Problem von Margrit - 53 Jahre

Mein Sohn ist aggressiv, geht nicht zur Schule und schlägt mich

Ich bin 53 Jahre, (alleinerziehend - Vater ist 2004 gestorben) habe 2 Kinder im pubertären Alter. Meine Tochter (16) macht mir keinerlei Schwierigkeiten. Das Problem habe ich seit der Einschulung nur mit meinem Sohn (jetzt 15). Er ist aggressiv mir gegenüber, will nicht zur Schule gehen, telefoniert bis Mitternacht und darüber hinaus mit irgendwelchen Freunden und steht dann morgens natürlich nicht auf. Er hat mich auch schon des öfteren geschlagen. Mit dem zuständigem Jugendamt stehe ich in Verbindung, die wissen über die jetztige Situation bescheid, habe auch schon einen Betreuer für ihn gehabt, der allerdings nur 1 - 2x in der Woche herkam für 1 Stunde. Als er da war, war mein Sohn natürlich der liebste der Welt, als der Betreuer weg war, ging es von vorne los. Vom Jugendamt bekomme ich keinerlei Unterstützung mehr. Habe sehr oft angerufen und nachgefragt, aber es hieß dann nur: Unterbringung in einem Heim für schwererziehbare Kinder. Dort habe ich ihn hingebracht. Es hat mir schon leid getan, aber eine andere Möglichkeit habe ich nicht mehr gesehen. Naja in dem Heim war es auch nicht besser. Er hat die Schule geschwänzt - ist abgehauen aus dem Heim - raucht auch. Nun ist er wieder zu Hause und alles ist beim Alten....ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Das Jugendamt hat gesagt, sollte er noch öfters die Schule schwänzen, kommt er wieder weg in ein Heim. Finanziell geht es uns nicht so gut, da ich "nur" einen 400? Job hab, Witwen- und Halbwaienrente und Kindergeld bekomme. Was soll ich noch machen, an wen kann ich mich noch wenden. Hab schon im Internet geschaut über ein Erziehungscamp (bin davon aber nicht begeistert). Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun kann.

Gruß Margrit

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Margrit!

Ich kenne eine Familie, in der die Tochter sich sehr ähnlich verhalten hat / teilweise noch verhält. Große Aggressionen der Mutter gegenüber, Schulschwänzen über Monate, Geld stehlen, Sachbeschädigung und was nicht alles. In dieser Familie hat sich das Blatt inzwischen zum Großteil gewendet und ich werde Dir einfach mal erzählen, was diese Eltern alles in die Wege geleitet haben:

- Kontakt zum Jugendamt (immer und immer wieder anrufen, fast nerven, vorbeikommen lassen, wenn es eskalierte)
- Ordnungsamt, die morgens da waren, um das Kind zur Schule zu bringen
- Polizei, die eingeschaltet wurde durch das Ordnungsamt
- Gespräche mit Ärzten und Kinder- und Jugendpsychologen (ambulant, stationär, sogar die Zwangseinweisung über eine richterliche Verfügung kam ins Spiel)
- Anzeigen wegen Gewalt gegenüber der Mutter (in solchen Situationen die Polizei rufen)
- bei 'Ausrastern' des Kindes behandelnde Ärzte angerufen bzw. den Psychologen, der dann auch zum Gespräch ins Haus kam

Es war sehr viel Druck in der Familie. Kaum ein Tag ohne Amt, ohne Facharzt, ohne Polizei, die Unterbringung in einem Heim stand immer wieder im Raum, neben der Einweisung in einer Klinik usw. Das Kind reagierte meist mit Trotz, Resignation, Abwehr, Aggression. Ein Herankommen und vernünftiges Reden gab es kaum noch; es war nahezu unmöglich. Gewendet hat sich das Blatt, als es zur Zwangseinweisung kommen sollte. Polizei und Krankenwagen waren da, um das Kind (14) in die Klinik zu bringen, Eltern fuhren getrennt hinterher. Irgendetwas hat da in der Tochter 'Klick' gemacht - ich kann Dir nicht sagen was und wodurch genau: aber sie geht wieder zur Schule, hält sich an Regeln. Ich selbst vermute, dass sie endlich erkannt hat, dass es ernst ist und ihre Eltern endlich, endlich auch Konsequenz an den Tag gelegt haben. Denn alle anderen aufgestellten Regeln, haben oft auch die Eltern gebrochen.

Kennst Du das vielleicht auch von Dir? "Wenn Du nicht zur Schule gehst, nehme ich Dir das Handy weg" wäre so ein Beispiel. Keine Schule, aber das Handy hat er noch? Solche Dinge gab es auch in der o.g. Familie sehr viel (und das schon die gesamte Kinderheit durch, erst in kleinen Dingen, dann in den größeren; begonnen hat es wohl mit diesen kleinen Dingen wie: "vor dem Essen gibt es kein Eis" und am Ende hatte sie es doch).

Wie gesagt, dieses Mädel hat endlich gespürt, dass ihre Eltern ernst genommen werden müssen. Regeln nicht mit dem nötigen Willen zu brechen sind, sondern es klare Grenzen gibt und wenn sie die nicht einhält, zerbricht das Leben, das sie bis dato führte.

In der Umsetzung heißt das u.a. für Dich:

- ganz deutliche Regeln und Konsequenzen aufführen. Am besten einen Plan machen, was sich woraus ergibt (z.B. Keine Schule - kein Taschengeld oder Kürzung; Zu spät nach Hause kommen - eine Woche Handyentzug usw.) und dann auch durchsetzen, nicht wieder abweichen und klein beigeben
- und suche auf jeden Fall für Dich und ihn die psychologische Hilfe

Und -so hart es für Dich ist- denke darüber nach, ob die Unterbringung im Heim oder in einer Pflegefamilie nicht doch ein guter Weg sein kann. Das wäre ein Weg, auf dem er noch lernen kann, dass Regeln nicht grundlos existieren.

Alles Gute und viel Kraft zur Durchsetzung!
Dana