Problem von Alice - 18 Jahre

Überfordert mit der Situation

Hallo ihr Lieben,

ich weiß, dass ihr sicherlich eine Menge zu tun habt. Ich weiß jedoch wirklich nicht, an wen ich mich sonst noch wenden soll.
Mein Vater hat Lungenkrebs und liegt schon seit zwei Wochen im Krankenhaus. Es ist sicher, dass er sterben muss. Er hat höchstens noch ein Jahr, wenn überhaupt.
Ich will jetzt ja nicht egoistisch klingen, hoffentlich kommt das nicht so rüber.
Meine Mutter verbringt den ganzen Tag im Krankenhaus-klar.
Wenn ich gegen 13:30 aus der Schule komme(ich geh in die 11)muss ich mich den Rest des Tages um meine beiden Schwestern kümmern.(5 und7)
Ich hab einfach das Gefühl, gar nichts mehr auf die Reihe zu bekommen. Ich zicke die Beiden nur noch an, weil ich absolut keine Nerven mehr habe.
Und auch so gehts mir nicht besonders gut. Meine Mutter heult nur noch, wenn sie abends nach Hause kommt und bespricht mit mir immer ihre Probleme. Ich kann nur einfach nicht mehr, was mitlerweile so weit geht, dass ich ihr oft nicht mehr richtig zuhöre. Am Mittwoch habe ich versucht, mich mit einer Überdosis Antidepressiva umzubringen.(Hat leider nicht geklappt) Ich erzählte aber allen, auch den Ärzten, dass dies nur ein Versehen war und ich die Packungen verwechselt hätte, da ich keine Lust habe, in der Irrenanstalt zu landen. Ich muss ja schließlich meine Schule zu Ende bringen. Dort bin ich zur Zeit am liebsten, weil ich einfach nicht nach Hause will!!!
Dazu muss ich sagen, dass ich nicht wirklich viele Freunde habe.
Meiner Biolehrerin habe ich mich anvertraut, sie versucht mir auch zu helfen, aber das kann sie doch gar nicht....Es sei denn, sie könnte so jemanden wie Mary Poppins arrangieren, denn das ist im Moment mein größtes Problem. Ich werd noch krank! Dauernd drinnen rumzusitzen geht mir auf die Nerven. Könntet ihr mir evtl. ein paar Tipps geben, damit ich über den Tag komme?
Das wär lieb. Liebe Grüße,
Alice

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Alice!

Du möchtest nicht sterben - Du möchtest es etwas leichter haben, brauchst Entlastung, Raum für Dich und die eigenen Gefühle. Die Idee einer Mary Poppins ist gar nicht so schlecht. Besteht die Möglichkeit, eine Tagesmutter einzustellen? Wenn ihr es nicht selbst tragen könnt, dann sprecht doch mal mit der Krankenkasse / dem Jugendamt, ob die in so einer Situation für die Kosten einspringen.

Wichtig ist, dass Du Dir den Raum für Dich holst und ihn auch ein Stück einforderst. Es ist ein gesunder Egoismus, wenn man das tut. Du verlierst immer mehr Deiner Kräfte, und das in einer Situation, in der Du sie bitter nötig hast. Erzähle offen, wie es Dir geht, was Du nicht mehr in dem Maße tun kannst. Vielleicht reicht es schon, wenn Du an zwei oder drei Tagen die Woche nicht die Verantwortung für die kleinen Geschwister tragen musst? Sie könnten ggf. auch an festen Tagen bei guten Freunden sein? Wäre Dir das eine Hilfe? Manchmal reicht es, um neue Kräfte zu bekommen, genau zu wissen: am Montag und Mittwoch habe ich Zeit für mich.

Im Moment ist wahrscheinlich jeder in eurer Familie am Rande der Kräfte. Du kannst nicht alles auffangen. Genauso wie jeder andere. Jeder braucht seinen Raum, braucht Zeit, braucht ein offenes Ohr - teilt es besser auf. Wie gesagt, es ist wichtig, dass Du mit der Kraftlosigkeit und den Gefühl, nicht mehr zu können, nach außen gehst und es deutlich machst.

Alles Gute!
Dana