Problem von Heike - 40 Jahre

Ich liebe einen anderen mehr als meinen Mann

Um das Hauptproblem zu verstehen, möchte ich zuerst die Vorgeschichte erläutern. Vor 10 1/2 Jahren hatte ich einen Mann kennen und lieben gelernt. Ich liebte ihn über alles und er mich auch. Leider steckten wir aber beide tief in Problemen. Er war voller Komplexe (kaum Selbstbewußtsein) und ich war gerade ein halbes Jahr geschieden und hatte nur einen Teilzeit-Job und finanziell in Schwierigkeiten und psychisch noch von meiner damaligen Ehe geprägt.

Das war so, mein Ex-Mann und ich lebten uns auseinander, ich lebte dann mein Leben, das paßte ihm nicht und als er nicht weiter wußte wurde ich von ihm geschlagen. Danach bin ich ausgezogen und hab die Scheidung eingereicht. Mit dem Mann, den ich nach einem halben Jahr nach meiner Scheidung dann kennen und lieben lernte, wollte ich mein Leben verbringen. Ich wollte das wir gemeinsam unsere Probleme in den Griff bekommen. Nach einem Jahr verlor er seine Arbeit und da wurde es noch schlimmer, er wurde immer kühler zu mir und ich konnte reden wie ich wollte, er blockte ab, er war psychisch dermaßen fertig.

Dann, es war ein paar Tage vor Weihnachten 98, rief er mich an und machte am Telefon Schluss. Ich konnte es nicht fassen, war am Telefon am heulen und flehte ihn an es sich noch einmal zu überlegen. Aber er blieb dabei. Dann, genau auf Heiligabend 98, rief er mich an und wollte zu mir kommen zum reden. Ich sagte zu, in der Hoffnung das alles wieder gut wird. Er kam, wir redeten, schauten uns an und dann fingen wir an uns zu küssen und schliefen dann auch miteinander. Ich war so überglücklich und dachte, jetzt hab ich den Mann wieder den ich über alles liebe und wir schaffen das schon alles. Doch als ich danach kuscheln wollte blockte er ab und wurde wieder so kalt zu mir und meinte das es das letzte Mal war, eben zum Abschluß. Ich dachte mir reißt jemand mein Herz heraus und zerfetzt es in Stücke. Habe ihn vor Wut und Enttäuschung rausgeschmissen. Danach hatten wir lange Zeit keinen Kontakt mehr, ich hatte nur noch Wut und Hass in mir. So ging ich dann auch mit anderen Männern um, hab sie nur mal für ne Nacht gebraucht und dann links liegen gelassen. Mein damaliger guter Freund redete dann mal eindringlich mit mir das das nicht der richtige Weg sei. Er unterhielt sich oft und lange, manchmal bis in die Nacht hinein, mit mir und wir kamen uns näher. Wir verliebten uns. Ich hätte nie gedacht das es so einen Mann gibt, er hatte alles wonach ich mich sehnte, Wärme, Zärtlichkeit, Verständnis, Treue und viele Gemeinsamkeiten. Für uns beide war unsere Liebe was ganz besonderes und einmaliges. Nach 1 1/2 Jahren wurde ich schwanger und wir heirateten dann im Jahr 2000.

Mein Ex-Freund meldete sich dann 2 Jahre später wieder, er würde mich gerne sehen. Er erklärte mir das er mich die ganzen Jahre immer geliebt hat aber damals nicht anders handeln konnte, er wollte sein Leben in den Griff bekommen und hatte keinen anderen Ausweg gefunden. Ich glaubte es ihm nicht und wollte von ihm nichts mehr wissen, da er mir sehr weh getan hatte, merkte aber das er mich nicht ganz kalt ließ. Er ließ aber nicht locker und meldete sich immer wieder mal per sms oder E-Mail. Dann kam sehr lange Zeit nichts mehr von ihm da ich ihn ständig abblockte.

