Problem von Sebastian - 23 Jahre

Verhalten im Trauerfall

Hallo Sabine!
Ich weiß zwar nicht ob das hier in diese Kategorie fällt aber jeder kennt den Verlust eines geliebten Familienmitgliedes. Nur handelt es sich dabei nicht um meines sondern um das meiner Freundin (20)! Sie weiß das ihre Großmutter, welche ihre Kindheit geprägt hat, bald sterben wird. Jeden Tag ruft sie mich weinend an und ist völlig aufgelöst! Ich möchte ihr Mut machen aber was ich auch sage verursacht noch mehr Tränen! Unsere Beziehung leidet sehr unter diesem Druck denn der Stress allein, dem sie jeden Tag in der Arbeit ausgesetzt ist überfordet sie ohnehin schon. Nun bekomme ich nur mit, das es ihrer Großmutter immer schlechter geht. Sie spricht oft von Suizid und das sie nervlich nicht mehr kann aber professionelle Hilfe lehnt sie ab. Auch - so sagt sie - sei es nicht möglich mit ihrer Cheffin ein klärendes Gespräch zu führen, da diese von ihren Problemen weiß aber sie zusätzlich noch unter Druck setzt. Ich mache mir jeden Tag sorgen um sie und weiß nicht mehr, wie ich sie noch aufbauen oder den Schmerz nehmen könnte. Wenn es denn zu dem Tode (ich bete das es noch lange Dauert) kommt, wie kann ich ihr helfen (Wohnen weit auseinander, sodass ich nicht immer bei ihr sein kann). Jedenfalls ist sie am Boden zerstört und beobachten kann man nur, wie sie immer tiefer fällt! Sie hat kein Spaß mehr am Leben, was allein schon nur der Druck dem sie in der Arbeit ausgesetzt ist, verursacht wird. Schon in diesem Punkt weiß ich nicht weiter und der Trauerfall würde ihr den Rest geben! Das unsere Beziehung eigentlich schon deshalb kaputt gegangen ist (Gehen nicht mehr aufeinander ein) ist mir gar nicht mal so wichtig als das ihr Leben wegschmeißen könnt! Ich will sie nicht mehr leiden sehen! Der Anblickt tut höllisch weh! Wäre echt um ein Rat dankbar, wie ich ihr wegen dem Stress in der Arbeit (Sie ist noch in der Ausbildung) und dem kommenden Trauerfall helfen könnt.
Liebe Grüße Sebastian

Anwort von Sabine

Hallo Sebastian!

Ich kann Deine Sorge sehr gut verstehen und ich kann mir auch denken, dass es super schwer ist an Deine Freundin heran zu kommen.

Es muss nicht sein, dass eure Beziehung daran kaputt geht. Vielleicht sieht es im Moment so für Dich aus, da sie sehr damit beschäftigt ist ihr Leben auf die Reihe zu bekommen neben ganzen Schicksalsschlägen und dem zu erwartenden Tod der Großmutter.

Ich kann nicht einschätzen, ob sie wirklich professionelle Hilfe braucht - die sie eh ablehnt - oder ob es ihr einfach ausreicht, wenn sie darüber sprechen kann und sich so den Druck mehr oder weniger abredet. Es ist immer gut, wenn man jemanden hat, der zuhören kann und da ihr eine Fernbeziehung führt, tut es ihr gewiss gut, dass sie Dir alles erzählen kann. Man muss nicht immer eine Antwort auf Sorgen haben oder eine Antwort auf die Dinge, die einem mitgeteilt werden. Manchmal reicht es einfach schon, wenn man nur zuhört. Daher kommt wahrscheinlich auch Dein Gefühl, dass Du Dich so hilflos fühlst. Sie versucht mit dem Trauer fertig zu werden und es ist wichtig für sie, dass sie einfach jemanden hat, den sie anrufen kann bzw. mit dem sie reden kann. Ihr zu sagen "ich weiß nicht, wie ich Dir noch helfen soll", sagt man besser nicht, denn dann fühlt es sich für sie auch so an, als hätte sie sich festgefahren. Sage ihr, dass Du ihre Gefühle versthen kannst und sage ihr auch, dass Du immer für sie da bist. Lade sie zum Wochenende ein, damit sie mal etwas anderes sieht oder biete ihr an, dass Du vorbei kommen magst. Versuche sie nie vor eine Entscheidung zu stellen, sondern biete es ihr an. Muss sie etwas entscheiden, kann sein, dass sie sich dann wieder unter Druck gesetzt fühlt.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass es für Deine Freundin wichtig ist, sich jetzt mit dem Thema Tod auseinander zu setzen. So, dass sie versteht, was der Tod überhaupt bedeutet und das dieser zum Leben doch irgendwie dazu gehört. Es wäre gut, wenn sie diese Dinge auch selber herausfinden könnte. Unser Soforthilfetext ist dazu auch eine gute Stütze um so eni Gespräch ggf. aufzubauen. Schau doch einmal rein.

LG, Sabine