Problem von Anonym - 20 Jahre

Einen nur einen Rat oder Vorschlag

Hallo liebes Kuka-Team,

ich schreibe euch, weil ich einfach mal das Bedürfnis hatte mit jemanden zu ?reden?. Es wird wahrscheinlich ein längerer Text, aber ich hoffe dass jemand von euch die Zeit findet um diesen durchzulesen.

Wenn man sich mein Leben anschaut, würden man meinem dass ich sehr glücklich sein könnte. Ich habe einen tollen festen Freund, viele Freunde, eine Ausbildung beim Rechtsanwalt, habe meinen Führerschein, 3 wundervolle kleine Nichten?eigentlich alles, was andere sich wünschen würden?

Ich bin auch glücklich. Ich schätze auch sehr das was ich habe.

In meiner Vergangenheit war dies jedoch nicht so. Und es beschäftigt mich heute noch. Meine Familie (1 Schwester, 1 Bruder, und meine Eltern) ist nicht wirklich die tollste. Ich habe schon so viel durchmachen müssen. So viel Kraft musste ich schon haben, damit ich überhaupt irgendwie ?leben? kann.

Als meine Eltern vor ungefähr 35 Jahre heirateten waren sie davor 4 Jahre zusammen. Ich weiß von Erzählungen meiner Schwester, dass mein Vater nach ca 1 Jahr als er mit meiner Mutter verheiratet hat, angefangen hat täglich zu trinken. Immer nach der Arbeit traf er sich mit seinen Kollegen und kam nicht eher nach Hause bevor er nicht stockbetrunken war.

Meine Mutter ist im Heim aufgewachsen, wurde vom Vater geschlagen etc. ihr Leben war nicht leicht. Und auch in der Ehe mit meinem Vater nicht.

Wenn mein Vater betrunken war, war er äußerst aggressiv. Er hat meine Mutter nie geschlagen. Aber er ist ausgeflippt. Hat Sachen zerstört. Er wusste nicht mehr wo die Toilette ist, hat irgendwo im Haus hingepisst?gekotzt jeden Tag. Meine Mutter verbal wirklich jeden Tag fertig gemacht. Er hat immer was gefunden. Und wenns nur das Essen war, was ihm nicht gefallen hat. Meine Eltern hatten viele Freunde, mein Vater wollte diese aber nie besuchen gehen?bis sie irgendwann mal keine mehr hatten. Sein Leben bestand nur aus Bier. Und meiner Mutter und uns Kindern das Leben zur Hölle zu machen.

Ich weiß nicht, wie man dieses Gefühl beschreiben soll?einfach immer Angst zu haben. Angst von der Schule nach Hause zu kommen. Angst auf ?ihn? zu warten. Immer nervös durch die Wohnung zu laufen??kommt er besoffen heim oder nicht?? Wenn er besoffen kommt, wie ist er dann drauf? Unerträglich war diese Zeit. Meine Mutter war auch schon mit meinen Geschwister (da war ich noch nicht auf der Welt) im Frauenhaus. Aus Angst vor meinem Vater. Oft wollte sie sich scheiden lassen, hat dies aber nie getan.

Kurze Info meine Geschwister sind wesentlich älter als ich (meine schwester ist 31 und mein Bruder 30).

Als ich ungefähr 4 Jahre alt war, ist meine Mutter für ein halbes Jahr ins Krankenhaus gekommen. Starke Depressionen. Man stopfte sie voll mit Tabletten, dann kam sie wieder heim. Mein Vater hörte nicht auf. Das Leben ging so weiter. 1-2 male Im Jahr ist meine Mutter ist Krankenhaus gekommen. Sie war und ist psychisch krank.

Für meine Mutter ging es 30 Jahre lang so. Für mich ungefähr 17-18 Jahre.

Vor ca. 5 Jahre hat mein Vater dann seine Arbeit verloren. Seitdem trank er nicht mehr so viel. Ab und zu aber nie so, dass man Angst haben musste er käme besoffen nach Hause oder so. Und auch wenn er ab und zu mal betrunken war, ließ er uns jedoch in Ruhe. Er machte aber weiterhin meine Mutter fertig. Jeden Tag Streit und Geschrei. Manchmal bin ich morgens vom Geschrei aufgewacht, weil sich beide so gestritten haben. Einmal wäre mein Vater auch fast auf meine Mutter losgegangen, wenn mein Bruder nicht dazwischengegangen wäre.