Mein Mann und ich sind jetzt bald 8 Jahre verheiratet und vor 3 Jahren fingen die Probleme an. Auf seiner Arbeit wurde es stressiger und er kümmerte sich um nichts mehr, alles mußte ich machen. Kind, Haushalt und meine Arbeit. Mit den Monaten und Jahren wurde es schlimmer, wir lebten uns auseinander. Kaum liebe Worte von ihm, kaum Sex, er lachte nicht mehr mit mir, machte keinen Quatsch mehr mit mir, unternahm nichts mehr, nur zu Hause vorm Computer. Ich bin sehr humorvoll und lache gerne und bin ein temperamentvoller Charakter. Darum leidete und leide immer noch unter dieser Situation. Ich redete immer wieder mit ihm und sagte ihm, das wenn das so weitergeht ich mich immer mehr von ihm entfremde. Ständig kommen Zärtlichkeiten nur von mir, ständig war ich diejenige die gemeinsame Unternehmungen vorschlug usw. Er sagte immer nur "Ja, hast Recht", "ich weiß" usw., aber er nahm es wohl nicht so ernst. Ich war nach den 3 Jahren ziemlich fertig und wollte so nicht mehr mein Leben verbringen. Unsere Tochter hatte ihm auch schon oft vorgeworfen das er sich zu wenig um sie kümmert, sie wird jetzt bald 8 Jahre alt.

Also beschloss ich mich im September letzten Jahres von ihm zu trennen und sagte es ihm. Für ihn brach eine Welt zusammen und er flehte mich an ihm noch eine Chance zu geben. Ich wollte es mir überlegen. Dann, so 1 Woche später, meldete sich mein damaliger Freund wieder, ich nenne ihn mal M. und wollte mich treffen. Ich war eh in einem Gefühlschaos und dachte, naja, warum nicht. Als ich ihn wieder sah, merkte ich das sich Gefühle für ihn in mir auftauchten. Wir redeten lange und er hatte sich wirklich gewaltig geändert und er sagte mir das er mich die ganzen Jahre immer geliebt hat, er könnte sich selbst ohrfeigen was er mit mir gemacht hat damals, aber damals wußte er es nicht anders. Ich traf mich mehrere Male mit ihm und ich fühlte mich in seiner Gegenwart so wohl, konnte endlich mal wieder Spaß haben und lachen. M. ist genau das Gegenteil von meinem Mann. Es kam dann so das ich mit M. schlief und ich merkte das ich mich in ihn wieder verliebte. Ich weiß das M. mich vom ganzen Herzen liebt, aber ich hatte Angst vor meinen Gefühlen, Angst davor mich von meinem Mann zu trennen, Angst vor dem was dann passiert usw.

Ich weiß nun wirklich nicht mehr weiter, ich liebe M. und meinen Mann hab ich zwar lieb aber er hat zuviele Gefühle in mir durch sein Verhalten in den letzten Jahren zerstört. Aber ich hatte Angst, Angst einen gewaltigen Schritt zu gehen, obwohl ich es ja schon vor hatte. Ich brach den Kontakt zu M. ab und gab meinem Mann noch eine Chance. Aber ich merkte das ich mich verändert habe bzw. meine Gefühle sich änderten gegenüber meinem Mann. Er war glücklich über diese Chance und bemühte sich auch, aber irgendwie ließ es mich kalt, war mir egal. Ich vermißte M. unheimlich und ich weinte oft nachts. Seit Monaten schlafe ich ja im Wohnzimmer, also von meinem Mann getrennt, darum bekam er davon nichts mit. M. ließ aber nicht locker und meinte, er würde mir all die Zeit geben die ich bräuchte da er mich liebt und um mich kämpfen will. Ich war und bin seine einzige große Liebe und er möchte mich wiederhaben und mich nie wieder loslassen. Ich liebe M. auch, ja, zugegeben, ich treffe mich auch weiterhin mit ihm, aber ich hab Angst vor einer Trennung. Ich bin zur Zeit arbeitslos, wie soll ich das nur schaffen? Ich versuche erst mal Arbeit zu bekommen, aber ich kann nur in Teilzeit arbeiten, wie soll das finanziell hinhauen? M. meinte zu mir das ich von der Arge den Zuschuß zum Leben dazu bekomme. Mein Mann wird mir keinen Unterhalt zahlen können, er hat private Insolvenz.

