vater verprügelt und missbraucht wurde. Sie kann praktisch gar nicht darüber sprechen, hat mir am Anfang unserer Beziehung nur ganz nüchtern gesagt, dass es so war. Ausserdem wurde sie mit 15 oder 16 von einem gleichaltrigen vergewaltigt. Diese Tatsachen haben dazu geführt, das sie ein seelisches Wrack ist. Eigentlich ist sie der wunderbarste Mensch, den ich je kennengelernt habe, und ich liebe sie über alles. Sie ist der einzige Mensch, der mich versteht und im Grunde ist unsere Beziehung wunderbar. Nur sexuell war es nach der ersten verliebtheit vorbei. Im ersten halben Jahr unserer Beziehung konnten wir beide nicht genug voneinander bekommen. Wir hatten täglich Sex. Daraus entstand eine Schwangerschaft, über die wir uns beide Wahnsinnig gefreut haben. Im 4. Monat hat sie das Kind verloren. Wir waren etwa ein 3/4 Jahr zusammen. Es war grausam. Sie musst Wehenmittel nehmen und den toten Embrio "Zur Welt bringen". Die Krankenschwestern waren ziemlich herzlos. Das hat uns beide sehr mitgenommen. Wir haben dann immer unregelmässiger Sex gehabt, sie blockte immer ab. Ich hatte Verständnis und hoffte, dass sich das geben würde. Erst ein mal die Woche, dann einmal im Monat, dann so unregelmässig, dass ich es gar nicht genau sagen kann. 5 Jahre lang. Am Anfang habe ich alle Künste aufgebracht, sie zu verführen. Ich habe mir haufenweise Körbe abgeholt. Irgendwann war ich dazu nicht mehr in der Lage, und habe abgewartet, bis von Ihr etwas kam. Das passierte dann und wann. Sie hat schon seit beginn unserer Beziehung ein Essstörung. Wir haben teilweis schwere Zeiten durchgemacht, mal habe ich Fehler gemacht, mal sie. Letzten Endes haben wir uns immer wieder versöhnt, denn wir liebten uns über alles. Sie hat mir mal gesagt:"Du hast Verhaltensweisen, die mich an Meinen Vater erinnern, dann kommt alles hoch." Sie hat vor unserer Beziehung verschiedene Therapien probiert, aber alle abgebrochen. Leider hat sich sich angewöhnt, ihre Probleme immer zu verdrängen, oder mit Essen zu ersticken. Vor 1 1/2 Jahren hat sie eine Therapeutische Einrichtung aufgesucht, um Ihre Essstörungen zu bekämpfen. Mit grossem Erfolg. Sie ist zwar nicht in der Lage, sich Ihren Problemen zu stellen, doch schafft sie es, das "Frustessen" im Grossen und Ganzen einzustellen. Seitdem haben wir zwar nicht mehr Sex gehabt, aber sie hat mich unheimlich liebevoll behandelt, was mir genügte. Wir haben uns seitdem eigentlich kaum noch gestritten. Ende letzten Jahres hat sie mir eröffnet, dass sie sich nicht mehr sicher ist, ob sie mich liebt. Sie war total verzweifelt. "Du hast es verdient, geliebt zu werden", sagte sie und sprach von Trennung. Ich sagte, ich glaube schon, dass sie mich liebt, denn ihr Verhalten deute eindeutig darauf hin. Dass sie keine Lust auf Sex hat, liegt wohl eher in ihrer Vergangenheit. Wir einigten uns darauf, dass wir abwarten und sie mir sagt, wenn sie sich sicher ist, dass sie mich nicht mehr liebt. In diesem Jahr hatten wir 2 mal Sex. Zuletzt im Juni. Das ist eine Belastung für mich, war aber bis jetzt kein Problem, da sie sehr liebevoll war. Wir haben viel gekuschelt und ich war meist zufrieden. Seit Mitte Juni hat sich das geändert. Sie blockt mich völlig ab. Letzte Woche habe ich das Gespräch gesucht und da hat sie mir unter Tränen gesagt, dass Sie mich nicht mehr liebt. Sie sagt, sie empfindet nur noch freundschaftliche Gefühle. Womit wir endlich bei meinem Problem angekommen sind. Was soll ich tun, um sie