Problem von Kim - 24 Jahre

Er ist gestorben

Hallo Zusammen,
ich weiss nicht ob ihr mir wirklich weiterhelfen könnt, ich dachte ich versuch's einfach mal...
Vor eineinhalb Jahren starb mein Freund bei einem Verkehrsunfall.
Ich finde es immer etwas kitschig zu sagen ??ich habe ihn über alles geliebt??? aber es war tatsächlich so. Er war nicht nur mein Partner, sondern vielmehr alles miteinander, Bruder, der Freund, der beste Freund? wir waren wie Kletten und hatten ganze 4 Jahre lang wohl die perfekteste Beziehung die man sich wünschen kann? Kurz nachdem wir zusammen gezogen sind, gingen wir zusammen im Urlaub seine Eltern besuchen. Da ich früher wieder zur Arbeit musste als er, ging ich ein paar Tage früher zurück. Er kam dann nicht wieder. Er verunfallte auf der Autobahn kurz vor der Grenze und starb noch vor Ort.
Seit dem ist nichts mehr wie bisher. Ich fühle mich auf seltsame Weise nicht mehr wie ein kompletter Mensch, er fehlt mir beinahe noch wie am ersten Tag. Wenn ich an ihn denke, muss ich würgen.
Ich weiss echt nicht mehr was ich noch alles versuchen soll. Mit meinen Freunden unternehme ich zwar viel, aber ich amüsier mich nicht mehr wirklich dabei, die Wohnung ist immer leer wenn ich zurückkomme und ich verlasse das Haus wirklich nur dann, wenn mich irgendjemand dazu animiert oder ich unbedingt muss. Anfangs fand ich es normal zu trauern aber es wurde nicht besser. Vielmehr quälen mit tagtäglich ??was-wäre-wenn??- Gedanken und Alpträume?
Ich bin nach wie vor nicht in der Lage mich auf eine Beziehung einzulassen oder in der Stimmung andere Leute kennen zu lernen. Ich denke mir dabei dass ich ihn betrügen würde?
Ich komm irgendwie nicht damit klar und habe ehrlich gesagt schon lange die Schnauze voll vom rumhängen und traurig sein, aber ich fühl mich so? vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen ??

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Kim!

Mir fällt es oft schwer, auf Mails wie diese zu antworten... denn das Thema geht mehr als nah und ich bin erinnert an meine eigene Geschichte. Es ist so viele Jahre her, als ich 'ihn' an den Tod verlor; einen der tollsten, besten, wichtigsten Menschen, die ich je kennenlernen durfte.

Ich möchte Dir keine Angst machen, aber die Trauer wird bleiben. Sie sollte sich verändern, nicht mehr drückender Begleiter in jedem Moment sein. Das Ziel ist es wohl, nicht mehr traurig zu sein, dass er fort ist... sondern glücklich, dass er da war. Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du eines Tages mit einem Lächeln an ihn denken kannst und die Erinnerungen an ihn Dich nicht immer wieder auf's Neue in den Trauerstrudel ziehen.

Ich habe es geschafft - viel reden, viel an ihn denken, viel geschrieben und tolle Freunde, die mich mit aufgefangen haben in der eigenen Trauer. Und ich hielt mich auch daran, was ich hier so oft schreibe: Niemand muss immer alles allein schaffen.

Du bist nach über einem Jahr scheinbar noch auf der gleichen Stufe der Trauer wie damals, als die Nachricht kam (jedenfalls liest sich Deine Mail so) und ich denke, es ist an der Zeit, Dir fachliche Hilfe ins Boot zu holen, damit Du vollends in Dein Leben zurückkehren kannst.

Du betrügst ihn nicht. Das Schicksal hat Dich um ihn betrogen; ihn um das Leben betrogen - aber Du betrügst ihn nicht. Ich bin mir sicher, dass sich eine Seele sehr gefreut hat, als es mir langsam besser ging, ich neue Beziehungen führen konnte und später eines Tages geheiratet habe. Klingt kitschig, aber ich bin mir ganz, ganz sicher, er war dabei und gab mir für mein Leben seinen Segen...

Alles Gute und jede Menge Kraft!
Dana