Soll ich meinen Vater suchen?
Ich bin ohne Vater allein mit meiner Mutter und meiner Halbschwester aufgewachsen. Jetzt habe ich mir überlegt, ob ich nicht zu meinem Vater Kontakt aufnehmen sollte, den ich nur in den ersten paar Jahren meines Lebens gesehen habe. Meine Schwester sieht ihren Vater regelmäßig und die beiden haben ein sehr gutes Verhältnis. Ich selbst kann mir nicht vorstellen, was es heißt, einen Vater zu haben, doch ich glaube, dass mir so eine Person in meinem Leben und meiner Erziehung gefehlt hat. Ich weiß nicht all zu viel über ihn und dass ist ein sehr wichtiger Punkt; ich habe nur die Aussagen meiner Mutter und die sind sehr beunruhigend: zuerst einmal ist meine Mutter unfreiwilig mit mir schwanger geworden. Mein Vater oder seine Eltern wollten die Abtreibung, da sie streng katolisch waren. Nach meiner Geburt hat mein Vater mich zwar regelmäßig, allerdings nur selten besucht, bis meine Mutter es ihm verbot. Sie verdächtigte ihn, mich und meine Schwester sexuell misbraucht zu haben. Nun bin ich mir nicht sicher, ob ihr Verdacht begründet war. Ich war zu dem Zeitpunkt nicht älter als drei und so kann es sein, dass mein Gedächnis nicht zuverlässig ist, allerdings glaube ich mich gut daran zu erinnern, dass er mich nicht angerührt hat. Was mit meiner Schwester war, kann ich allerdings nicht sagen. Ich habe nur die Version meiner Mutter und glaube, dass sie in Bezug auf mich nicht zutrifft. Ich habe niemanden, den ich sonst darüber ausfragen kann. Ich habe flüchtig daran gedacht, meinen Vater persönlich damit zu konfrontieren, doch wenn er es bestreitet, kann das auch gelogen sein. Zum einen möchte ich, sollte das alles war sein, nichts mit meinem Vater zu tun haben und ihn auch nie kennen lernen, zum anderen, was wenn die Anschuldigungen falsch waren? Wäre es dann nicht für alle besser, die Situation geklärt zu haben?? Ich weiß nicht, wie ich weiter vorgehen soll.....dazu kommt, dass ich nicht sicher sein kann, ob er mich überhaupt sehen will, da er bis jetzt keinen Kontakt zu mir aufgenommen hat und mich damals ja abtreiben wollte.......
Anwort von Dana
Grüße Dich!
Den Zwiespalt kann ich gut verstehen - aber ich kann Dir leider nicht sagen, welcher Weg für Dich der richtige ist; Entscheidungen können wir nicht abnehmen.
Vielleicht kannst Du für Dich selbst sehen, was mehr wiegt: Die Angst, vor dem, was war und wie es sein wird - oder aber der Wunsch, zu wissen, wer er ist, wie er ist und warum er nicht da ist...
Etwas, in der Version, die Du kennst, hakt in meinem Augen ein wenig: Schließt "streng katholisch" den Schwangerschaftsabbruch nicht aus? Mir kommt das etwas seltsam vor und ich habe das Gefühl, das eine oder andere Puzzleteil fehlt Dir. Ist ja auch nicht verwunderlich, wenn man nur die eine Seite kennt, kann man nie das ganze Bild sehen, nicht wahr.
Vielleicht ist die Entscheidung, nach ihm zu suchen im Moment noch zu groß? Vielleicht gehst Du erst einmal die kleinen Schritte und sprichst mit Deiner Mutter mehr und tiefer über diese Zeit und hinterfragst die Dinge? Wie kam es zu ihrem Verdacht, er habe Dich missbraucht? Woraus hat sie das geschlossen? Wie hat sie ihn als Menschen erlebt (Sympathie muss ja zumindest vorhanden gewesen sein); wo waren seine Stärken, was mochte sie an ihm? Wo die Schwächen?
Ich denke, so wird dann auch langsam eine Entscheidung reifen können, die sich dann für Dich gut und richtig anfühlt. Und wenn sie das tut, kann sie ja nicht falsch sein. Wenn Du magst, dann gebe einmal "suche meinen Vater" in die Suchfunktion ein; Du wirst einige Beiträge finden und auch die Wege, wie man jemanden ausfindig machen kann bzw. welche Angaben man braucht.
Alles Gute!
Dana