zurückzugewinnen? Kann Liebe einfach zu Freundschaft werden? Ich verstehe das nicht, denn ich liebe und begehre sie noch immer über alles. Sie will die Trennung. Ich bin völlig am Ende. Soll all das umsonst gewesen sein? Ich muss dazu sagen, dass ich der einzige Mensch bin, den sie jemals so nah an sich rankommen lassen hat. Sie spricht mit niemandem über ihre Probleme und meinen Vorschlag, eine Therapie zu machen hält sie für sinnlos. Sie sagt, sie glaubt nicht, dass sich dadurch etwas ändert. Die Wahrheit ist aber: Sie hat panische Angst, sich den Problemen zu stellen. Das kann ich gut verstehen, denn was sie durchgemacht hat, war die Hölle auf Erden. Ausserdem befindet sie sich gerade wieder in einer "dunklen Phase" in diesen Phasen schottet sie sich von allen ab. Ausser von mir. Bisher. Sie hatte mehrere Freundinnen. Aber immer, wenn diese ihr zu nahe gekommen waren und merkten, dasss es ihr schlecht ging und die falschen Fragen stellten, hat sie diese Freundschaften abgebrochen. Sie sagt: "Niemand kann mir helfen." Ich habe gesagt, "ich helfe Dir." Aber sie sagt, sie vertraut mir nicht und ich sei nicht stark genug. Seit letztem Wochenende schlafe ich im Wohnzimmer. Sie möchte, dass wir Freunde bleiben und ich dachte, vielleicht helfe ich ihr so weiter. Also habe ich einer Trennung in Freundschaft zugestimmt. Ich leide unglaublich. Fast jede Nacht weine ich mich in den Schlaf. Sie auch. Das ist so sinnlos. Wir sind beide kreuzunglücklich und ich möchte nicht zulassen, dass sie mich auch noch endgültig aussperrt. Im Grunde hat sie das ja schon getan, aber ich habe immer wieder einen Weg zu ihr gefunden. Nun bin ich ratlos. Gestern habe ich sie gefragt, ob sie irgendjemandem zu unserer Trennung befragt habe, oder mit jemandem darüber gesprochen. "Nein" sagte sie. Dann habe ich zu Ihr gesagt "Als Dein Freund, nicht als Dein Ex-Mann möchte ich Dir sagen, dass Du einen Riesenfehler machst und das beste wegwirfst, was uns beiden je passiert ist. Wir beide werden nie wieder jemanden wie uns finden. Du bist die einzige, die mich versteht, ich bin der einzige, der Dich versteht, und Du gibst das auf, ohne zu kämpfen." Sie fing an zu weinen. Weinte und weinte. Ich war erschüttert und habe sie in den Arm genommen, ich weinte auch. Sie sagte "Ich kann nicht mehr kämpfen, ich kämpfe jeden Tag, ich bin müde. Wenn ich einen Ausweg sehen würde, wie wir wieder zueinander finden, ich würde ihn gehen." Also frage ich euch: Gibt es einen Ausweg??

Anwort von Bine

Lieber Andi,

was Du geschrieben hast ist sehr ergreifend. Leider kann ich Dir nicht sagen oder versprechen, dass es einen Ausweg gibt. Vielleicht hilft euch beiden eine kleine Auszeit, mal getrennt einen Urlaub zu verbringen um zu sehen, ob und wie sehr man den anderen vermisst. Auch hätte man viel Zeit, um sich Gedanken über die Situation zu machen. Ich kann sehr gut verstehen, wie Du unter darunter leidest und was Du gerade durchmachst. Eine gemeinsame Therapie oder Gespräche mit einem Paartherapeuten könnten euch evtl. auch weiterhelfen. Wenn man viele Jahre zusammengelebt hat, kann es passieren, dass man sich voneinander entfernt, denn eine Ehe ist auch immer mit Arbeit verbunden, sie möchte gehegt und gepflegt werden, damit sie nicht verkümmert. Deine Frau empfindet sicher noch etwas für Dich, Gefühle kann man nicht von heute auf morgen abschalten, aber ob es Liebe oder Freundschaft ist, kann ich Dir nicht sagen. Ich wünsche Euch alles Gute, Bine