Problem von Max - 28 Jahre

Leichtigkeit....

hallo,
um mein "problem" zu erklären, ist es mir nicht möglich einen kern aus unserer geschichtlichkeit zu isolieren. deshalb muß ich leider ein bisschen weiter ausholen.

wir hatten schon über ein jahr in einer wg zusammengelebt und sind in dieser zeit richtig gute freunde geworden. dann kam eine zeit wo in unser beider leben sich viel entschieden hatte (beruflich) und zwischen uns eine immer intensivere zeit zu wachsen und leben begann. und so richtig begonnen hatte es an einem regnerischen tag. wir waren zusammen in einem park und haben uns zum ersten mal geküsst. irgendwann hatte es sehr stark zu regnen begonnen und wir küssten uns bis unsere kleidung keine trockene stelle mehr aufwies und noch weiter bis sie triefend naß war.
zwei monate später sind wir gemeinsam auf reisen gegangen - eine wunderschöne intensive zeit.
ungefähr eineinhalb jahre später, von einem tag auf den anderen, hatte ich das gefühl sie ist nicht mehr da. ich fragte sie mit leichtigkeit was los sei? doch sie antwortete nicht. ich dachte: "ok, you need your time now". drei tage später war alles wieder in bester ordnung. einige monate später wiederholte sich das ganze. ich fragte sie wieder was los sei, aber stille legte sich wie staub über sie und die zeit schien ihre eigenen gesetzmäßigkeiten zu verändern. wir saßen in einer ganz eigenartigen atmosphäre an einem leeren tisch uns gegenüber und ich konnte nicht zu ihr vordringen und ihre lippen hätten nie erlaubt zu sagen wie es gerade in ihrem ICH aussieht. ich sah mich einer ohmacht gegenüber dem schweigen. machte mir sehr viele gedanken und konstruierte folglicher weise in meinem kopf erklärungskonzepte. nach einigen tagen war wieder alles gut. scheinbar - weil bei mir fragen aufgeworfen wurden für die vermutungen statt antworten platz genommen hatten.
das ganze begann zyklisch zu werden und ca. einmal im monat waren wir an einer - wie beschriebenen - unbeweglichkeit.
die monate vergingen und mit der zeit wurde ich sehr sensibel auf den beginn eines erneuten auftretens der zyklischen ordnung. generell muß ich sagen, dass mich mit der zeit das ganze unwissen sehr verunsichert hatte und diese unsicherheit auswirkungen auf mein alltagsleben hatte. ich versuchte verschiedene konzepte mit der distanz und ihrem cocon umzugehen.
eines tages erfuhren wir, dass wir ein gemeinsames kind erwarten und freuten uns beide von anfang an. es gab gar keinen gedanken von uns daran ihn nicht zu bekommen und freuten uns auf die zeit seines wachsens und ihn willkommen zu heißen.
die oben genannten zyklen wurden kürzer und unser leben wechselte von einem extrem zum anderen... ganz oben - ganz unten - ganz oben - ganz unten - ...
in dieser zeit hatte ich auch anderen frau kennengelernt. es war keine sexuelle beziehung od. affäre. nein, aber es tat einfach so gut sich mit ihr zu unterhalten und merkte bald, dass ich begann die fehlende konversation mit meiner freundin durch die andere zu kompensieren. und irgendwie hatte ich immer ein schlechtes gewissen dabei - ich weiß, dass es ganz normal ist mit anderen menschen eine gute freundschaftliche beziehung zu führen und gute unterhaltungen zu führen - aber ich merkte bald, dass die andere frau mehr wollte als ich, und deshalb machte ich auch irgenwie ein geheimnis aus dieser frau gegenüber meiner freundin. irgendwie hatte ich immer das gefühl, dass ich meine freundin geistig und sprachlich betrüge? ich weiß, dass das eigenartig klingt, aber ich hatte dass gefühl, weil ich die art des geistigen austausches mit meiner freundin vermisste.
