Problem von Emilia - 20 Jahre

Komische Gefühle Frauen gegenüber

Sehr geehrte Damen und Herren,

Mir fällt es jetzt sehr schwer zu schreiben, doch mich beschäftigt dieses Thema schon so lange. Es wird immer stärker, sodass ich jetzt einfach versuche darüber zu schreiben, ich hoffe es wird nicht zu diffus.

Ich bin 20 Jahre alt, und seit ungefähr 4 Jahren geht es mir nicht sehr gut, ich habe auch etliche Krankenhausaufenthalte bereits hinter mir, dennoch verbessert sich mein Zustand nicht wirklich.
Davon abgesehen habe ich ein weiteres Problem das mich wirklich sehr belastet, von dem aber niemand etwas weiß. Ich bin mir äußerst unsicher, wie ich beginnen sollte?

Also, ich denke mir, dass man mit 20 Jahren ?normalerweise? einen Freund hat, Alle meine Freundinnen sind in einer Beziehung. Bei mir ist es anders, ich hatte noch nie einen festen Freund, ich sehne mich einfach nach keinem Mann, und ich merke, dass ich im Laufe der Zeit eine richtige Abneigung gegen Männer entwickelt habe, wenn nicht sogar eine Angst. Einige Männer, meist um einiges älter als ich, bemühten sich mit mir eine Beziehung einzugehen, immer erfolglos. Ich empfinde für keinen einzigen auch nur irgendetwas. Ich sehe sie als gute Freunde, nicht mehr. Sobald ich mitbekomme, dass es ihnen um mehr als um Freundschaft geht, steigt in mir ein so unerträgliches Gefühl hoch. Ich kann diese Empfindung nicht wirklich verbalisieren, es ist eine Mixtur aus Abneigung, Ekel, Angst und Panik? Ich ergreife sofort die ?Flucht?, versuche mich auf nichts einzulassen, was mir aber sehr schwer fällt, da ich niemanden verletzen möchte und ich mich sofort schuldig fühle.
Einpaar Male sind mir Männer zu nahe gekommen, ich habe es zugelassen, obwohl ich es absolut nicht wollte. Sie haben meinen Körper berührt, küssten mich und versuchten mich zu entkleiden. Bis zum Entkleiden ließ ich es über mich ergehen, hoffte währenddessen, dass es endlich ein Ende nimmt, ich war wie gelähmt, ich wollte es so gerne stoppen, doch es wollte mir nicht gelingen. Ich bekomme jedes Mal Panik, dass mich einer vergewaltigen möchte und ich bekomme sofort Bilder diesbezüglich. Seit diesen Erlebnissen mache ich mir sehr viele Gedanken darüber. Ich frage mich, was mit mir nicht stimmt, eigentlich sollte man doch irgendetwas empfinden? Wenigstens bei einem, aber da sind einfach rein gar keine schönen und angenehmen Gefühle vorhanden. Niemals könnte ich mir vorstellen mit einem Mann zu schlafen, dieser Gedanke macht mir unendlich viel Angst.
Ich komme im Allgemeinen mit Männern nicht gut klar, auch mit meinem Vater habe ich sehr große Schwierigkeiten.
Bei Frauen ist es irgendwie anders.
Hm? das ist jetzt auch eher schwierig zu beschreiben.
Ich habe viele Freundinnen in meinem Alter, mit denen ich mich sehr gut verstehe, freundschaftlich, von dem her denke ich, bin ich normal.
Aber bei älteren Frauen, puh, es fällt mir wirklich verdammt schwer zu verbalisieren, was ich empfinde und denke.
Also, mit älter meine ich, die so ungefähr in dem Alter meine Mutter sind, zu diesen fühle ich mich irgendwie hingezogen, jedoch nicht so, dass ich mit einer Frau schlafen möchte oder eine Beziehung eingehen möchte. Hm? ich weiß nicht, wie ich das am besten formulieren könnte.
Bei Frauen verspüre ich kaum Ekel, Angst, Unbehagen oder sonstige negativen Gefühle. Denn ich denke, dass ich mir bei Frauen sicherer sein kann, dass sie nicht mehr von mir wollen, es gibt mir eine gewisse Sicherheit, die ich bei Männern nicht habe.
Sehr oft sehne ich mich danach von einer Frau in den Arm genommen zu werden, festgehalten zu werden, an den Händen berührt zu werden, einfach zu spüren, dass ich nicht alleine bin, zu spüren, dass jemand für mich da ist. Doch was ich nicht verstehen kann, sobald mich eine Frau tatsächlich umarmen möchte, ist es für mich nur schwer auszuhalten, ich fühle mich dann angespannt und unwohl, aber gleichzeitig dann doch wieder wohl und zufrieden. Durch dieses ?Gefühlschaos? schaffe ich es dann nicht das vorgestellte Gefühl zu spüren. Das imaginäre und das reale Gefühl sind wirklich sehr konträr. Es ist mir einfach so unglaublich peinlich, dass ich mir so etwas wünsche, sodass ich diese Gedanken keiner Frau, von der ich es mir wünschen würde, auszusprechen traue. Ich denke sofort, dass diese Gedanken abwegig und vollkommen krank sind. Natürlich sagt mir mein Verstand, dass ich diese Umarmung nur von bestimmten Frauen bekommen könnte, von denen, die mich schon gut kennen. Da ich es aber nicht aussprechen kann, versuche ich es auf eine andere Art und Weise, die aber meistens nicht das bewirkt, was ich mir tatsächlich wünschen würde.
Ich habe auch große Schwierigkeiten meine Emotionen zu zeigen. Ich habe mich und meine Gefühle sehr gut unter Kontrolle, niemand weiß, wie es mir wirklich geht, ich möchte es nicht zeigen, zumindest nicht jedem.
So sehr ich mich dafür schäme, wenn ich das jetzt hier schreibe, möchte ich es dennoch versuchen.
Ich verletze mich in letzter Zeit sehr häufig und ich habe aufgrund meines derzeitigen Zustandes auch andere körperliche Probleme. Das Gefühl von einer Frau daraufhin versorgt und umsorgt zu werden fühlt sich für mich unglaublich gut an. Wenn mich ein Mann verarztet, dann empfinde ich nicht annähernd das gleiche. Es ist einfach ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit, es ist einfach schön, wenn sich jemand um mich kümmert. Aber dieses Gefühl empfinde ich nur, wenn diese weibliche Person niemand aus meiner Familie ist, von Verwandten ertrage ich es überhaupt nicht, da empfinde ich beinahe die gleiche Abneigung wie Männern gegenüber.
Ich versuche soviel wie möglich bei Frauen zu sein. Sei es im Bus, dass ich mich zu einer Frau stelle, oder was auch immer, ich fühle mich in Gegenwart von einer weiblichen Person einfach viel wohler und sicherer, als von einem Mann. Ich erfreue mich alleine schon, wenn mich eine Frau einfach nur wahrnimmt.
Von meiner Familie habe ich in den letzten Jahren kaum das Gefühl von Wärme, Nähe, Geborgenheit oder Ähnliches erfahren. Das ist jedoch mein Eindruck, denn vor allem meine Mutter behauptet, dass sie all diese Gefühle mir vermittelt hat und mich spüren lassen hat. Meine Eltern und ich haben einander in den letzten Jahren emotional sehr distanziert, so empfinde ich es, meine Eltern sind allerdings auch hier anderer Meinung.
Im Moment bin ich ziemlich verzweifelt, da ich einfach nicht weiß, was mit mir falsch läuft. Was habe ich Falsches getan?
Könnten Sie mir vielleicht irgendeinen Rat geben, was ich tun könnte, oder haben Sie vielleicht eine Idee, was dieses Problem ist? Denken Sie, dass ich homosexuell bin?
Das wäre für mich das Schlimmste überhaupt, ich könnte es nicht ertragen.
Mir ist bewusst, dass es schwierig ist nur anhand eines Emails dieses ?Problem? einzuschätzen, aber ich glaube, dass Sie das einfach objektiver betrachten können?