Aber ich will mich auch nicht gleich wieder sofort in eine feste Beziehung stürzen. Mein Gedanke war mich erst mal zu trennen und alleine mit meiner Tochter zu leben und mein Leben erst mal leben und mit M. vielleicht irgendwann eine Beziehung zu führen. Aber ich hab Angst vor der Trennung, mein Mann ist sehr sensibel und ich hab Mitleid mit ihm. Habe Angst davor wie er reagiert und was dann passiert, ob er allein klar kommt usw. Aber ich weiß das eine Trennung für mich die einzigste Lösung ist, sonst gehe hier dran innerlich kaputt. Meine Tochter merkt ja auch das ich unglücklich bin, gereizt bin. Sie wird ihren Papa unheimlich vermissen, das weiß ich, es wird hart, aber darf ich ihr das antun?

Meine beste Freundin meinte zu mir das ich mir da keine Sorgen machen müßte. Anfangs wird es ungewohnt und schwer für sie, aber sie würde auch merken das ich dann wieder aufblühe und fröhlich bin. Sie wird es somit positiv auffassen und sich damit besser abfinden. Sie kennt M. auch noch von damals.

M. und ich haben mal meine Freundin besucht und hatten einen schönen und lustigen Tag miteinander. Sie meinte nachher zu mir das ich in Gegenwart von M. richtig wieder glücklich aussehe und strahle. Naja, ich weiß nicht mehr weiter, hab soviel Angst in mir vor dieser Trennung.

Ich bin darum mal an außenstehende Meinungen interessiert, was soll ich tun?

Anwort von Sabine

Hallo Heike!

Du hast eine Entscheidung getroffen und wagst nur letztendlich den letzten Schritt nicht. Ich kann Deine Angst nachvollziehen, aber im Grunde quälst Du ihn und Dich doch nur noch länger, je weiter Du es auf die lange Bank schiebst. Du leidest in seiner Gegenwart und so, wie Du ejtzt lebst. Er leidet, weil er längst nicht mehr mit der Frau zusammenlebt, die er eigentlich kennengelernt hat. Ich denke, dass Du Dich nach einer neuen Bleibe umhören solltest und mit ihm darüber sprechen solltest. Vielleicht hilft er Dir bei der Suche einer neuen Wohnung, wenn Du vernünftig mit ihm darüber sprichst. Dieser Schritt macht Angst und es ist komisch, aber sich zu quälen raubt einem sämtliche Kraft.

Was M. angeht, dazu kann ich nicht viel sagen. Ich möchte Dir nur raten, nicht all zu viel Energie hinein zu stecken, denn Menschen ändern sich nicht immer bzw. nur selten. Seine alten Verhaltensmuster könnten immer wiederkommen, sobald der Alltag eintritt. Im Moment habt ihr Dates und jeder gibt sich besonders viel Mühe in den kurzen Momenten in denen ihr euch seht. Was wird aber, wenn der Alltag einkehrt? In solchen Fällen kommen auch oftmals alte Verhaltensweisen zurück. Davor möchte ich Dich eigentlich nur bewahren, denn Du sagst, dass dies schließlich auch der Grund war, warum ihr euch damals getrennt habt. Versuche M. an der langen Leine zu halten und nicht zu dicht an Dich heran. Er hat Dir in der letzten Zeit bestimmt viele schöne Dinge gesagt, die Du vielleicht bei Deinem Mann vermisst hast. Er hat Dich umschwärmt, wie Du es vermisst hast. In solchen Fällen ist es klar, dass man sich dann dort schnell wohl fühlt.
Ich kann Dir nicht einmal sagen, ob es tatsächlich Liebe ist oder einfach nur die Aufmerksamkeiten, die Du genießt. Aufmerksamkeiten, die Du zuhause vielleicht nicht mehr so in dem Maße bekommen hast, weil es irgendwie ein wenig eingeschlafen ist. Das kannst nur Du alleine entscheiden.

LG, Sabine