Dann vor ca. 2-3 Jahren ging meine Mutter in die Kur. Ihre psychische Krankheit verschlechterte sich sehr. In dieser Zeit rief meine Mutter an und sagte meinem Vater per Telefon sie wolle sich scheiden lassen. Ich war damals alleine mit ihm zu hausen. Dies werde ich meiner Mutter nie verzeihen. Sie weißganz genau, wie des ist wenn mein Vater ausflippt und sie wusste ich bin 4 Wochen mit ihm alleine zuhause?und dann so was zu bringen. Damals war ich 17. Ich habe seine launen ertragen. Seine Aggressivität habe ich jeden Tag in Kauf genommen ohne auch nur ein Wort zu sagen. Damals bin ich Wochenende nie weggegangen. Ich durfte nie und hatte auch kein Kopf für so was. Als sie dann wieder kam, wollte sie sich doch nicht scheiden lassen.

Mein Vater, muss ich wirklich sagen, hat sich seitdem verändert. Er lässt meine Mutter wirklich in Ruhe. Ich darf auch vieles mehr. usw. Jedoch als meine Mutter von der Kur kam ging es ihr immer schlechter.

Es waren keine Depressionen mehr, sondern eine Psychose.

Ich weiß nicht, wie ich des beschreiben soll, eine Mutter zu haben die psychisch krank ist. Um ehrlich gesagt war sie nie eine richtige Mutter. Sie hat immer nur dass gemacht was ?Pflicht? war?gekocht, geputzt, Schulsachen gekauft etc. aber Liebe? Umarmungen? Interesse fürs eigene Kind??? gab es nie, weder von ihr noch von meinem Vater. Gut, ich verstehe sie, psychisch krank zu sein ist eine harte und unheilbare Krankheit, und dann noch mit so einem Mann zusammenzuleben?trotzdem vermisst man das als Kind?vor allem wenn man dann in andere Familien geht und sieht wie schön es sein kann?

Meine Mutter war also innerhalb eines Jahres vllt. ungefähr so 5-6 mal im Krankenhaus für ca. 3-5 Monate. In einer Psychiatrie. Wie ein 17-jähriges Mädchen sich fühlt so viel alleine (meine Geschwister sind schon ausgezogen, seitdem ich ca. 11 Jahre alt bin) zu sein. Alles selber machen zu müssen. Keine richtige Mutter zu haben?diese immer in der Psychiatrie besuchen zu müssen, kann sich keiner der es nicht selber erlebt hat, vorstellen. Nebenbei hatte ich natürlich Ausbildung, Berufsschule usw.

Aber ich war stark. Ich hatte Kraft. Ich habe viel geweint und hatte das Gefühl ich würde selber psychisch krank werden. Aber ich wollte und habe nie aufgegeben. Mein Ziel war immer ein besseres Leben haben zu könne, wenn ich ausziehe und habe alles dafür getan. Meine Noten in der Berufschule haben nicht darunter gelitten, weil ich stark war.

Seit über einem Jahr ist meine Mutter wieder durchgehend zuhause. Mit meiner Ausbildung bin ich fast fertig. Mit seit 9 Monaten glücklich in einer Beziehung. Haben meinen Führerschein auf anhieb bestanden usw. aber trotzdem?mein Vater trinkt nicht mehr. Aber meine Eltern sind immer alleine. Richtig vereinsamt. Leben nur noch vor sich hin. Immer vorm TV. Alles immer nur Trist?und ich mitten drin!!! Meine Mutter ist einfach immer nur depressiv, launisch, hat zu NICHTS?wirklich N I C H T S Lust?und dieses ?Leben? steckt mich irgendwie an. Jetzt wo ich meinen Freund hab, merke ich irgendwie wie mich die Sachen immernoch belasten. Er kommt sozusagen aus einer ?Bilderbuchfamilie?. Seine Mutter ist herzlich. Sie macht alles, was sie für die Kinder macht gerne und ist mit vollem Herzen dabei. Einfach eine richtige Mama. Und ein Vater der stolz ist auf seine Kinder. Ein Vater der Glück für seine Kinder will und alles dafür tut. Einfach eine Familie. Eine richtige Familie. Und ich sehne mich auch danach?