Es tut mir wirklich sehr Leid, dass ich soviel geschrieben habe,
ich hoffe Sie dadurch nicht allzu sehr aufgehalten zu haben,

Vielen Dank,
Emilia

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Emilia!

Ich habe nicht das Gefühl, dass Du homosexuell bist (aber Sicherheit kann nich da natürlich nicht geben). Du sagst, Du hast keine Verlangen nach Sex mit einer Frau, und die Gefühle, die die Nähe einer Frau auslöst, haben -so wie ich es verstanden habe- auch nichts mit Erotik zu tun. Es geht um Geborgenheit, Zuverlässigkeit, spürbare Anwesenheit, ein Halt - das ist sicher auch etwas, was man in einer Beziehung erwarten würde; aber eben auch von anderen Menschen im Leben.

So gern ich Dir wirklich helfen würde, ich denke nicht, dass ich es kann. Die Ursache für die Ängste, Ekel usw. scheinen mir tief in Dir begraben und die Wurzel ist doch das, woran man muss. Diese negativen Gefühlen scheinen mir eher ein Symptom - die Ursache kann ich nicht nennen. Du heute auch nicht - aber erarbeiten wirst Du sie können. Vielleicht nicht heute und nicht morgen, sondern mit Zeit.

Du sprichst von mehreren Klinkaufenthalten, die Dir nicht helfen konnte. Leider kann ich Dir hier kaum etwas anderer ans Herz legen, als die therapeutische Hilfe. Ich kenne einige Menschen, die mehrere Anläufe brauchten, um die Wurzel zu ziehen bzw. zu erkennen. Manchmal ist man einfach noch nicht bereit, so tief in sich zu gehen. Dir macht es Angst; Du kannst es kaum aussprechen - mag sein, dass darin der Grund liegt, warum Du bis jetzt keine spürbaren Erfolge erzielen konntest. Da aufgeben so gut wie nie der richtige Weg ist, würde ich es erneut versuchen; Mut aufbringen, die Ängste außen vor zu lassen und die Therapie auch zuzulassen. Nicht leicht, ich weiß. Aber leider der einzige Rat, den ich habe.

Alles Gute!
Dana