durch die ganze unsicherheiten die ich mir in unserer bisherigen zeit aufgeladen hatte, wurde unser sexleben auch zum desaster. ich konnte mich nicht gehen lassen, wenn ich merkte sie fühlt keine leidenschaft und wir führen sonntags-sex. schrecklich. es war so frustrierend, für uns beide. in meinem kopf sah es aus wie in einem labyrinth und meine sexuell leistung degratierte auf ein niveau auf dem in minuten verhandelt wird. nachdem wir sex hatten ging sie einfach oder einmal begann sie zu weinen. ich weiß nicht ob ihr euch vorstellen könnt wie das ist und welche auswirkungen so was hat. und leidenschaftsloser sex ist toter sex!
wir bekamen unseren sohn zuhause und wir hatten eine sehr aufregende und intensive, nahe zeit. auch unser sexleben wurde zunehmend besser. doch auch das änderte sich auch nach fünf/sechs monaten wieder und der zyklus begann auch wieder.
unser sexleben verabschiedete sich zunhmend und unsere konversation belief sich auf wenige thematische inhalte. vorzugsweise unseren sohn betreffend.
irgendwann verglich sie uns mal mit ihren eltern. ihre eltern sind geschieden, sie ist das letzte "verehentliche" kind, ihr vater ist ein äußerst schwieriger, grantiger mensch, von dem sie eigentlich nie viel hatte. sie hat so gut wie nie über ihren vater gesprochen und wenn er angerufen hat, hat öfter nicht angenommen. leider ist er kurz nach der geburt unseres sohnes gestorben. es hat sie sehr mitgenommen, aber sie hat nie darüber gesprochen. mit zunehmender machtlosigkeit der situation gegenüber zog auch ich mich mehr zurück und verbrachte viele nächte in meinem atelier und versuchte mich mit arbeit abzulenken. das funktionierte mehr schlecht als recht. mußte ständig an sie/uns denken und immerwieder tränen lassen um meinen kopf frei zu kriegen.
irgendwann, nachdem wir sonntags-sex hatten, redeten wir über unser sexleben und sie sagte mir, dass sie dreimal mit einem anderen mann geschlafen hatte. ich fragte ob es gut war und sie antwortete mit einem ja. es tat weh, aber änderte an meiner liebe zu ihr nichts.
unser leben tröpfelte so dahin, bis wir uns entschieden die stadt zu verlassen und für eine zeit gemeinsam in eine andere stadt zu ziehen.
zwei monate vor unserer abreise, wir hatten gemeinsam an einem großen projekt gearbeitet und nachdem die premiere und noch einige weitere aufführung vorbei waren, hatte sie einen zusammenbruch, starke bauch- und magenschmerzen und mußte gut eine woche im krankenhaus bleiben. ich gab unseren sohn zu seinen großeltern und verbrachte viele tage neben meiner nicht-ansprechbaren, vor schmerzen sich krümmenden, schlafenden freundin. ich hatte rießige angst um sie und hatte neben ihr sehr viel zeit mir gedanken über mich, sie, uns zu machen. mir wurde wieder bewußt wie sehr ich sie liebe und wie wichtig und besonders mir dieser regungslos schlafende mensch, der sich in einer welt befindet die mir nicht zugänglich ist, ist.
als sie wieder nach hause kam fragte ich sie während sie mit großen entdeckungsvollen augen die wohnung abging "wie ist es für dich wieder hier zu sein?". sie sagt es fühle sich eigenartig an.
an jenem abend war ich in der küche beim abwaschen. ich mußte meine tätigkeit unterbrechen und mich - den kopf haltend - auf den boden setzten. eine träne folte der anderen. meine freundin kam und setzte sich neben mich - wortlos, sichtbar und emotional nahe. ich brach in vollen tränen aus... vermittelte meine gedanken, gefühle, einsichten. unter anderem vermittelte ich ihr und mir, dass mir manchmal meine arbeit wichtiger war als sie, wieviel angst ich in der letzten woche um sie hatte, dass mir wieder erneut bewußt wurde dass sie das besonderste ist, ...
an diesem abend schliefen wir körperlich und geistigt vereinigt ein.