Mein Freund kennt meine Vorgeschichte nicht. Nur dass meine Mutter krank ist weiß er?ich weiß dass wenn ich mit ihm drüber reden würde er vollstes Verständnis hätte. Er ist so ein liebevoller und verständnisvoller Mensch. Ich liebe ihn wirklich sehr. Nur weiß ich nicht wie anfangen soll ihm diese Sachen zu erzählen. Es gibt irgendwie keine ?richtige? Situation für so was.

Ich habe auch so Angst dass ich so werde wie meine Mutter. Ich bin so sensibel, weine sehr schnell und oft, dennoch bin ich stark. Ich lache viel. Gebe anderen Mut und kann (meine Geschwister z.b. können dies nicht) sehr viel Liebe geben und Zuneigung. Trotzdem lässt mich die Angst nicht in los?

Ich liebe meine Mutter, obwohl ich ehrlich sagen muss, ist sie sehr kalt, herzlos, man kann mit ihr nicht reden und Hilfe (egal bei was für einem Problem) gibt sie einem nie. Geschweigedenn Geborgenheit oder so was. Ich akzeptiere das, denn ich weiß sie ist sehr krank und hat eine harte Zeit hinter sich.

Ich wünsche mir nur eins?Verständnis für meine Lage!!! Ich hatte und habe es nicht leicht. Ich brauche kein Mitleid, sondern nur Verständnis!!!!

Ich denke dadurch behandle ich meinen Freund auch manchmal ?komisch?. Er tut so viel für mich, trotzdem hab ich immer Angst ihn zu verlieren. Ich muss dazu sagen er ist mein erster Freund. Ich konnte mich davor nie fallen lassen. Habe auch nie jemand anderes geküsst als ihn oder so. Und jetzt wo ich ihn gefunden habe, meinen ?mann? der mensch der mir alles gibt was ich brauche, kann ich es nicht richtig genieße, vor lauter Angst genau diesen Menschen zu verlieren?

Liebes Kuka-Team, ich danke euch fürs Durchlesen und vielleicht auch für eine Antwort. Ich möchte nur wissen, was Aussenstehende von dem denken und vllt. ein Tipp wann und wie ich meinem Freund von meiner ?Lebensgeschichte? erzählen könnte. (Tut mir leid dass es so lange geworden ist).

Viele liebe Grüße!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

In Dir steckt wirklich eine Kämpferin; jemand, der das Ziel klar vor Augen hat - *Hutab*

Gibt es in der Beziehung wirklich nicht die richtige Situation, von den Dingen zu erzählen? Du sagst, Du hast diese Verlustangst. Kommt da nie die Frage, warum das so ist oder Wunsch, es ihm zu erklären, damit er besser verstehen kann? Liegt ihr nicht manchmal Arm im Arm auf dem Bett und erzählt euch von Erinnerungen? Ich denke, die Momente solltet Du einfach aufgreifen. Niemand erwartet, dass Du ihm heute alles und Deine ganze Geschichte erzählst - aber wenn die Fragen da sind, ihr von euch erzählt, dann kann das immer auch Thema sein und werden.

Du siehst jetzt in der Familie Deines Freundes, was Du Dir immer gewünscht hast. Sicher tut es auch weh - aber drehe die Medaille um und schau Dir auch die andere Seite an: Du bist jetzt ein kleiner Teil davon. "Familie" kann so viel sein. Die Eltern und Geschwister, die Freunde, die des Freundes - wo die Geborgenheit stattfindet, wo man aufgefangen wird, macht unter'm Strich vielleicht gar nicht mehr so viel Unterschied?

Du hast über Jahre gekämpft; das kann und darf Spuren hinterlassen. Die einen nehmen die Erfahrungen als Normalität, andere sagen: Ich mache es anders und für mich besser. Ich denke, Du weißt schon sehr genau, wie Du mit der Erfahrung in der Zukunft umgehen möchtest. Auch aus den Dingen, die nicht gut laufen, kann positives gezogen werden. Immerhin lernen wir nicht nur, was wir wollen, sondern immer auch, was wir nicht wollen.

Ich kann es nicht beurteilen, aber wenn Dich das Vergangene zu sehr verfolgt und belastet, wenn du selbst den Strich darunter nicht ziehen kannst, dann kannst Du jederzeit den Weg über die fachliche Hilfe einschlagen. Vergangenes bewältigen, um die Zukunft freier genießen zu können.

Alles Gute!
Dana