eine woche bevor wir in die neue stadt zogen sagte sie zu mir "ich will mich von dir trennen... ich will alleine sein, alleine wohnen".

wir hatten ein artist-in-residence in der neuen stadt und wir wohnten die nächsten zei monate zu dritt in einem theater, was nicht wirklich ein günstiger raum war, weil wir fast 24 std. täglich aufeinander reduziert waren und uns absolut der urbane alltags-input fehlte.
in diesen zwei monaten hatten wir immer- und immerwieder über uns gesprochen, uns angeschrien, zynismus in seiner reinform ausformuliert, geredet, geredet, geredet...
und jedesmal wenn zwischen uns (beidseitig) eine emotional wie sexuelle spannung aufkam, blockte sie ab... als ob ihr irgendwas sagt: halt! das willst du doch nicht! nach den zwei monaten mußten wir aus dem theater raus und wir fanden einfach keine wohnung zu dritt, weshalb wir zwei wg-zimmer in verschiedenen wohnungen hatten. die zeit verging im wechsel von nähe und distanz... und sie betonte immer wieder dass sie keine beziehung führen wolle. in der nacht vor dem 2. geburtstag unseres sohnes kam es zum eklar.
wir arbeiteten an dem geschenk für unseren sohn und zwischen uns entstand wieder eine enorme erotische spannung. sie sagte dann wieder... das will ich eigentlich gar nicht! wir redeten dann ganz offen miteinander und fragte sie nach ihrem cocon, nach ihrer stille. sie sprach dinge aus, die zum ersten mal über ihre lippen kamen. sie sagte wenn sie mich ansieht sieht sie ihren vater. ich war sprachlos. mir fehlten die worte. ich stand auf, zog mich aus und fragte "wen siehst du? ich bekleidete mich wieder und sie erzählte weiter. an einem punkt mußte ich alles was in mir drinnen war irgendwie rauslassen... irgendwie kanalisieren. ich nahm das vollte glas wein vor mir und schüttete es ihr direkt ins gesicht. sie gab mir darauf eine ohrfeige und ich ihr dann. wir standen auf, uns gegenüber. wir setzten unsere brillen ab, sahen uns tief in die augen. das gesicht frei für den anderen. es folten gut 20 (richtig feste und schmerzvolle) ohrfeigen für jeden von uns, bei ständigen tiefen augenkontakt. wir hatten wortlos gegeben und bereitwillig empfangen. nur unsere augen erzählten sich. zwischen uns entstand eine erotisches feuer wie sie in einem heizkessel zu finden ist und entdeckten uns wieder kennen. wir verbrachten ein so intensives und nahes monat miteinander, lernten uns wieder neu kennen und unser sexualleben war großartig und reich. wir konnten uns beide fallenlassen und konnten dem anderen zeigen "hey du... du bist echt was besonderes".
an einem nachmittag ging ich mit unserem sohn raus zum spielen. als wir wiederkamen sagte sie "ich will keine beziehung mit dir führen, ich will nicht mit dir leben". sie sagte das mit solcher kühlheit. ich mußte gehen, hatte das gefühl mich sofort entziehen zu müssen.
ich rief sie später an, schrie in das telephon was sie da tut... warum sie mir ständig weh tun muß, warum sie sich ständig weh tun muß und dass ich keine lust auf solche einseitigen esel-karotten spiele habe... und dass eine ohrfeige von mir nichts bringt - die müßte sie sich jetzt selber geben...
in der nacht fuhr ich noch zu ihr. wir saßen stundenlang am boden ... schwiegen, redeten, schwiegen, ...
ich streckte meine hand aus... "sie blickte sie lange an und fragt, wie ich das tun könne?nach allen was ich dir getan habe?" ich sagte "..das weißt du doch..."

in dieser nachte sagte sie mir, dass sie mich von ganzem herzen und mit all ihrem sein liebt.

ich glaube ihr und weiß, dass sie so etwas niemals invlationär sagen würde. und wieder verbrachten wir eine aufrichtige zeit mit vielen zwiegesprächen und zuwendung.

die tage unserer abreise in dieser stadt hier sind gezählt und ich und unser sohn fuhren letzte woch in unsere alte stadt zurück. die zwei tage vor unserer abreise liefen wieder nicht so gut und wir trennten uns nicht sehr schön am flughafen(sie muß noch drei wochen bleiben). in der ersten nacht in der alten-neuen stadt, ging ich dann abends mit unserem sohn schlafen. irgendwann in der nacht weckte er mich und sagte zu mir hell wach und mit seinem fragmentalem aber stätig wachsendem wortschatz " tati, ea, holen, mit" und schlief von einem moment zum anderen wieder ein. (zur erklärung: tati -ich, ea - meine freundin).
ich lag die restliche nacht wach. es ist mir schwer es in begrifflichkeiten zu fassen, aber ich hatte das gefühl unser sohn weiß grad ganz viel und interprtierte es als "tu was... gib sie nicht auf..."!
morgens buchte ich einen flug und brachte ihn zu seinen großeltern. sie wußte nicht, dass ich kam und fragte sie während sie mit dem fahrrad bei einer roten ampel aufs grüne wartete, dass ich etwas essen gehe und ob sie zufällig auch hunger hätte...? "ja... habe ich" antwortete sie. beim essen fragte sie mich was ich hier mache? unteranderem sagte ich ihr dass ich gekommen bin um mich bei ihr für mein mit zynismus gefärbtes verhalten der letzten zwei tage entschuldigen möchte.
am nächsten tag fragte ich sie, ob sie sich freut, dass ich hier bin und sie meinte "gemischt".

an einem morgen nach zwei tagen, wir waren gerade irrsinnig lustvoll aufeinander sagte sie " hey du... wir verbringen den heuteigen tag mit absolutem hedonismus, leidenschaft und lust und dann laß es und für eine längere zeit beenden. i brauchte einige zeit um herauszufinden was ich davon halten soll und entschloß mich aufzustehen und das frühstück vorzubereiten. ich konnte/wollte auf so einen deal nicht eingehen. ich fragte warum sie soetwas vorschlägt? sie sagte es ist ihr zu emotional zu nahe. i fragte sie, ob sie denn dann in nächster zeit mit anderen typen schlafen würde und sie sagte "ja", weil da keine emotionale nähe ist.
beim frühstück brackten führten artikulierten wir uns gegenseitig unsere phantasien vom aufwachen zwei stunden zuvor. und es war wieder das feuer des heizkessels da. und zwischen uns ein frühstückstisch.
nach dem frühstück bin ich gegangen und für drei tage in ein hostel, wo ich auch gerade sitze.
bis auf gestern nacht hatten uns drei tage lang nicht gesehen und nicht gehört. gestern zufällig in einem club. wir tanzten, hatten viel spaß und spielten auch mit gegenseitiger erotik. gegen fünf uhr früh verliesen wir den club um noch was zu essen. vereinbart über einen letzten absacker in einer bar, ging es auf dem weg dorthin wieder los. sie erklärte sich wieder, dass sie das nicht wolle und alleine sein möchte und dass sie findet ich respektiere sie nicht... us.w. da wir wieder an einem punkt angelangt waren, der mich wieder irritierte und es beidseitig auch kein weiterkommen... es ging auch wieder um erwartungen (sie sagt sie möchte keine erwartungen haben!). wir trennten uns gestern abend wieder mit einem nicht so guten eindruck von einander.

vielleicht kann man aus dem kontext/ unserer - oben beschriebenen - geschichtlichkeit die inbalance erkennen.

ich weiß echt nicht wie ich mich verhalten soll/kann? ich möchte sie und ihre ansichten und ihren willen respektieren. ich respektiere das natürlich auch und nehme es für voll. aber ich wäre mir selbst untreu nein zu etwas zu sagen wo mein ganzes sein ja sagt. ich kann mir keinen zustand denken der erschreckender und schmerzhafter wäre als meine eigenen gefühle zu erdrücken und für nichtig zu erklären.
und das alles bei dem wissen, dass sie mich liebt..!

ich weiß nicht wie lange ich mir diesen romantischen masochismus noch antun kann... werde langsam müde...
aber irgendetwas ganz großes gibt mir immerwieder kraft weiter zu kämpfen - und doch bin ich am ende...

und ja... ich habe eine erwartung, nämlich dass sie zu mir, zu ihrer liebe, zu uns und die freiheit die wir haben steht.



max

Anwort von Sabine

Hallo Max!

Danke für Deine Mail und Dein Vertrauen. Du hast eure Beziehung mit den vielen Auf und Ab`s sehr gut beschrieben.

Im Grunde muss ich gar nicht viel dazu sagen und kann auch gar nicht viel dazu raten. Das wann und wie lange, dass bestimmst Du nämlich ganz alleine. Es ist ganz alleine Deine Entscheidung, wie lange Du dieses Hin und Her noh mitmachen möchtest.

Du schreibst, dass es Dich müde macht und Du Dich am Ende fühlst. Vielleicht solltest Du dann Deinerseits einen Schlussstrich unter die Sache ziehen und Dein Leben neu anfangen. Gemeinsam scheint es ja, ohne ihr wirkliches Wollen, nicht zu klappen.

Sie hat Dir mehrfach signalisiert und auch gesagt, dass sie alleine sein will. Sexuell scheint es ja immer wieder aufregend zu sein und zu klappen, aber das Zusammen, das eigentliche Wir, dass funktioniert wohl nicht. So verstehe ich es zumindest in Deiner Mail.

Es wird Dich immer wieder verletzen, wenn Du immer wieder auf dieses Boot aufspringst. Es wird nie ein Ende geben, sondern immer wieder eine Reise sein, auf die Du Dich begibst mit Deinen Gefühlen und mit Deinen Hoffnungen. Denke einmal darüber nach. Das wie und wie lange und wann, dass liegt auch in Deiner und nicht nur in ihrer Hand.

LG, Sabine